Der Markt für vegane Produkte nimmt zu. Auch Lebensmittelallergiker gehören zur Käuferschicht, da sie sich bei einer Allergie auf tierische Auslöser wie Milch, Hühnerei oder Fisch hier auf der sicheren Seite glauben. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) wollte es genauer wissen und ließ Lebensmittel mit vegan-Labeln auf Spuren und Einträge von Kuhmilch und Hühnerei untersuchen.
Für die vom DAAB in Auftrag gegebene Untersuchung kauften Ernährungswissenschaftler des DAAB in Supermärkten, Discountern und Bioläden 30 vegane Produkte ein. Die Fertigprodukte, vegane Aufschnitte, Fleisch- und Fischersatzprodukte wurden ebenso wie Süßwaren oder auch vegane Mayonnaise auf ungewollte Einträge von Hühnerei- und Kuhmilchprotein untersucht. Dafür wurden die Produkte zum Lebensmittel-Analytiklabor IFP nach Berlin geschickt und mittels standardisierter Messmethoden untersucht.
„Erfreulicherweise konnte in keiner Probe Hühnereiprotein nachgewiesen werden“, erläutert Sabine Schnadt, Ernährungs- und Anaphylaxie-Expertin beim Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V., die Ergebnisse. Für Kuhmilch hingegen konnte in sieben Süßwaren keine Entwarnung gegeben werden. „Die Mengen an nachgewiesener Kuhmilch pro Portion sind durchaus relevant für Allergiker“, sagt Sabine Schnadt. „Wir haben beispielsweise in einem veganen Müsliriegel (30g) 41,2 mg Magermilchpulver nachgewiesen, was 10,7mg Milchprotein entspricht. Dadurch können bei einem Milchallergiker deutliche Symptome ausgelöst werden.“
In allen positiv getesteten Produkten war die Referenzdosis für Kuhmilch von 0,1 mg Milchprotein selbst bei kleinen Portionsgrößen (wie 1 Stück Schokolade) deutlich überschritten. Die Referenzdosis bezeichnet die in Studien nachgewiesene Grenze, ab der eine allergische Reaktion auftreten kann.
Verbrauchertäuschung?
Fünf der sieben positiv getesteten Produkte wiesen auf die möglichen Einträge von Kuhmilch auf der Verpackung hin. Ein Produkt hatte jedoch überhaupt keinen Hinweis aufgebracht und ein weiteres Produkt wies zwar auf eine mögliche Kontamination mit Nüssen hin, aber nicht auf Kuhmilch.
„Dies ist besonders besorgniserregend, da der allergische Verbraucher ein solches Produkt als sicher verträglich einstuft“, führt Schnadt weiter aus. „Aufgrund der Ergebnisse haben wir mit den Herstellern Kontakt aufgenommen, um auf die Probleme und Bedürfnisse der Allergiker aufmerksam zu machen“.
Die Reaktionen der Hersteller waren sehr unterschiedlich. Der Hersteller ohne Spurenhinweis aber mit erheblicher Menge Milchspuren teilte uns mit, dass er aufgrund fehlender gesetzlicher Vorgaben sich entschlossen habe, ungewollte Allergeneinträge generell nicht zu benennen. Allergiker wüssten dies schließlich. Engagierter reagierte die Firma mit Nuss- aber ohne Milch-Hinweis: Sie ließ sämtliche Rohstoffe zurückverfolgen und wechselte einen Zulieferer, um zukünftig ein besseres Allergenmanagement zu gewährleisten.
Dies bestätigt den DAAB in seiner Arbeit, den Dialog zur Lebensmittelindustrie zu suchen und auf die Situation der Allergiker aufmerksam zu machen. Die kompletten Testergebnisse werden in der aktuellen Ausgabe von „Allergie konkret“, dem Magazin des DAAB, veröffentlicht.