- 300 Beschäftigte mehr, aber nur 17.104 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr
- 467 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendet, aber nur 19.742 Personen konnten in eine Erwerbstätigkeit am allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Oktober 2017 um 9.605 Personen gesunken, und gegenüber dem Vorjahresmonat um 17.104 Personen niedriger ausgefallen. Dieser Rückgang ist jedoch gegenüber der Gesamtzahl von 200.124 Arbeitslosen in Baden-Württemberg eher gering.
Dass es insgesamt 112.300 Beschäftigte mehr, aber nur 17.104 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr gibt, bedeutet: Die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts schlägt sich nicht im Abbau der Arbeitslosigkeit nieder. Die Arbeitsmarktentwicklung lässt die Arbeitslosen zurück.
Es arbeiten mehr Menschen – oft ungewollt – in Teilzeitarbeitsverhältnissen. Aktuell sind 397.166 Menschen als arbeitssuchend gemeldet. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist also fast doppelt so groß wie die reine Arbeitslosenzahl vermuten lässt. Die Zahl der Unterbeschäftigten – derer, die krank oder in Maßnahmen, aber eigentlich auch arbeitslos sind, fällt mit 288.610 ebenfalls deutlich höher aus als die der registrierten Arbeitslosen.
Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass im Oktober zwar 70.467 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten, aber nur 19.742 Personen aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt übergehen konnten.
Die Zahl der Beschäftigung schaffenden Maßnahmen ist gegenüber dem Vormonat um 13 Plätze gesunken und gegenüber dem Vorjahresmonat lediglich um 497 auf jetzt 4.685 Plätze gestiegen. Diese Zahl ist gegenüber einer Gesamtzahl von 59.779 Langzeitarbeitslosen mehr als ungenügend und der Anteil an der Gesamtzahl von 79.869 Eingliederungsmaßnahmen ist angesichts der Struktur der Arbeitslosigkeit, an der die Langzeitarbeitslosigkeit einen Anteil von fast einem Drittel hat, eine falsche Schwerpunktsetzung.
Die Zahl der Menschen, die insgesamt von Hartz-IV-Leistungen leben – die Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II und ihre Angehörigen – ist im Jahresverlauf deutlich um 18.169 auf 460.900 Menschen gestiegen. Allein die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten beträgt 326.419 und damit 8.123 mehr als vor einem Jahr. Diese Entwicklung ist entgegen der Entwicklung der Arbeitslosenzahlen deutlich negativ. Scheinbar gelingt es vielen Menschen selbst bei Aufnahme einer Arbeit nicht, sich aus der Hilfebedürftigkeit zu befreien. Dieser Trend nimmt zu. Das Phänomen steigender Armut trotz Arbeit weitet sich aus und stellt ein ernsthaftes Alarmsignal dar. Auch der soeben erschienene neue Armutsbericht der Bundesregierung weist eine ständige Zunahme der „Working Poor“ aus, das sind die Menschen, die trotz Arbeit arm bleiben.
Die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit zeigt sich unverändert an der durchschnittlichen Dauer der Arbeitslosigkeit für Langzeitarbeitslose, die im SGB-II-Bereich bei 596 Tagen liegt und damit erneut angestiegen ist, 12 Tage mehr als im Vormonat 17 Tage mehr gegenüber dem Vorjahresmonat. Es gibt zwar weniger Arbeitslose im Rechtskreis des SGB II, aber die bleiben dafür immer länger arbeitslos.
Die Diakonie fordert seit langem, die positive wirtschaftliche Entwicklung zu nutzen, um Langzeitarbeitslosen durch eine qualifizierte öffentlich geförderte Beschäftigung die Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen und eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen. Stattdessen wird inzwischen für die Verwaltung der Arbeitslosigkeit doppelt so viel ausgegeben wie für Unterstützungs- und Eingliederungsmaßnahmen.
Weitere Hinweise unter:
http://www.initiative-pro-arbeit.de/
http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/