„Aus dem Auge aus dem Sinn ist genau die Seuchenstrategie, die gescheitert ist. Diese Tötungsserien sind mehr von Hysterie als von Augenmaß und verantwortlichem Handeln geprägt. Statt endlich in Seuchenpräventionspolitik zu investieren, wird in Tötungsmaschinen investiert, die Tierleichenberge wachsen“ erklärt Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Für den Deutschen Tierschutzbund steht fest, dass die bisherige Seuchenpolitik gescheitert ist. Es gibt bis heute keine Impfpolitik und keine Einsicht, dass das Risiko angesichts einer zunehmend industriell geprägten Tierhaltung immens ist. Denn Viren verbreiten sich durch die Transportwege zwischen Aufzucht, Mast und Schlachtung katapultartig, so Apel.
Bei dem Verursacher der Ausbreitung scheint es sich um den Entenmastbetrieb Wichmann zu handeln, mit dem offenbar alle anderen Betriebe Geschäftskontakte haben. Das belegt zudem, dass die von „Seuchenpolitikern“ für die Begründung von Aufstallgeboten genutzte These, ein geschlossenes System nehme die Gefahr, gescheitert ist. „Jedes geschlossene System hat Lücken. Die nicht artgerechte Tierhaltung gewerblicher Großmäster widerspricht einer Seuchenprävention, die mit dem Tier- und Menschenschutz in Einklang steht “, so Apel.
Mit der Geflügelpest – wie mit Tierseuchen allgemein – werden wir auch in Zukunft leben müssen, so die Überzeugung des Deutschen Tierschutzbundes. Dies zeigt nicht zuletzt dieser aktuelle Fall. Umso wichtiger ist es, eine Langzeitstrategie für den Umgang mit dieser Seuche zu entwickeln. Dazu gehört zwingend, stärker auf kleinbäuerliche Strukturen und Tiergerechtigkeit zu setzen, um Tierkadaverberge in bisher ungeahntem Ausmaß zukünftig zu verhindern. Die industriell geprägte Massentierhaltung ist gescheitert. Übereilte Tötungsaktionen und ein generelles Verbot der artgerechten Freilandhaltung können nicht die Lösung sein. Die prophylaktischen Tötungen gesunder Tiere, um Handelsbeschränkungen zu verhindern, sind entschieden abzulehnen.