Die SWR 2 Langzeitbeobachtung „Meßstetten - Tausende Asylsuchende als Nachbarn“ von Sandra Müller und Katharina Thoms habe eindrücklich nachvollziehbar gemacht, wie sich das Leben und die Stimmung in einem Ort verändern kann, wenn tausende Flüchtlinge in direkter Nachbarschaft untergebracht werden. Den Autoren sei es gelungen ein bemerkenswertes Stimmungsbild zu zeichnen. Dieses sei von anfänglicher Euphorie und Hilfsbereitschaft in Skepsis und Ablehnung umgeschlagen, bis schließlich wechselseitiges Kennenlernen und Kontakt Flüchtlinge und Einheimische wieder zueinander gebracht hätten.
Esther Saoub und Joachim Auch vom SWR Fernsehen sei es mit ihrem Beitrag gelungen, tief in die Gefühlswelt von Menschen einzudringen, die unter dem Terror des IS gelitten haben und schließlich die Chance bekommen, in Baden-Württemberg ein neues Zuhause zu finden. Samia, die 17 Jahre alte Protagonistin des Films sagte, es sei ihr ein Anliegen gewesen, ihre Geschichte zu erzählen. Zu viele junge Frauen seien noch heute Gefangene des IS und ihr Schicksal viel zu unbekannt.
Julia Bayer von der Stuttgarter Zeitung sei es gelungen, so der Juror, mit ihrem Siegerbeitrag eindrücklich die Geschichte zu erzählen von einem Mann, der sich nach einem Flugzeugabsturz wieder zurück ins Leben kämpft. Zäh und unbeugsam versucht er aus seinem eigenen Erlebnis anderen Menschen Zuversicht und Orientierung zu geben, die ebenfalls Opfer von Brandverletzungen geworden sind.
Besonders beachtet wurde der SWR 3 Report Depression, Siegerbeitrag in der Kategorie Hörfunk kurz. Katharina Jansen habe es geschafft, durch eine Vielzahl von Kurzbeiträgen das Thema Depression umfassend darzustellen. Mit bemerkenswerter Energie habe sie es geschafft, im Rahmen eines Unterhaltungsmediums Information nicht reißerisch und boulevardesk, sondern mit dem Fokus auf Wissensvermittlung und Tiefe aufzubereiten.
Mit Marion Dilg von der SWR Online-Redaktion in Baden-Baden wurde erstmals eine Gewinnerin in der Kategorie Online-Publikation ausgezeichnet. Mit der Dokumentation „Terror von Rechts“ sei es ihr gelungen, Stilelemente von Hörfunk, Print und Fernsehen zu kombinieren und dabei die Vorteile des Internets zu nutzen. Sie habe umfassend und aufwändig Information nicht nur linear, sondern netzartig aufbereitet. Die Autorin selbst kritisierte, dass Online-Produktionen noch immer zu wenig als selbständiger und vollwertiger Journalismus wahrgenommen würden. Der Preis helfe, dieses Denken zu korrigieren.
Mit dem Sonderpreis „Flüchtlingsarbeit“ wurde Nadja Odeh von SWR 2 ausgezeichnet. In mehreren Beiträgen sei es ihr gelungen, das Schicksal von Flüchtlingen hier in Deutschland nahezubringen. Der Juror betonte, mit der Schilderung ihres eigenen ehrenamtlichen Engagements für Flüchtlinge habe sie zwar wertenden Journalismus publiziert. Allerdings habe sie dies immer offen zur Schau gestellt, wollte bewusst wertend sein. Dabei sei es ihr gelungen, insbesondere Missstände in Behörden aufzuarbeiten, ohne dabei verletzend zu wirken sondern sogar Verständnis für die verschiedenen Protagonisten zu zeigen.
Die Preisträger dankten der Diakonie für die verliehenen Preise. Sie seien eine Würdigung ihrer Arbeit. Vor allem aber sei der Diakonie Journalistenpreis Ansporn, noch mehr über soziale Themen zu berichten. Durch den Preis steige in den Redaktionen die Bereitschaft, Sendeplätze für sozialpolitische Berichterstattung zu vergeben – allen Budget- und Quotensorgen zum Trotz. Einen Preis für diese Form der Berichterstattung zu bekommen zeige, dass es sich lohne, die Ressourcen und den Mut dafür aufzubringen.
Die Vorstandvorsitzenden der Diakonischen Werke Baden und Württemberg, Urs Keller und Dieter Kaufmann, sind überzeugt, dass der Diakonie Journalistenpreis selten so hohe Bedeutung gehabt habe wie heute. In Zeiten von AFD und Pegida, in denen Journalisten als vierte Gewalt im Staate diffamiert und beschimpft würden, sei es besonders wichtig, Seite an Seite zu stehen. Diakonie wende sich dem Menschen zu. Auch die Journalisten hätten sich in ihren ausgezeichneten Beiträgen den Menschen zugewandt.