Jagdrecht: Verlässliche Grundzüge statt Kleinstaaterei
Zum Auftakt des Bundesjägertages übergab der Präsident des Deutschen Jagdschutz-Verbandes (DJV), Jochen Borchert, am Donnerstagabend rund 70.000 Unterschriften für ein einheitliches Jagdrecht an den Staatssekretär des Bundeslandwirtschaftsministeriums, Dr. Robert Kloos. Jäger, Nichtjäger und prominente Politiker haben mit ihrer Unterschrift in den letzten 4 Monaten das 7-Punkte-Papier des DJV gegen eine Zersplitterung des Jagdrechts unterstützt. "Statt Kleinstaaterei brauchen wir verlässliche Grundzüge des Jagdrechts in ganz Deutschland. Sonst funktioniert die nachhaltige Bewirtschaftung von Wild nicht", sagte DJV-Präsident Borchert vorab. Warum etwa ein Hirsch in einem Bundesland frei wandern dürfe und in einem anderen sofort erlegt werde, sobald er den Kopf aus dem staatlich verordneten Ghetto strecke, sei weder Jägern noch der Bevölkerung zu vermitteln. Vor allem, weil der Rothirsch eine wichtige Leitart für die Biotopvernetzung sei, so Borchert.
Erhalt des Reviersystems: Effektiv gegen Wildschäden und Seuchen
Die über 400 Delegierten wollen heute auf dem Bundesjägertag in Templin die Forderung nach einem einheitlichen Jagdrecht mit einer Resolution untermauern. Gemeinsam mit dem Bauernverband (DBV) sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (BAGJE) wollen die Jäger zudem eine Stellungnahme zum Erhalt des Reviersystems verabschieden. Hintergrund ist die Klage eines Jagdgegners vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Mit seinem Ansinnen, die Jagd auf seinen Flächen aus Gewissensgründen nicht zu dulden, war er in allen Instanzen bis zum Bundesverfassungsgericht gescheitert. Die flächendeckende Bejagung ist unter anderem wichtig, um Seuchenzüge - etwa durch die Schweinepest - zu verhindern oder Verbissschäden zu minimieren.
Schwarzwild: Nur eine Herausforderung für Jäger?
Weiterer Schwerpunkt des Bundesjägertages ist das Wildschwein. Auf einem Agrarbetrieb nahe Röddelin stellten DJV und Bauernverband am Donnerstag das gemeinsame Modellprojekt "Schwarzwildbewirtschaftung in der Agrarlandschaft" vor, das vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert wird. Insgesamt sechs Betriebe in Deutschland nehmen daran teil. Das Ziel: Wildschweine durch Schneisen in Maisfeldern effektiver zu bejagen und gleichzeitig die Artenvielfalt zu fördern. Unter dem Titel "Schwarzwild - nur eine Herausforderung für Jäger?" diskutieren am 4. Juni Experten über die Folgen des Strukturwandels in der Landwirtschaft. Unbestritten ist, dass Allesfresser wie das Wildschwein vom großflächigen Energiepflanzen-Anbau enorm profitieren. Spezialisten wie Feldlerche oder Rebhuhn haben immer öfter das Nachsehen.
Der Bundesjägertag findet einmal jährlich statt. Diese Delegiertenversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium der Jäger in Deutschland. Hier werden die Weichen für die bundesweite Jagdpolitik gestellt.
Das ausführliche Programm und aktuelle Informationen finden Sie im Internet: www.newsroom.de/djv. Dort gibt es auch aktuelle Fotos kostenfrei zum Herunterladen.