Wandern ist mit fast 40 Millionen Aktiven mit Abstand die beliebteste Outdoor-Aktivität der Deutschen und in vielen europäischen Ländern ein wichtiger Zukunftsmarkt. Die Freizeitbeschäftigung hat viele Facetten und bietet spannende Anknüpfungspunkte für ein dauerhaftes Engagement. Während ihres Vortrages in Friedrichshafen am Donnerstag, den 12. Juli (Raum Berlin, 13:00 Uhr) werden Ute Dicks und Erik Neumeyer vom Deutschen Wanderverband (DWV) mehrere aktuelle Entwicklungspotentiale dieses Marktes ausleuchten.
Den beiden Experten zufolge zeigen die stark zunehmende Frequentierung von Qualitätswegen und Qualitätsgastgebern "Wanderbares Deutschland", dass Wanderer bei der Auswahl ihrer Freizeitdestinationen zunehmend Wert auf Qualitätsangebote legen: Sowohl bei Kurzreisen als auch bei längeren Aufenthalten in einer Gastregion spielen etwa die dortige Wegbeschaffenheit, Orientierungsmöglichkeiten und Abwechslung im durchwanderten Landschaftsbild eine immer bedeutsamere Rolle. Bei den Gastgebern sind zunehmend eine kompetente Beratung und Komfortleistungen wie Trockenmöglichkeiten oder Gepäcktransfer gefragt. Mit der Einführung des europäischen Qualitätssiegels "Leading Quality Trails - Best of Europe" durch die Europäische Wandervereinigung (EWV) zeichnet sich Ähnliches auf europäischer Ebene ab. Die Auszeichnung des Lechweges als erster Europäischer Qualitätsweg erweist sich als ideales Marketinginstrument, um dem Wandertourismus in der Region einen Schub zu verleihen. Weitere Wege wie der "Escapardenne Eisleck Trail" von Luxemburg nach Belgien und der schwedische "Kullaleden" sollen die begehrte Auszeichnung deswegen ebenfalls bekommen. Weitere Regionen haben großes Interesse an der Zertifizierung angemeldet.
Wie alle erfolgreichen Zertifizierungssysteme auf dieser Welt stellen sowohl die Qualitätskriterien der EWV als auch die des DWV die Bedürfnisse der Nutzer in den Vordergrund und sind dabei für jeden transparent und nachprüfbar. Dies gilt auch für die Kriterien des jüngsten DWV-Zertifizierungssystems, den "Qualitätsregionen Wanderbares Deutschland". Es fußt auf einem Ergebnis der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie herausgegebenen Grundlagenuntersuchung zum Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern, nach dem Wanderer während ihres Urlaubs gerne in einer Unterkunft bleiben und von dieser aus verschiedene Touren unternehmen. Für die Zertifizierung von Regionen hat der DWV zusammen mit seinen Partnern 42 Qualitätskriterien entwickelt, die gerade anhand von sechs Modellregionen ihren Praxistest durchlaufen. Um Qualitätsregion zu werden, kommt das gesamte Wegenetz auf den Prüfstand, ebenso wie Serviceleistungen und Touristinfos. Schon heute ist das Interesse an diesen Zertifizierungen groß. Das kommt nicht von ungefähr: Wanderregionen, die sich voraussichtlich ab Ende diesen Jahres vom DWV zertifizieren lassen können, werden wesentlich mehr neue Wandertouristen für sich gewinnen als nicht Zertifizierte. Zudem wird das Projekt durch intensive Kooperationen unterschiedlicher Partner die Strukturen gewachsener Tourismusregionen stärken.
Ein weiterer Baustein in der Qualitätsoffensive des Deutschen Wanderverbandes sind die Gesundheitswanderungen. Dies sind durch physiotherapeutische Übungen aufgelockerte Touren, die eigens dafür zertifizierte Gesundheitswanderführer anbieten. Gerade hat sich der 200te Gesundheitswanderführer nach den anspruchsvollen DWV-Kriterien zertifizieren lassen. Wie effektiv diese Wanderungen sind, beweist eine kürzlich abgeschlossene Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Schon nach einer vergleichsweise kurzen Phase, in der Menschen sich regelmäßig bewegen, verringern sich Körpergewicht, Body Mass Index, Blutdruck und Körperfett signifikant. Auch die Ausdauerleistungsfähigkeit und Koordinationsfähigkeit werden verbessert.
Ähnlich effektiv ist das Ausbildungssystem zum Schulwandern des Deutschen Wanderverbandes, welches Mitte vergangenen Monats von den Vereinten Nationen als "Offizielle Maßnahme der UN-Dekade für nachhaltige Entwicklung" ausgezeichnet worden ist. Die Auszeichnung bekommen nur sehr wenige. Voraussetzung ist, einen strukturellen Beitrag zur systematischen Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung zu leisten. Dass der Wanderverband diesem hohen Anspruch gerecht wird, ist kein Zufall, denn für ihn ist Nachhaltigkeit ein wesentlicher Aspekt seines Qualitätsbegriffes. DWV-Geschäftsführerin Ute Dicks: "Wir sind stolz, mit unseren Aktivitäten dazu beizutragen, nachhaltige Entwicklung in Deutschland langfristig zu verankern."