So betont die Ingenieurin die Notwendigkeit, die Themen Wohnen und Bauen ganzheitlich zu betrachten: „Wir dürfen nicht nur auf den Neubau von Wohnungen setzen, sondern müssen auch die Sanierungsquoten im Gebäudebestand deutlich erhöhen. Mit einer jährlichen Quote von 1% werden wir die Klimaziele mit absoluter Sicherheit nicht erreichen.“
Marita Klempnow plädiert außerdem für neue Modelle, um vorhandenen Wohnraum besser zu nutzen, also etwa den Wohnungstausch aktiv anzugehen und attraktiv zu gestalten: „Ältere Menschen, die in großen Wohnungen oder Einfamilienhäusern leben, wollen sich oftmals verkleinern. Gleichzeitig suchen junge Familien größeren Wohnraum, den sie zu erschwinglichen Preisen normalerweise auf dem Markt nicht mehr finden. Hier wären innovative Konzepte gefragt, um Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Auch das genossenschaftliche Wohnen ließe sich mit neuen Modellen wieder in den Blick rücken.“
Eine große Aufgabe für die künftige Bauministerin sieht Marita Klempnow in der Verbesserung der Infrastrukturen im ländlichen Raum: „Wir brauchen wieder lebenswerte Städte und Dörfer, in denen ein attraktiver öffentlicher Nahverkehr angeboten wird und die regional eng vernetzt sind. Nicht nur im Berliner Raum ziehen viele junge Menschen aufs Land und beleben so die Dörfer. Diese durch ein dichtes Regionalbahnangebot an die Hauptstadt anzubinden, ist eine wichtige Aufgabe für die kommenden Jahre. Dies gilt im Übrigen für viele Großstädte in Deutschland.“
Großen und schnellen Handlungsbedarf erkennt die Ingenieurin beim Thema Gebäudeeffizienz: „Neubau sollte grundsätzlich klimaresilient sein und auf Null-Energie-Niveau stattfinden. Die kürzlich von der Bauministerkonferenz beschlossene Abkehr von bisherigen Effizienzvorschriften im GEG sollte unbedingt rückgängig gemacht werden. Sie ist kontraproduktiv.“
Ein erhebliches Potential zur Förderung von Wohnraum sieht Marita Klempnow in einer Novellierung der Bauordnung: „Dieses Regelungswerk muss dringend entrümpelt werden und sich an pragmatischen Zielvorgaben orientieren. Klassische Wohn- und Geschäftshäuser, die über hunderte von Jahren unsere Städte geprägt haben, müssen wieder möglich sein. Dies würde erheblich zur Lebensqualität beitragen.“
Die DEN-Vorständin fordert ferner, Förderprogramme im Baubereich zu koordinieren und auf ihre Klimarelevanz zu prüfen. Außerdem solle die Recyclingquote beim Bau deutlich erhöht werden. Marita Klempnow: „Allen wäre geholfen, wenn das neue Bauministerium sich auch für eine Ausbildungsoffensive bei Bauingenieuren, Architekten und Energieberatern einsetzen würde. Energieberaterinnen und Energieberater brauchen endlich ein eigenes Berufsbild, um als Experten für Energieeffizienz zu helfen, die Klimaziele zu erreichen. Hier könnte die neue Bauministerin schnell und kostengünstig Zeichen setzen!“