Der Deutsche Alpenverein hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt: Von der eingeschworenen Männergemeinschaft zum gesellschaftlich offenen Verein, vom Schwerpunkt "Bergsteigen" zu vielfältigen bergsportlichen Disziplinen und Interessen. Nicht zuletzt ist die Mitgliederzahl stark gestiegen, nämlich von 103.000 auf 755.000.
Und: Rund 22 Prozent der Mitglieder sind Kinder und Jugendliche bis 27 Jahre. Seit seiner Neuformierung nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Deutsche Alpenverein eine wechselvolle Geschichte erlebt, die von einzelnen Personen und Interessengruppen, vor allem aber durch die jüngere Geschichte und gesellschaftlichen Entwicklungen beeinflusst ist.
Über Meilensteile und auch Brüche in der Geschichte des DAV und der Sportgeschichte seit 1945 diskutieren: Bruno Erath (Begründer des Bergsteigerfunks des Bayerischen Rundfunks), Daniel Gebel (extremer Allround-Bergsteiger), Prof. Dr. Michael Krüger (Sporthistoriker Universität Münster), Lotte Pichler (ehemalige Bundesjugendleiterin und Sektionsvorsitzende), Prof. Dr. Heinz Röhle (Präsident des DAV), Reinhard Sander (ehemaliger 1. Vorsitzender des DAV) sowie Hans Thoma (ehemaliger Referent für Ausbildung und Bergführerwesen). Die Veranstaltung moderiert Micky Pause von der Redaktion "Bergauf Bergab" des Bayerischen Rundfunks.
Die Veranstaltung steht in engem Zusammenhang mit der Ausstellung "Aufwärts! Berge, Begeisterung und der Deutsche Alpenverein 1945 bis 2007", die noch bis 23. März 2008 im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins zu sehen ist: Filme zeigen, was in den vergangenen sechzig Jahren an Bergbildern und -klischees in den Kinos präsentiert und in die deutschen Wohnzimmer übertragen wurde, Bergsteigerlieder und Alpenrock werden an Hörstationen kontrastiert und einzelne Installationen und alte Ausrüstungsstücke machen deutlich, wie sich das Bergsteigen in den letzten Jahrzehnten veränderte.
Gleichzeitig zeigen Dokumente und Fotografien, wie das Bergsteigen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder neu begann, die Berge erneut zum Urlaubsziel wurden und sich der Deutsche Alpenverein allmählich wieder etablierte. Einschneidendes Ereignis war die 68er Bewegung.
Das alte Ideal des Leistungsbergsteigens wurde hinterfragt, er öffnete sich für eine breite Mitgliedschaft und engagierte sich zunehmend gegen Erschließungsmaßnahmen wie den Bau von Wasserkraftwerken, Seilbahnanlagen und Bergstraßen. Auch das Freiklettern, das sich in den 1970er und 1980er Jahren etablierte, krempelte den Verein um. Mittelgebirgsfelsen waren plötzlich ähnlich beliebt wie der Alpenraum und, anders als beim klassischen Bergsteigen, waren an diesem Sport insbesondere die Frauen interessiert.