"Wo immer möglich, sollten bestehende Vorkommen dieser schönen Pflanzen erhalten und gefördert werden", so Bernd Blümlein vom DVL. Positiv für das Wachstum und die Vermehrung der Wildtulpe und ihrer Begleiter sei eine ungestörte Entwicklung während der Zeit des Wachsens und Fruchtens. Wird die Wild-tulpe vom Frühjahr, ihrem Erscheinen im Weinberg, bis zum Einziehen der Reserven aus den absterbenden Blättern im Juli nicht gestört, bilden sich gut ausgebildete Zwiebeln für die nächste Generation sowie Fruchtstände mit zahlreichen Samen aus. Oberste Priorität hat somit eine Bewirtschaftung, die die Tulpe in diesem Zeitraum nicht in der Entwicklung stört. Vom Winzer verlangt dies entsprechendes Fingerspitzengefühl.
Der DVL hat daher im Rahmen des "100 Äcker"-Projektes eine spezielle Broschüre "Weinbergstulpe - Gelber Frühlingsbote im Weinberg" verfasst, die Winzern und interessierten Laien Tipps für die "weinbergstulpenfreundliche" Bewirtschaftung gibt. Sie kann über die Homepage http://www.lpv.de/... beim DVL kostenlos (gegen Erstattung des Portos) bezogen werden.
Ursprung und Verbreitung der Weinbergstulpe
Der Name "Wilde Tulpe", "Waldtulpe" oder "Weinbergstulpe" (Tulipa sylvestris L.) mag fälschlicherweise den Eindruck erwecken, dass diese leuchtend gelb blühende Blume eine in unseren Breiten beheimatete Wildform darstellt. Tatsächlich aber stammt sie wohl aus Südeuropa. Aus den warmen Mittelmeergebieten Italiens trat die dort beheimatete wild wachsende Art, ihren Siegeszug über die Alpen erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an. Ähnlich der Gartentulpe, die in etwa zur selben Zeit von der heutigen Türkei aus als beliebtes Geschenk in die Gärten der Adelshäuser Mitteleuropas gelangte, trat die Wildtulpe ihre Reise nach Norden vermutlich von Bologna aus an, wo sie als prächtig blühende Zierpflanze bereits geschätzt wurde. In den Parkanlagen der Adelssitze, in Schloss- und Klostergärten Mittel- und Nordeuropas fand sie eine neue Heimat. Der älteste, schriftliche Nachweis über das Vorkommen der Wilden Tulpe in Deutschland datiert auf 1588 in Nürnberg. Doch weder Burggraben noch Klostermauer vermochten dem Freiheitsdrang der schönen Wilden Einhalt zu gebieten. Die Gezähmte verwilderte in den kommenden Jahrhunderten und kommt heute europaweit von Süditalien über Frankreich und England bis nach Südskandinavien vor.
Hintergrund: Bundesprojekt "100 Äcker für die Vielfalt"
"100 Äcker für die Vielfalt" lautet das Motto eines bundesweiten Gemeinschaftsprojektes, das den Aufbau eines Netzes von artenreichen Äckern zum Ziel hat. Bis 2013 soll auf bundesweit mindestens 100 Ackerstandorten eine auf die Ackerwildkräuter ausgerichtete Bewirtschaftung langfristig sichergestellt werden. Das Projekt setzen die Georg-August-Universität Göttingen, die Universität Kassel-Witzenhausen sowie der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) aus Ansbach gemeinsam um. In das Projekt werden nur solche Flächen aufgenommen, die sich durch einen herausragenden botanischen Artenbestand auszeichnen und deren Bewirtschaftung langfristig den Erhalt der Wildkräuter gewährleistet. Auch Arten der Weinberge, wie die Weinbergstulpe, der Milchstern und die Traubenhyazinthe sollen im Rahmen des Projekts geschützt werden.