Alles gut? Nicht ganz. Bei genauerem Hinsehen fällt der hohe Anteil von Jägern auf, die mit bleifreien Geschossen unzufrieden waren: Knapp 36 Prozent der 573 Schützen, die Jagdmunition mit alternativen Materialien eingesetzt haben, kehrten dieser nach einer Testphase den Rücken und verwenden wieder bleihaltige Geschosse. Der am häufigsten genannte Grund: mangelnde Tötungswirkung. Die Jagd-Erfahrungen der drei Gruppen sind dabei durchaus vergleichbar. Bleischützen haben laut Umfrage mit ihrer Munition durchschnittlich 56 Stück Wild erlegt, Bleifreischützen 45 und diejenigen, die von bleifrei auf Blei zurückwechselten, 36 Stück Wild. Von den insgesamt 1662 Umfrageteilnehmern haben zwei Drittel mit Bleimunition gejagt, 22 Prozent mit bleifreien Geschossen und 12 Prozent wechselten von bleifrei wieder zu Blei.
Der DJV nimmt diese Erfahrungen aus der Jägerschaft sehr ernst. Mit Berufung auf die jetzt parallel vorliegenden vorläufigen wissenschaftlichen Ergebnisse zur Tötungswirkung von Jagdmunition des Bundeslandwirtschaftsministeriums fordert der Verband, die im Handel befindlichen Patronen auf den Prüfstand zu stellen - und zwar unabhängig vom Geschossmaterial. "Tierversuche in freier Wildbahn darf es nicht geben. Wir fordern eine Neubewertung aller Büchsenmunition", sagte DJV-Vizepräsident Dr. Wolfgang Bethe. Die wissenschaftlichen Grundlagen für ein unabhängiges Prüfverfahren lägen jetzt erstmals vor und müssten von Herstellern und Politik ernst genommen werden. Der DJV fordert, dass auf der jeweiligen Patronenschachtel künftig neben den herkömmlichen ballistischen Angaben die individuelle mögliche Einsatzentfernung kenntlich gemacht wird.