Gemeinsam mit UNICEF ruft Ishmael Beah zur Demobilisierung und Wiedereingliederung der weltweit über 250.000 Kindersoldaten auf. Trotz internationaler Abkommen setzen gegenwärtig mindestens 38 Konfliktparteien in 12 Ländern im großen Stil Jungen und Mädchen als Soldaten ein, manche sind gerade mal acht Jahre alt. Mit Drogen, Zwang und Terror werden die Kinder zu Kämpfern abgerichtet. Die traumatisierten Kinder finden nur schwer zurück in ein normales Leben.
„Das Beispiel Ishmael Beah zeigt, dass Kindersoldaten ihr Trauma verarbeiten können, wenn ihnen geholfen wird“, so Dietrich Garlichs, Geschäftsführer von UNICEF. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen unterstützt in Konfliktländern wie Uganda, Sudan oder Kolumbien Rehabilitierungsprogramme für ehemalige Kindersoldaten. Seit 2001 haben 95.000 Jungen und Mädchen diese Programme durchlaufen. „Es ist ein Meilenstein für die Kinderrechte, dass politisch Verantwortliche nicht mehr sicher sein können, straflos davon zu kommen,“ kommentierte er den Prozessauftakt gegen Charles Taylor.
Kinder im Krieg
Ishmael Beah war 12 Jahre alt, als Rebellen seine Eltern und Geschwister ermordeten. Wenig später wird er von der Regierungsarmee Sierra Leones zwangsrekrutiert und muss selber töten, um zu überleben. Sein Schicksal teilen Kinder und Jugendliche in vielen Kriegen der Gegenwart. Sie werden von skrupellosen Milizenchefs und Militärs als Soldaten missbraucht, weil sie zuverlässig sind und leicht zu manipulieren. Sie werden als Wachtposten, Träger oder Sexsklaven eingesetzt und unter Drogen gezwungen, zu foltern und zu töten. Erleichtert wird der Einsatz der Kindersoldaten durch die massenhafte Verfügbarkeit kleiner und leichter Waffen wie der russischen AK-47 oder der deutschen G3-Gewehre.
Je länger die Kriege dauern, desto grausamer werden sie, so Ishmael Beah: „Am Anfang wird den Kindern viel versprochen. Sie kämpfen für eine gerechte Sache. Doch das ist schnell vorbei. Am Ende geht es den warlords nur darum, zu morden und zu plündern. Es wird ein Krieg der Wahnsinnigen.“ Wie Ishmael Beah leiden die meisten Kindersoldaten, nachdem sie aus der Armee entlassen wurden, unter Alpträumen und Schlaflosigkeit. Weil sie als Mörder gelten, werden sie sogar von Angehörigen und Nachbarn zurückgewiesen. Aus Hoffnungslosigkeit lassen sich viele erneut rekrutieren.
Internationale Kampagne
UNICEF arbeitet seit vielen Jahren zusammen mit der internationalen Kampagne „Stop the use of child soldiers“. Die Kampagne hat eine weltweite Ächtung des Missbrauchs von Kindern als Soldaten bewirkt und zahlreiche Hilfsprogramme gestartet.
• Ein Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention wurde 2002 nach langen Verhandlungen verabschiedet. Es verbietet den Kriegseinsatz von Jugendlichen unter 18 Jahren. Es ist bereits von 122 Staaten unterzeichnet worden. Allerdings erlaubt es Streitkräften weiter, Jugendliche für den freiwilligen Militärdienst außerhalb bewaffneter Kämpfe aufzunehmen, wenn sie älter als 15 Jahre sind.
• Es ist gelungen, die Menschenrechtsverletzungen auf die Tagesordnung des UN-Sicherheitsrates zu setzen. Regelmäßig diskutiert das höchste Staatengremium über Konflikte, in denen Kinder zum Kämpfen gezwungen werden. Allerdings wurden bisher selten konkrete Sanktionen wie Waffenembargos, Kontensperrungen oder Reisebeschränkungen für Politiker verhängt. Immerhin wurden im vergangenen Jahr die Finanzen zweier Politiker aus der Demokratischen Republik Kongo und aus der Elfenbeinküste eingefroren, weil sie in den Einsatz von Kindersoldaten verwickelt waren.
• Lange Zeit gingen Militärs und Milizenchefs, die Kinder als Soldaten missbrauchten, straffrei aus. Zunehmend werden sie vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zur Verantwortung gezogen. Neben Charles Taylor wird seit Januar auch Thomas Lubanga, einem ehemaligen Milizenchef im Ostkongo der Prozess gemacht.
• Aufgrund des internationalen Drucks stimmen Kriegsparteien immer häufiger der Demobilisierung von Kindersoldaten zu. Anfang Mai vereinbarte UNICEF beispielsweise mit der Regierung im Tschad alle Kinder aus den bewaffneten Einheiten zu entlassen.
UNICEF-Hilfe für ehemalige Kindersoldaten
Ehemalige Kindersoldaten brauchen umfassende psychologische Hilfe, damit sie lernen, mit ihren grausamen Erfahrungen zu leben. UNICEF unterstützt deshalb in Konfliktländern so genannte Übergangszentren. Dort erhalten die Jungen und Mädchen eine psychologische Betreuung. Um sie möglichst gut auf die Rückkehr in ein ziviles Leben vorzubereiten, bietet UNICEF den Kindern die Möglichkeit an Schul- und Berufsbildungsprogrammen teilzunehmen. Besondere Beachtung erhalten Mädchen, die rund 40 Prozent der Kindersoldaten ausmachen. Häufig sind sie als „Soldatenbräute“ sexuell missbraucht worden. Viele werden schwanger und brauchen deshalb spezielle Hilfe. Während ihres Aufenthaltes im Zentrum suchen UNICEF und seine lokalen Partner nach den Familien der Jungen und Mädchen. Wenn eine Rückführung nicht möglich ist, werden sie in kleinen Wohngruppen betreut.