Extensive Beweidung könne einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des euro-päischen Biotopverbundes, der Wasserrahmenrichtlinie und des Klimaschutzes leis-ten. "Derzeit werden in Brüssel die Weichen dafür gestellt, wie sich unsere Kultur-landschaft in den Jahren von 2014 bis 2020 entwickelt", verwies Josef Göppel MdB, Vorsitzender des DVL, auf die Dringlichkeit des Themas.
Mehr als 200 Pflanzenarten könnten auf extensiven Weiden leben - im modernen Ansaatgrünland seien es maximal zehn, erklärte der DVL. Viel wirkungsvoller als schmale Uferrandstreifen könne Grünland den Eintrag von Nährstoffen in die Ge-wässer bremsen. Bei Überschwemmung durch Hochwasser halte Grünland das Wasser wie ein Schwamm zurück und könne so helfen, Hochwasserspitzen zu kap-pen. Klimaschädliche Gase würden im Grünland als Kohlenstoffsenke gebunden. Und nicht zuletzt prägten Weidetiere gerade in den Mittelgebirgen wertvolle Erho-lungslandschaften für den Menschen.
Der DVL arbeitet daran, die Vorzüge extensiver Beweidung zu verdeutlichen und wirkungsvolle Maßnahmen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU vor-zuschlagen. " Bewirtschafter extensiver Weiden sind oft an Naturschutzzielen, wie dem Erhalt der Artenvielfalt, sehr interessiert", weiß Prof. Dr. Eckhard Jedicke, der das Thema gemeinsam mit dem DVL betreut. Die Grundbedingung in seinen Augen lautet: "Wenn die Landwirte für ihre Arbeit durch die Gesellschaft angemessen ho-noriert werden, sind sie gern bereit, auch anspruchsvolle Umweltziele anzusteuern." Dazu suche der DVL in den nächsten Monaten einen intensiven Dialog.
Das Projekt "Entwicklung der extensiven Beweidung als zukunftsfähiges Natur-schutzinstrument in der EU, im Bund und in den Bundesländern" bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt soll handfeste Vorschläge für die Agrarreformen liefern.
Folgende Punkte sieht der DVL als erforderlich an:
Extensivweiden in die Erste Säule der GAP integrieren:
1. Direktzahlungen auf allen Extensivweiden gewähren
2. Bruttoprinzip: bis 30% Landschaftselemente als förderunschädlicher Be-standteil der Weiden
3. Einheitliche Sonderkodierung für alle Extensivweiden
Agrarumweltmaßnahmen (AUM) in der Zweiten Säule weiterentwickeln:
4. Stärkere EU-Kofinanzierung der AUM für Extensivweiden
5. Europaweit verpflichtende AUM für Weiden: extensive Weide (a) auf bisher intensiv genutzten Flächen (wie Acker in Auen); (b) in naturschutzfachlich wertvollen Lebensräumen
6. Längere Vertragslaufzeiten zwecks Planungssicherheit
7. Anreize über Erstattung von Transaktionskosten schaffen mit mindestens 20% Aufschlag
8. Extensivweiden in die Gemeinschaftsaufgabe Förderung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) integrieren
9. Landschaftspflegeprogramme etablieren
Naturschutzberatung für Landwirte:
10. Betriebsberatung in Länderprogramme integrieren und über ELER EU-kofinanzieren
Bürokratie vereinfachen:
11. Extensive Beweidung erfordert angepasste Bestimmungen für Tierkenn-zeichnung, veterinärmedizinische Überwachung, Schlachten (Kugelschuss auf der Weide, mobile Schlachtboxen), kontrolliertes Belassen von Tierkada-vern
Die Broschüre "Extensiv beweiden - Zukunftsfähiger Naturschutz auf Weide-Grünland in der EU, Bund und Ländern" soll Beiträge zur Diskussion auf EU-, Bun-des- und Landesebene liefern. Sie ist in deutsch und englisch kostenlos erhältlich beim Deutschen Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL), Feuchtwanger Straße 38, 91522 Ansbach, Telefon (0981) 4653-3540, E-Mail bestellung@lpv.de, sowie zum Herunterladen unter www.landschaftspflegeverband.de.