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Wachtwechsel an der Spitze des DEN

Jutta Maria Betz löst Hermann Dannecker nach zwei Jahrzehnten im Vorstand ab

(lifePR) (Offenbach am Main, )
Das Deutsche Energieberater-Netzwerk DEN e.V. hat auf seiner Mitgliederversammlung in Frankfurt eine neue Führungsspitze gewählt. Dipl.-Ing. Jutta Maria Betz, bisher Landessprecherin Bayern, löst nach 22 Jahren im Vorsitz des Netzwerks Dipl.-Ing. Hermann Dannecker ab. Dipl.-Ing. Marita Klempnow, die bereits seit vier Jahren im Vorstand ist, wurde in ihrem Amt bestätigt. Sprecherin des Vorstandes bleibt weiterhin Dipl.-Ing. Stefanie Koepsell. Betz und Klempnow wurden mit weit über 90% der Stimmen in ihre Ämter gewählt. Dannecker trug man unter großem Beifall der Teilnehmer den Ehrenvorsitz des DEN an.

„Heute endet eine Ära“, sagte die neue Vorsitzende Jutta Maria Betz mit Blick auf die über 22 Jahre, die Hermann Dannecker den Verein geleitet und geprägt hat. Die neue Vorsitzende gehört wie Dannecker zu den Gründungsmitgliedern des DEN im Jahre 2002. Schwerpunkte ihrer bisherigen Arbeit im Netzwerk waren neben ihrer Lehrtätigkeit in der DEN-Akademie die Betreuung des Referates Qualitätssicherung sowie die Gründung von Kompetenzteams, in denen sich Mitglieder einzelnen Themen widmen.

Betz würdigte die Verdienste des ehemaligen Vorsitzenden: „Hermann Dannecker hat das Deutsche Energieberater-Netzwerk entscheidend geprägt, sowohl inhaltlich als auch menschlich. Unter seiner Führung ist unser Verein auf inzwischen 1.200 Mitglieder gewachsen und zu einer starken Stimme geworden, wenn es um die Wärme- und die Energiewende geht. Dafür danken wir ihm alle. Er wird uns weiterhin Vorbild und Ansporn bleiben.“

Sichtlich gerührt nahm Dannecker diese Würdigungen entgegen. „Wir müssen die Energiewende leider inzwischen gegen die Politik verwirklichen“, gab er seinen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg. „Denkt immer daran: Wir Energieberaterinnen und Energieberater sind die Multiplikatoren, die praktisch für mehr Klimaschutz sorgen können.“ Auch als Ehrenvorsitzender will Dannecker weiter aktiv im Netzwerk mitarbeiten. Er will sich insbesondere bei der Entwicklung eines Berufsbildes für Energieberatende sowie bei der Organisation eines internationalen Netzwerks von Energieberaterinnen und Energieberatern auf europäischer Ebene einbringen.

Zusammen mit ihrer Kollegin Marita Klempnow markierte die neue DEN-Vorsitzende Jutta Maria Betz Schwerpunkte ihrer künftigen gemeinsamen Arbeit. Dazu gehöre eine nochmals verstärkte Qualitätssicherung und die Arbeit an einem Berufsbild für Energieberaterinnen und Energieberater. In diesem Zusammenhang wolle man auch den Nachwuchs noch intensiver als bisher unterstützen und die Serviceleistungen für die DEN-Mitglieder weiter ausbauen. Ihr liege insbesondere daran, die im DEN vertretenen Energieauditoren, die Gewerbe- und Industriebetriebe betreuen, besser zu vernetzen und zu vertreten, betonte Betz.

Die neue DEN- Führung will außerdem die Zusammenarbeit des Deutschen Energieberater-Netzwerks mit dem Bundesverband Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerk e.V. (GIH) neu angehen und stärken. „Wir müssen unsere Kräfte bündeln und insbesondere gegenüber der Politik mehr als in der Vergangenheit mit einer Stimme sprechen“, sagten Betz und Klempnow übereinstimmend.

Beide Vorsitzenden riefen die DEN-Mitglieder auf, sich aktiv für die von ihnen markierten Ziele zu engagieren. Marita Klempnow meinte dazu humorig: „Jetzt hat das Deutsche Energieberater-Netzwerk im Vorstand eine Bayerin und eine Preußin. Besser kann man unser Engagement für die Energieberatung in ganz Deutschland nicht markieren.“

„Das DEN hat eine gute Zukunft“

Ein Gespräch mit Jutta Maria Betz, Marita Klempnow und Hermann Dannecker

„Mister DEN“ hat mit 69 Jahren den Vorsitz des Netzwerks abgegeben. Mit welcher Bilanz?

Dannecker: Ich glaube, mit einer ganz ordentlichen. Im Anfang waren wir nur ganz wenige Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland, die sich alle 14 Tage in Frankfurt getroffen und dort die Idee eines Energieberater-Netzwerks diskutiert haben. Aus diesen Anfängen ist ein Verein in der Größe eines mittelständischen Unternehmens entstanden. Heute zählen wir fast 1.200 Mitglieder.

Alles Idealisten?

Dannecker: In gewisser Weise schon. Klimaschutz und eine lebenswerte Welt liegen uns allen am Herzen. Aber wir sind keine Ideologen. Wenn es um die Wärme- und die Energiewende geht, sind wir kompetente Praktiker. Wichtig ist uns nach wie vor wirtschaftliche Unabhängigkeit und Neutralität bei der Beratung unsere Auftraggeber. Aus diesem Geist ist das DEN entstanden, und dieser Geist herrscht immer noch.

Nach über zwei Jahrzehnten im Vorsitz des DEN hinterlässt Hermann Dannecker große Schuhe?

Betz: Hermann hat menschlich und inhaltlich Maßstäbe gesetzt – daran gibt es keinen Zweifel. Er hinterlässt ein wohlbestelltes Haus Jetzt, wo er aus dem Vorstand ausgeschieden ist, merkt man erst, was er alles geschaffen hat. Ich als seine Nachfolgerin muss meinen eigenen Platz und meinen eigenen Stil finden. Da ist er sicherlich ein Vorbild.

Klempnow: Wir haben im DEN jetzt eine Bayerin und eine Preußin an der Spitze, und mit unserer Vorstandssprecherin Stefanie Koepsell sogar ein Dreimäderlhaus (lacht). Das soll uns erst einmal jemand nachmachen! Aber wir sind guter Dinge, dass wir das Netzwerk auch weiterhin stabil auf Kurs halten. Das Vertrauen der Mitglieder haben wir jedenfalls, das zeigen unsere Wahlergebnisse, die über 90 % lagen.

Welchen neuen Stil darf man erwarten?

Klempnow: Wir müssen nichts dramatisch ändern. Hermann Dannecker und ich – wir haben uns im Vorstand immer bestens ergänzt. So wird es auch mit der neuen Besetzung des Vorstandes sein. Kommunikation nach innen und nach außen wird dabei wichtig sein.

Betz: Das stimmt. Aber auch bislang wurde schon viel intern kommuniziert. Ich war beispielsweise jahrelang beteiligt am Aufbau unserer Kompetenzteams, die einzelne Themenbereiche betreuen. Wir wollen die umfangreiche Arbeit ja auf möglichst viele Mitglieder verteilen.  Marita arbeitet für das DEN in Berlin und ist dort bestens vernetzt. Ich sehe mich als Organisatorin, die Aufgaben verteilt und Mitglieder motiviert.

Wie wichtig ist die Verjüngung des Netzwerks?

Betz: Nachwuchs fürs DEN zu finden ist auf jeden Fall ein wichtiges Thema. Dafür entwickeln wir ja zusammen mit verschiedenen Hochschulen ein Berufsbild, das Energieberatung klar umreißt und die Tätigkeit für junge Leute attraktiv macht. Mir persönlich liegt das Thema „Energieberatung im Gewerbe“ sehr am Herzen, also die Energieaudits. Es gibt – auch bei uns – Energieberaterinnen und Energieberater, die ausschließlich so etwas machen. Dazu kommen solche, die in ihren Büros neben dem Gebäudebereich auch Gewerbe und Industriebetriebe betreuen. Und schließlich ist da eine relativ große Gruppe von Energie-Auditoren, die keinem Verein oder Netzwerk angehören. Die würden wir gerne für das DEN gewinnen.

Das DEN ist nicht die einzige Vertretung von Energieberatenden. Wie wollt Ihr künftig mit dem GIH kommunizieren?

Betz: Ich glaube, es ist angesichts des neuen Vorstandes im DEN kein schlechter Zeitpunkt, sich einmal mit den Kolleginnen und Kollegen vom GIH zusammenzusetzen. Gelegentlich gab es schon spontane Zusammenarbeiten bei verschiedenen Themen. Dies könnte man vielleicht verstetigen. So war es erfreulich, dass wir gemeinsam gegenüber dem Bundeswirtschaftsministerium und der dena aufgetreten sind, und auch beim Thema Gewerbe gab es bereits eine Kooperation. Wir können es uns als Energieberatende nicht leisten, uns gegenseitig zu marginalisieren. Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Viele Leute, zumal in der Politik, verstehen nicht, warum es zwei Verbände von Energieberatenden gibt. Obwohl DEN und GIH zusammengenommen einige tausend Mitglieder haben, sind wir im Vergleich zu anderen Verbänden relativ klein, und dies bei einer Wirtschaftsleistung von hunderten von Millionen Euro, die wir repräsentieren. Wenn wir also wahrgenommen werden wollen, sollten wir Möglichkeiten der Kooperation ausloten und Gemeinsamkeiten entwickeln. Ich sehe da gute Chancen.

Klempnow: Wichtig ist: Wir Energieberaterinnen und Energieberater im DEN stehen neben den Häuslebauern und Gewerbetreibenden. Wir geben ihnen guten Rat, wollen ihnen aber nichts verkaufen. Wir wollen Ihnen helfen, ihr Gebäude oder ihren Betrieb klimagerecht weiterzuentwickeln. Dieses Ethos der Neutralität macht das DEN aus und ist für uns unverzichtbar.

Wo seht Ihr die Herausforderungen und Ziele mit Blick auf Wärme- und Energiewende?

Klempnow: Es ist in den letzten beiden Jahren politisch viel kaputt gemacht worden. Gute Instrumente wurden beschnitten, Planungssicherheit ging vielfach verloren, eine ganze Branche mit hohen Investitionen wurde vor den Kopf gestoßen. Es wurde in ausgeklügeltes System abgeschafft, das international kopiert wurde. Jetzt wird es langsam wieder aufgebaut, aber das ist enorm schwierig. Es wurde viel Vertrauen zerstört. Wir brauchten stabile und planbare Förderbedingungen. Investitionen in Immobilien sind immer bedeutende Entscheidungen egal ob es sich um Privateigentümer oder Großinvestoren handelt. Wie soll man Vertrauen entwickeln, wenn alles gut geplant ist und plötzlich gibt es einen Förderstopp?

Betz: Wir Energieberatende sind in einer Zwickmühle: Wir sind sozusagen der unbezahlte Außendienst für die Energiewende, quasi wie Missionare, werden am Ende aber noch beschimpft, wenn die Politik Rückzieher macht. Manchmal ist es sogar schwierig für uns, selbst die Leute zu erreichen, die sich zum Einhalten der Klimaziele verpflichtet haben. Statt vernünftiger und pragmatischer Lösungen treffen wir manchmal auf einen Ablasshandel, bei dem man sich Zahlen schönrechnet. Wir müssen oftmals komplexe technisch naturwissenschaftliche Zusammenhänge so erklären, dass politische Entscheider sie nachvollziehen und verstehen können. Da warten auf uns wichtige Aufgaben in den nächsten Jahren.

Habt Ihr denn ein Konzept im DEN, wie die Wärme- und Energiewende gelingen könnte?

Klempnow: Ja, das haben wir. Aber wenn es in Berlin um die Vorbereitung von Gesetzen zur Wärmewende in wichtigen Arbeitskreisen geht, dann fehlen vielfach die Praktiker. Da sitzen Forscher und Lobbyisten am Tisch, aber nicht diejenigen, die es schließlich umsetzen müssen. Da stimmt etwas nicht. Wir finden, das DEN gehört auf jeden Fall als neutrales Netzwerk in die Gruppe der Berater, die bei solchen Gesetzgebungsverfahren gehört werden. Wir brauchen einen Fachbeirat für die Förderrichtlinien, für die Qualitätssicherung und für die Politik. Wo dieser Fachbeirat angesiedelt wäre, müsste man sehen. Eine gute und fachlich kompetente Adresse wäre beispielsweise die KFW. Es wären auch andere Konstruktionen denkbar. Wir müssen aber auf jeden Fall deutlich machen: Die nötige Kompetenz ist bei uns im DEN vorhanden.

Betz: Das sehe ich genauso. Grundsätzlich kann man feststellen, dass in den vergangenen Jahren vieles zu kompliziert gestaltet worden ist. Dem Klimaschutz ist dies nicht zuträglich. Wir brauchen ganz drastische Vereinfachungen, was aber nicht leicht ist angesichts unseres föderalen Systems. Das Hickhack um Kompetenzen von Bund und Ländern bei Förderprogrammen ist ein absoluter Hemmschuh für die Wärmewende. Vereinfachung und Kontinuität – dies sind ganz persönliche Ziele, die ich mir für meine Arbeit im DEN-Vorstand gesetzt habe.

Wie wichtig ist die Entwicklung eines Berufsbilds für EB?

Klempnow: Die ist total wichtig. Wir brauchen ein Berufsbild, damit wir jungen Menschen eine Ausbildungsperspektive geben können. Heute ist es üblich, auf ein Bauingenieur- oder Architektur-Studium eine Ausbildung zum Energieberatenden aufzusatteln. Es gibt außerdem noch jede Menge anderer Möglichkeiten, etwa übers Handwerk oder über die Industrie. Dies muss man viel besser strukturieren.

Dannecker: Mitentscheidend für die Gründung des DEN war 2002, dass damals weder Ingenieur- noch Architektenkammern Interesse daran hatten, Energieberater an sich zu binden. Dies ist zum Teil auch heute noch so. Die Auffassung, dass Energieberatende nur spezialisierte Ingenieure oder Architekten sind, ist ganz einfach unzutreffend. Unsere Energieberaterinnen und Energieberater zeichnen sich durch große fachliche Vielfalt aus, weil sie an vielen Stellen andocken, wo es Beratungsbedarf gibt, bei den Gebäuden genauso wie bei Unternehmen und Kommunen. Dies alles ist äußerst facettenreich. Und ein Netzwerk ist für solch eine „bunte Truppe“ die optimale Organisationsform.

Welche Rolle wird Hermann Dannecker zukünftig im DEN spielen?

Dannecker: Ich werde mich weiterhin gerne bei der Entwicklung eines Berufsbildes, beim Thema Contracting und bei einem künftigen europäischen Energieberater-Netzwerk engagieren. Als Ehrenvorsitzender mit besonderen Aufgaben. Ich habe ein sehr gutes Gefühl, wenn es um die Jüngeren geht, die jetzt unseren Verwaltungsrat bilden. Das DEN hat eine gute Zukunft.

Die Fragen stellte Joachim Mahrholdt

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Deutsches Energieberater-Netzwerk (DEN) e.V.

Das Deutsche Energieberater-Netzwerk (DEN) e.V. ist ein Zusammenschluss über 1.100 Ingenieuren, Architekten und Technikern. Alle Mitglieder verbindet das gemeinsame Arbeitsgebiet der Beratungs- und Planungsleistungen zur effizienten Energienutzung und Einsatz von erneuerbaren Energien im Gebäudebestand, der Wohnungswirtschaft, Gewerbe und Industrie sowie für Kommunen. Ihre Beratung erbringen sie neutral und unabhängig.

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