Im Einzelnen sagte DL-Präsident Josef Kraus dazu:
"Zwei Drittel aller rund 800.000 Lehrkräfte in Deutschland sind Frauen. In manchen Schulbereichen, vor allem im Grundschulbereich, finden sich unter einhundert Nachwuchslehrern oft nur noch ein bis zwei Männer. Selbst in naturwissenschaftlichen Fächern weiterführender Schulen dominieren mittlerweile oft schon die weiblichen Nachwuchskräfte. Letzteres ist einerseits positiv, weil sich dadurch auch Mädchen eher zu naturwissenschaftlichen und technischen Berufen motivieren lassen.
Andererseits aber ist die fortschreitende Feminisierung der Lehrerberufes vor allem im Grundschulbereich zu einem sozialpädagogischen Problem geworden. Die Folge davon ist nämlich, dass viele Heranwachsende das ganze erste Lebensjahrzehnt mit keinem Mann mehr Umgang haben. Damit ist die Biographie vieler Kinder das ganze erste Lebensjahrzehnt hindurch von Frauen geprägt: zu Hause möglicherweise von der alleinerziehenden Mutter, im Kindergarten von Erzieherinnen und in der Grundschule von Lehrerinnen. Das ist weder für Jungen noch für Mädchen gut.
Dass immer weniger Männer in den Lehrerberuf gehen, hat vielfach mit der mangelnden Attraktivität des Lehrerberufes zu tun. Traditionell immer noch eher karriereorientierte Männer sehen als Lehrer keine Entwicklungsperspektiven. Hier muss die Politik reagieren, zum Beispiel indem sie in allen Bundesländern in allen Lehrämtern Leistungsanreize in Form von Beförderungen und Prämiensystemen schafft. Außerdem ist seitens der Kultusminister endlich eine nach Schulformen und Fächern differenzierte Lehrerbedarfsprognose samt entsprechender Werbekampagne notwendig. Schließlich müssen in den nächsten zwölf Jahren rund 300.000 Lehrer aus Altersgründen ersetzt werden."