Der Deutsche Kulturrat sieht mit Sorge, dass möglicherweise mehr als die Hälfte der Studierenden der Hochschule für bildende Künste Hamburg zwangsexmatrikuliert werden sollen, weil sie die Studiengebühren nicht gezahlt haben. Von den 442 Studierenden, die im Sommersemester 500 Euro Studiengebühren hätten entrichten müssen, sind nur 177 der Verpflichtung nachgekommen. Über die Hälfte, nämlich 265 Studierende, haben keine Studiengebühren gezahlt. An der Hochschule für bildende Künste Hamburg müssen zusätzlich zu den 249,- Euro Semesterbeitrag 500,- Euro Studiengebühren pro Semester entrichtet werden. Die Studiengebühren werden vom Land Hamburg festgelegt, die Hochschulen haben keinen Einfluss darauf. Auch die mögliche Exmatrikulation der Studierenden erfolgt auf Druck des Hamburger Wissenschaftssenators Jörg Dräger. Die Hochschule für bildende Künste Hamburg bietet Studiengänge in Freier Kunst, Design, Kunstpädagogik, Visueller Kommunikation/Medien und Gender Studies an.
Studierende, die ein Studium der Freien Kunst abschließen, sind typischerweise als Selbständige berufstätig, aber auch für Designer sowie im Medienbereich ist die freiberufliche Tätigkeit üblich. Die Künstlersozialkasse, in der alle freiberuflichen Künstler und Publizisten pflichtversichert sind, hat kürzlich die Durchschnittseinkommen der freiberuflich arbeitenden Künstler zum 01.01.2007 veröffentlicht. Berufsanfänger im Bereich der Bildenden Kunst, hierzu zählen in der Künstlersozialkasse auch Designer, verdienen im Durchschnitt 7.705 Euro im Jahr (Künstler 8.510 Euro, Künstlerinnen 7.155 Euro). Nach Ablauf der in der Künstlersozialkasse üblichen Berufsanfängerzeit von drei Jahren verdienen sie gerade mal 10.510 Euro, wohlgemerkt im Jahr und nicht im Monat. Künstler verdienen mit 12.041 Euro etwas mehr als ihre Kolleginnen mit 8.804 Euro.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „Künstler verdienen ohnehin zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Von einem Jahresdurchschnittseinkommen von 10.510 Euro auch noch Studiengebühren, die oftmals über einen Kredit finanziert werden müssen, zurückzahlen zu müssen, ist schier unmöglich. Hamburg ist angetreten, Kunst und Kultur eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Mit viel öffentlichem und privatem Geld wird die Elbphilharmonie gebaut. Mit großem Engagement wird die Vernetzung im Bereich der kulturellen Bildung gefördert, damit Hamburg zur Modellstadt für kulturelle Bildung wird. Aber man nimmt in Kauf, dass angehende bildende Künstler und Designer der Stadt den Rücken kehren, weil sie die Studiengebühren nicht bezahlen können. Das passt nicht zusammen. Wir fordern Hamburgs Ersten Bürgermeister und die Kultursenatorin auf, Flagge zu zeigen und sich für Kunststudenten einzusetzen."