Ist Brustkrebs von den Milchgängen ausgehend in das umgebende Gewebe eingewachsen, so sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit der Betroffenen drastisch. Der Übergang vom lokal begrenzten „Carcinoma in situ“ zum invasiv wachsenden Krebs markiert daher ein Schlüsselereignis der Krebsentstehung. Maren M. Chang und Kollegen behandelten Ratten mit der krebserregenden Substanz N-Nitrosourea. Die daraus resultierenden Brusttumoren sind üblicherweise wenig bösartige In-situ- Geschwülste, können aber nach wiederholter Transplantation auf andere Tiere zu invasivem Wachstum entarten. Beim Vergleich der Genexpressionsprofile invasiver und nichtinvasiver Tumoren identifizierten die Wissenschaftler eine ganze Reihe von Genen, die in den aggressiven Tumoren deutlich stärker oder schwächer aktiv waren als in den gutartigen. Die Autoren postulieren, dass eine Serie gradueller Änderungen des Genexpressionsprofils die Reprogrammierung der Zelle in den malignen Differenzierungszustand bewirkt.
Euthymios Dimitriadis und Kollegen beschreiben ein Molekül, das bei Darmkrebs mit häufiger Metastasierung, früher Rückkehr des Tumors und schlechter Überlebensprognose assoziiert ist. Das Molekül, CRD-BP/IMP1, gehört einer Proteinfamilie an, die hauptsächlich während der Embryonalentwicklung exprimiert wird. CRD-BP/IMP1 war in 50 Prozent der untersuchten Darmkrebs-Gewebeproben nachweisbar, aber nur in sehr wenigen Proben von gesundem Darmgewebe. Hier jedoch waren die CRD-BP/IMP1-bildenden Zellen hauptsächlich ganz am unteren Ende der Darmkrypten angesiedelt – eine Lokalisation, die für Stammzellen des Darms typisch ist. Patienten, deren Tumoren kein CRD-BP/IMP1 exprimierten, hatten einen günstigeren Krankheitsverlauf. Die Autoren schlagen CRD-BP/IMP1 daher als prognostischer Marker beim Kolonkarzinom vor.
Alkohol löst unter anderem Krebs der Luft- und Speiseröhre, des Mundes und der Leber aus. Die Sterblichkeit an alkoholbedingten Krebserkrankungen ist jedoch stark vom sozioökonomischen Status abhängig. Gwenn Menvielle und Kollegen wiesen nach, das dies besonders für Frankreich und Spanien gilt. Hier trägt Alkoholkonsum bei Männern um bis zu 36 Prozent zur sozioökonomisch bedingten Differenz bei den Krebstodesraten bei. In der Schweiz und in Italien können immerhin noch bis zu 23 Prozent der Differenz auf den Alkoholkonsum geschoben werden, wohingegen ein solcher Einfluss in Belgien und in den skandinavischen Ländern kaum nachweisbar ist.
Chan et al.: Serial transplantation of NMU-induced rat mammary-tumors: A model of human breast cancer progression DOI: 10.1002/ijc.22684 Dimitriadis et al.: Expression of oncofetal RNA-binding protein CRD-BP/IMP1predicts clinical outcome of colon cancer DOI: 10.1002/ijc.22716 Menvielle et al.: Socioeconomic inequalities in alcohol related cancer mortality among men: To what extent do they differ between Western European populations?
DOI 10.1002/ijc.22721
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