Grundlage für diese Ergebnisse sind Zählungen in bundesweit über 450 Referenzgebieten für das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD), das vom Deutschen Jagdschutzverband (DJV) 2001 initiiert wurde. Nach neun Jahren Zählen und Auswerten lässt sich eindrucksvoll belegen, dass die Feldhasenbestände in Deutschland weiterhin stabil sind. "Grund genug, dass der Feldhase in Nordrhein-Westfalen jetzt auf der Roten Liste heruntergestuft wurde", sagte DJV-Präsident Jochen Borchert.
Besonders beliebt beim Feldhasen ist das Nordwestdeutsche Tiefland, ergaben die WILD-Zählungen. Allein in Nordrhein-Westfalen - dem Hasenland Nummer 1 - lebten im Herbst 2010 auf einem Quadratkilometer 32 Tiere. Im Nordostdeutschen Tiefland (5 Tiere pro Quadratkilometer) und in den östlichen Mittelgebirgen (7 Tiere pro Quadratkilometer) tummelten sich deutlich weniger Langohren. Die Besätze nehmen aber dort leicht zu, wie Thüringen zeigt (von 6 auf 7 Hasen pro Quadratkilometer).
Die Wissenschaftler vergleichen regelmäßig die Ergebnisse der Frühjahrs- und Herbstzählung. Daraus ergibt sich die so genannte Nettozuwachsrate, die witterungsbedingt starken Schwankungen unterliegt. So fiel sie 2008 komplett aus und lag 2010 wieder bei 10 Prozent. Der bisherige Rekordwert mit 25 Prozent Nettozuwachsrate wurde 2007 ermittelt. Die Bejagung des Feldhasens orientiert sich an der Nettozuwachsrate und am tatsächlichen Bestand.
In den letzten drei Jahren wurde die Bejagung bundesweit nur sehr zurückhaltend durchgeführt. In Regionen mit vergleichsweise wenigen Hasen verzichten Jäger seit Jahren freiwillig auf die Bejagung. Gleichzeitig wurden die Schutzmaßnahmen intensiviert. Jüngstes Beispiel ist die Aktion "Farbe ins Feld", die vom DJV unterstützt wird: Noch 2011 sollen 12.000 Hektar zusätzliche Blühstreifen in der Agrarlandschaft entstehen.
Unter der Regie von Wissenschaftlern der Universität Trier, der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde erfassen speziell geschulte Jäger den Feldhasen im Frühjahr und Herbst. Lepus europaeus - wie Zoologen ihn nennen - wird dabei wissenschaftlich korrekt in der Dunkelheit gezählt, indem mit Scheinwerfern aus dem fahrenden Auto die Felder - entlang festgelegter Strecken - abgesucht werden.