- Zwar haben 53.126 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendet, aber nur 16.664 Personen konnten in eine Erwerbstätigkeit übergehen
- Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten von Hartz IV beträgt 337.607, 20.484 mehr als vor einem Jahr
Auf dem Hintergrund, dass es insgesamt 107.900 Beschäftigte mehr als vor einem Jahr gibt (insgesamt 4.545.800), ist festzustellen, dass sich die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts nicht im Abbau der Arbeitslosigkeit niederschlägt. Während die Steigerung der Beschäftigtenzahl zunimmt, schwächt sich der Rückgang der Arbeitslosigkeit ab, und die Arbeitslosenquote sinkt mehr wegen der gestiegenen Beschäftigtenzahl als wegen der gesunkenen Arbeitslosenzahl. Die Arbeitsmarktentwicklung lässt die Arbeitslosen zurück. Die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes (www.statistik-bw.de/...) zeigen, dass die Beschäftigtenzahl schneller wächst als das Arbeitsvolumen. Es arbeiten also mehr Menschen – oft ungewollt – in Teilzeitarbeitsverhältnissen. Hinzu kommt, dass die Zahl der Arbeitssuchenden sowohl gegenüber dem Vormonat (1.121) wie auch gegenüber dem Vorjahresmonat (280) auf 411.191 Personen gestiegen ist. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wird größer.
Die Zahl der Unterbeschäftigten – derer, die krank oder in Maßnahmen, aber eigentlich auch arbeitslos sind, fällt mit 298.301 deutlich höher aus als die der registrierten Arbeitslosen.
Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass im Juni zwar 53.126 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten, aber nur 16.664 Personen aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit übergehen konnten. Nur 17,4 Prozent derjenigen, die aus dem SGB II, also dem Bezug von Hartz-IV-Leistungen, heraus ihre Arbeitslosigkeit beendeten, konnten eine Erwerbstätigkeit beginnen. Von den SGB-III-Empfängern, die aus der (Kurzzeit-)Arbeitslosigkeit abgingen, waren das immerhin 43,2 Prozent. Für beide Rechtskreise ist nicht nur die Zahl der Abgänge, sonder auch die Quote der Übergänge in Erwerbsarbeit zurückgegangen.
Die Zahl der Beschäftigung schaffenden Maßnahmen ist gegenüber dem Vormonat um 130 und gegenüber dem Vorjahresmonat um 598 auf jetzt 4.878 Plätze gestiegen. Diese Zahl ist gegenüber einer Gesamtzahl von 62.838 Langzeitarbeitslosen mehr als ungenügend und die Ausrichtung der Arbeitsmarktmaßnahmen auf Qualifizierung anstelle von öffentlich geförderter Beschäftigung ist angesichts der Struktur der Arbeitslosigkeit eine falsche Schwerpunktsetzung. Und entgegen der eigenen Schwerpunktsetzung, die berufliche Qualifizierung zu verstärken, sind die Maßnahmen zur Berufswahl, Berufsausbildung und beruflichen Bildung gegenüber dem Vormonat um insgesamt 858 Plätze reduziert worden
Die Zahl der Menschen, die von Hartz-IV-Leistungen leben – die Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II und ihre Angehörigen – ist im Jahresverlauf deutlich um 33.895 auf 473.004 Menschen gestiegen. Allein die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten beträgt 337.607 und damit 20.484 mehr als vor einem Jahr. Diese Entwicklung ist deutlich negativer als die der reinen Arbeitslosenzahlen und hat sich in den letzten Monaten beschleunigt. Es gelingt den Menschen selbst bei Aufnahme einer Arbeit nicht, sich aus der Hilfebedürftigkeit zu befreien. Dieser Trend nimmt zu. Das Phänomen steigender Armut trotz Arbeit weitet sich immer mehr aus und ist ein ernsthaftes Alarmsignal. Auch der soeben erschienene neue Armutsbericht der Bundesregierung weist eine ständige Zunahme der „Working Poor“ aus, das sind die Menschen, die trotz Arbeit arm bleiben.
Die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit zeigt sich unverändert an der durchschnittlichen Dauer der Arbeitslosigkeit für Langzeitarbeitslose, die im SGB-II-Bereich weiterhin bei 590 Tagen liegt, 18 Tage mehr gegenüber dem Vorjahresmonat. Demgegenüber beträgt die Dauer der Arbeitslosigkeit im SGB III, der Kurzzeitarbeitslosen, nur durchschnittlich 178 Tage und ist gegenüber dem Vorjahresmonat um 11 Tage gesunken.
Die positive wirtschaftliche Entwicklung muss verstärkt genutzt werden, um diesen Menschen durch eine qualifizierte öffentlich geförderte Beschäftigung die Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen und eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen. Stattdessen wird inzwischen für die Verwaltung der Arbeitslosigkeit doppelt so viel ausgegeben wie für Unterstützungs- und Eingliederungsmaßnahmen.
Weitere Hinweise unter:
http://www.initiative-pro-arbeit.de/
http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/