Die Aktionswoche ist die größte bundesweite Freiwilligenoffensive, durch die die Arbeit von mehr als 23 Millionen freiwillig Engagierten in Deutschland gewürdigt wird. Unter dem Motto "Engagement macht stark!" beteiligen sich in diesem Jahr Initiativen, Vereine, Verbände, staatliche Institutionen und Unternehmen. Schirmherr der in diesem Jahr zum achten Mal veranstalteten Woche vom 24. September bis zum 3. Oktober ist Bundespräsident Joachim Gauck. Der Bundespräsident engagiert sich für diese Aktion laut eigener Aussage, weil die Woche Menschen, die sich für andere und für das Gemeinwohl engagieren, Aufmerksamkeit, Anerkennung und Anregung gibt.
DWV-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß sagte anlässlich der Aktionswoche, dass gerade beim Thema Wandern das große Engagement vieler ehrenamtlich tätiger Menschen deutlich werde. "Die unter dem Dach des Deutschen Wanderverbandes zusammengeschlossenen Vereine beziehungsweise die rund 600.000 in diesen Vereinen Organisierten zeigen jeden Tag auf's Neue den hohen Wert des bürgerschaftlichen Engagements." Das reiche von der Schaffung sozialer Kontakte etwa während Kultur- und Familienveranstaltungen über den Naturschutz bis hin zur Pflege und Markierung von Wanderwegen. Drei Beispiele.
Eine wahre Erfolgsgeschichte hat der Mährisch-Schlesische Sudetengebirgsverein (MSSGV) in den vergangenen Jahren geschrieben. Im Rahmen seines Familien-Programms "Wander (S) pass" lädt der MSSGV jährlich mehrfach Kinder aus den Grundschulen der Stadt Kirchheim zu kindgerechten Wanderungen und Spielen in die Umgebung ein. Bereits zur zweiten Tour im Gründungsjahr 2004 beteiligten sich rund 300 Kinder. Bis heute werden die thematischen Wanderungen überaus gut angenommen. Im Durchschnitt sind 150 bis 200 Schüler dabei. Wie ein Engagement im Naturschutz aussehen kann, zeigt der Eifelverein. Hier pflegt die Ortsgruppe Strohn jährlich 300 Stunden den Moor- und Uferbereich eines Trockenmaars. Außerdem reparieren und säubern die Ehrenamtlichen dort noch rund 100 Nistkästen. Einen der höchsten Preise für Engagement in der Denkmalpflege bekommt am 12. November Reinhard Wolf. Bundespräsident Joachim Gauck wird dem 62-jährigen Vizepräsident des Schwäbischen Albvereins die Silberne Halbkugel überreichen. Mit der Auszeichnung wird zugleich die Arbeit von 1.200 ehrenamtlichen Helfern geehrt, die seit dem Jahr 2001 auf Initiative Wolfs in sieben württembergischen Landkreisen 45.000 Grenzsteine, Bildstöcke, Wegkreuze, Steinbänke oder Schutzhütten gesucht, kartiert und dokumentiert haben.
Einer Studie des Europäischen Tourismus Instituts (ETI) an der Universität Trier zufolge leisten die im DWV organisierten Menschen jährlich 2, 3 Millionen Arbeitsstunden ehrenamtlich. Allein beim Schwäbischen Albverein mit 103.570 Mitgliedern waren es im vergangenen Jahr rund 571.000 Stunden, 28.612 davon gingen in die Wegearbeit. Beim Rhönklub mit knapp 24.000 Mitgliedern wurden für die Pflege und Markierung von Wegen im selben Jahr 16.100 Stunden aufgewendet - von 105.420 ehrenamtlich erbrachten Stunden insgesamt. Selbst kleine Vereine wie der Saarwald-Verein mit rund 2.400 Mitgliedern brachten es im vergangenen Jahr auf rund 20.200 ehrenamtlich gearbeitete Stunden, 970 davon für die Wegearbeit.
Rauchfuß: "Unsere Ehrenamtlichen kümmern sich um rund 200.000 Kilometer Wanderwege in Deutschland. Ohne Ehrenamt würde es keinen Wandertourismus geben." Die Aussage des Präsidenten wird durch die ETI-Studie ergänzt: "Ein dauerhaft gut gepflegtes und ausreichend markiertes Netz von Wanderwegen stellt ein wesentliches Entscheidungsmerkmal für den Gast bei der Wahl und Bewertung einer Wanderregion dar", heißt es dort. Die Bedeutung einzelner Wege für die Entscheidung, in einer bestimmten Region zu wandern, zeige sich darin, dass für rund 36 Prozent der Wanderer der Wanderweg ausschlaggebend für den Besuch einer Region ist. Außerdem seien regionale Wanderwegenetze beispielsweise in den Mittelgebirgen die meist genutzte Freizeitinfrastruktur, so die Studie weiter.
Dass die Ehrenamtlichen die Grundlage für den boomenden Wandertourismus in Deutschland schaffen und rund 20.000 Wegezeichner bundesweit über 350.000 Stunden jährlich unterwegs sind, um Wege für rund 40 Millionen Wanderer allein aus Deutschland zu markieren, wird in der Öffentlichkeit jedoch kaum wahrgenommen.
Der Deutsche Wanderverband wird deswegen das kommende Jahr anlässlich seines 130-jährigen Jubiläums unter dem Motto "Zeichen setzen" zu einem Aktionsjahr für die Wegearbeit machen. Ziel ist es, mit verschiedenen Aktionen die Arbeit der in der Regel "unsichtbaren" Wegemarkierer zu würdigen und ihnen ein Gesicht zu geben.
Unter anderem wird der DWV ein Spendenkonto einrichten, aus dem Fortbildungen von Menschen bezahlt werden, die sich in der Wegearbeit engagieren. Mit dieser Aktion liegt der Wanderverband auf einer Linie mit dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, welches ebenfalls mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung für ehrenamtlich geleistete Arbeit erreichen will und erkannt hat, wie wichtig das Thema "Bildung" dabei sowohl als Praxisfeld als auch in der Qualifizierung von Engagierten künftig sein wird. Rauchfuß: "Die Ausbildung von Wanderführern, von Experten für das Schulwandern und jetzt die Qualifizierung von Wege-Spezialisten geschieht durchweg auf hohem Niveau, so dass wir auch für die Zukunft in unseren Arbeitsbereichen nachhaltig Qualität garantieren können."