Philipp J. N. Vogel, Vorstand der DFV Deutsche Familienversicherung AG, kommentiert: "Der Pflege-Bahr ist noch kein halbes Jahr alt und schon wird das Konzept als gescheitert erklärt. Ich sehe das anders. Der Aufbau einer adäquaten Pflege-Vorsorge ist eine der zentralen volkswirtschaftlichen Aufgaben der kommenden Jahre. Obwohl im Alter drei von vier Frauen und jeder zweite Mann pflegebedürftig sein werden, liegt die Vorsorgequote der Deutschen noch immer unter 3 Prozent. Als Anreiz ist die staatliche Förderung ein Schritt in die richtige Richtung, um die drohenden Pflegekosten perspektivisch aufzufangen. Auch, wenn ein größerer Schritt sicherlich besser gewesen wäre.
Das Motto beim Pflege-Bahr sollte außerdem heißen: weg von "50+" und hin zu "20+", denn der Pflege-Bahr hat ein besonderes Potenzial für junge Menschen. Je früher mit der Vorsorge begonnen wird, umso attraktivere Tagegeldhöhen können mit nur 10 Euro abgesichert werden - ein besonderes Preis-Leistungs-Verhältnis. Diese Chance sollte in der öffentlichen Debatte stärker aufgegriffen werden.
Außerdem war der Pflege-Bahr von Anfang an nicht als "Vollkasko-Schutz", sondern als Ergänzung der Pflegepflichtversicherung gedacht. Eine andere Erwartung wird der Zielsetzung von Pflege-Bahr nicht gerecht. In den meisten Fällen ist ein Monatsbeitrag von 15 Euro gar nicht ausreichend, um eine gute Pflege zu finanzieren. Bisher haben aber 97 Prozent der Bundesbürger noch nicht einmal diesen Betrag ausgegeben. Insofern ist eine Teilabsicherung besser als gar keine Absicherung. Darüber hinaus erhalten große Bevölkerungsgruppen, die aufgrund von Vorerkrankungen bisher nicht in der Lage waren, eine Pflegeversicherung abzuschließen, erst durch Pflege-Bahr die Möglichkeit für die so wichtige Vorsorge.
Eine umfassende Pflege-Vorsorge kann daher nur aus drei Säulen bestehen: aus der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung, dem staatlich geförderten Pflege-Bahr und einer ergänzenden privaten Pflegezusatzversicherung. Die fortwährende Kritik ist für das Ziel von Pflege-Bahr nachteilig. Wenn Menschen ihr Pflege-Risiko absichern sollen, müssen wir aus Pflege-Bahr das Beste machen."