„Weder der Streit um die Abgeltungsteuer noch die Kritik der Schutzgemeinschaft deutscher Kapitalanleger oder die Diskussion um die Image schädigenden Sportzertifikate konnten den Boom der Branche stoppen“, sagt Dieter Lendle, Geschäftsführender Vorstand des DDI. Auch für die zweite Jahreshälfte erwartet Lendle weitere Steigerungen bei Umsätzen und Produktangebot. Mittelfristig gesehen befürchtet der Branchenverband allerdings rückläufige Mittelzuflüsse als Folge der beschlossenen Abgeltungsteuer.
Der Halbjahresverlauf im Überblick
Der allgemein hohe Anlagebedarf sowie die Hausse am Aktienmarkt bescherten dem Derivatemarkt zum Jahresauftakt einen Rekordumsatz von 15,2 Mrd. Euro. Die starke Nachfrage nach defensiven Anlage-Zertifikaten setzte sich auch Anfang 2007 fort. Im Februar präsentierte das DDI im Sinne einer größeren Transparenz der Branche die erste institutsunabhängige Informationsbroschüre für den Zertifikatemarkt. Der Folgemonat März knackte die Rekordmarke vom Januar und brillierte mit einem neuen Umsatzhöchststand von knapp über 15,2 Mrd. Euro.
Durch die Osterfeiertage nahmen die Gesamtumsätze im April wieder leicht ab und sanken auf 14,4 Mrd. Euro. Zudem meldete sich der Derivateverband zum Thema Sportzertifikate zu Wort:
Aufgrund unsicherer Rahmenbedingungen und eines drohenden Imageschadens setzte sich die Branche erfolgreich für ein Aussetzen des Handels mit Sportzertifikaten an deutschen Börsen ein.
Die Extra Sportwetten AG hatte ihre Zertifikate Anfang März in Frankfurt listen lassen.
Der Mai endete mit mehr als 200.000 angebotenen Produkten und einem Umsatzvolumen von 17 Mrd. Euro. Gleichzeitig legte der Bundesrat eine Sonderregelung für den Übergang zur bevorstehenden Abgeltungsteuer vor, die eine erhebliche steuerliche Benachteiligung von Anlagezertifikaten zur Folge hat. Im Juni konnten die Börsenumsätze noch einmal kräftig zulegen und stiegen auf 18,7 Mrd. Euro.
Produkttrends des ersten Halbjahres
Im gesamten ersten Halbjahr 2007 wurden derivative Wertpapiere mit einem Volumen von 95,3 Mrd. Euro umgesetzt. Das entspricht einem durchschnittlichen monatlichen Umsatz von 15,9 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vergleichszeitraum Januar bis Juni 2006 ist damit der durchschnittliche monatliche Handel um 41 Prozent gestiegen. Aufgrund der Korrektur an den Kapitalmärkten
hat sich das Interesse der Anleger insbesondere für die Hebelprodukte verstärkt, ihr Abstand zu den Anlageprodukten verringerte sich maßgeblich: Ende Juni gingen 51 Prozent aller Umsätze auf das Konto von Zertifikaten und Aktienanleihen (Januar: 61 Prozent), 49 Prozent entfielen auf Hebelprodukte wie die spekulativen Knock-Outs und Optionsscheine (Januar: 39 Prozent). Bei
den Anlageprodukten fällt vor allem die Entwicklung der Bonuszertifikate von 2,3 Mrd. Euro im Januar auf 3 Mrd. Euro Ende Juni ins Auge. Ihr Marktanteil beträgt 31,7 Prozent, gefolgt von den Discount-Zertifikaten mit 24,4 Prozent, die im Juni von den gestiegenen Volatilitäten profitierten und ihren Umsatz seit Januar um 16 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro steigern konnten. Am beliebtesten sind weiterhin Zertifikate auf Indizes (5,1 Mrd. Euro) und Aktien (3,8 Mrd. Euro). Beide Anlageklassen konnten ihre Werte im abgelaufenen Halbjahr stabil halten.
Bei den Hebelprodukten dominierten nach wie vor die Knock-Out-Produkte auf Indizes mit einem Umsatz von 4,5 Mrd. Euro und einer Steigerungsrate seit Januar von 45 Prozent. Mit einigem Abstand folgen Knock-Outs auf Aktien, die jedoch ihren Umsatz seit Anfang des Jahres um 23 Prozent auf 927 Mio. Euro heben konnten.
In der Umsatz-Rangliste der Emittenten derivativer Wertpapiere konnte die Commerzbank ihre Führung dank der Dominanz bei den Hebelprodukten deutlich ausbauen: Ihr Marktanteil stieg von 21 Prozent im Januar auf 27 Prozent zur Jahresmitte. Es folgen die Deutsche Bank mit 20
Prozent und als Nummer Drei die ABN Amro mit 8,8 Prozent.
Jahresausblick
„Die beschlossene Abgeltungsteuer wird ihre Schatten auf die Branche werfen und die Produktlandschaft deutlich verändern“, sagt Lendle. „Garantieprodukte und kurz laufende Zertifikate werden sicher stärker nachgefragt. Bis zum Inkrafttreten der Abgeltungsteuer werden die Emittenten neue Zertifikate-Variationen entwickeln, um im Wettbewerb zu bestehen“. Bis zum Jahresende werde
der Markt aber in punkto Umsatz und Produktangebot weiter wachsen. Die weitere Entwicklung in 2008 werde sich erst Ende der zweiten Jahreshälfte abzeichnen, so Lendle.
Die Umsatzstatistik des DDI umfasst die börslichen Umsätze der Präsenzbörsen Berlin, Frankfurt und Stuttgart in derivativen Wertpapieren. Dazu zählen Anlageprodukte wie Anlagezertifikate und Aktienanleihen sowie Hebelprodukte wie Optionsscheine, Knock-Outs und exotische Produkte.