Freiwilliges Engagement plus Realschulabschluss – diese besondere Variante des Freiwilligen Sozialen Jahres bietet das Diakonische Werk Württemberg mit Unterstützung des Sozialministeriums seit zehn Jahren an. Zwei Jahre lang arbeiten die Freiwilligen in einer Einrichtung der Diakonie und helfen dort bei der Betreuung und Pflege kranker, alter oder behinderter Menschen. Gleichzeitig arbeiten sie auf den Realschulabschluss hin. Dafür unterbrechen die Freiwilligen etwa alle sechs Wochen die Praxiseinsätze und besuchen für einige Wochen den Blockunterricht an der Gotthilf-Vöhringer-Abendrealschule in Wilhelmsdorf.
Ein Erfolgsmodell für die Diakonie und das Sozialministerium. Denn das FSJplus verschafft jungen Erwachsenen trotz eines mittelmäßigen bis schlechten Hauptschulabschlusses den Zugang zu einem höheren Bildungsabschluss und erhöht damit ihre Chancen auf Ausbildung und Beschäftigung. Sozialministerin Katrin Altpeter: „Das FSJplus hilft jungen Menschen mit schwierigen Ausgangsbedingungen durchzustarten und ihre berufliche Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.“ Dieses Angebot biete denjenigen eine Chance, die auf anderem Weg den Realschulabschluss nicht nachholen oder sich nicht vorstellen können, dafür zwei weitere Jahre ausschließlich die Schulbank zu drücken. Der Landesregierung, so Altpeter, sei es ein zentrales Anliegen, „dass kein Jugendlicher auf seinem Weg verloren geht“.
Die jungen Menschen nehmen aus den zwei Jahren weitaus mehr mit als den Realschulabschluss, stellt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, fest. „Sie entwickeln sich persönlich weiter, werden selbstständiger und selbstbewusster, erwerben soziale Kompetenzen, übernehmen Verantwortung für andere und bekommen gleichzeitig viel von den Menschen zurück, die sie betreuen und pflegen. Es ist erstaunlich, welches Potenzial der Freiwilligendienst bei den Jugendlichen freisetzt. Potenzial für andere, aber auch für sich selbst. Dieses Selbstvertrauen und diese Chancen will die Diakonie den jungen Menschen mit auf den Weg geben.“ Für die Freiwilligen ist es eine intensive Zeit, die ihnen viel abverlangt und die eine hohe Motivation erfordert. Die Arbeit in den Einsatzstellen ist verantwortungsvoll und das Lernpensum an der Schule hoch. Die Erfolge in den Einsatzstellen und der Schule sind das Ergebnis hohen Engagements.
Das FSJplus liefert bundesweit wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Freiwilligendienste. So gibt es inzwischen ähnliche Angebote in Schleswig-Holstein, Bayern und im Rheinland. Das Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) in Freiburg hat das Programm wissenschaftlich evaluiert. Seine Wirksamkeit und der Erfolg sind ausreichend belegt. Ebenfalls eine Bestätigung für die Bedeutung des FSJplus: Seinetwegen wurde im Gesetzestext die mögliche Dauer eines FSJ auf zwei Jahre festgeschrieben.
Rund 120 Jugendliche haben inzwischen ihren Realschulabschluss auf diese Weise in Baden-Württemberg nachgeholt. Ende August beendeten 18 Absolventen ihr FSJplus – alle haben die Realschulabschlussprüfung bestanden, zehn von ihnen mit Belobigungen und Preisen. Die meisten Absolventen haben bereits eine konkrete Anschlussperspektive, machen eine Ausbildung oder besuchen einen weiterführende Schule.
Die nächsten Freiwilligen beginnen in diesen Tagen ihren besonderen Freiwilligendienst. Kurzentschlossene können sich noch bewerben und bis Ende Oktober in den neuen Kurs einsteigen.
Weitere Informationen unter www.fsjplus.de
Die Diakonie Württemberg ist einer der größten Träger von Freiwilligenprogrammen in Deutschland. Sie vermittelt rund 2.000 Bewerber jährlich, davon ein Viertel mit Migrationshintergrund, in unterschiedliche diakonische Einrichtungen in Württemberg. Rund 50 junge Menschen reisen zudem jedes Jahr eigens aus dem Ausland an, um einen Freiwilligendienst in württembergischen Einrichtungen der Diakonie abzuleisten. Freiwilligendienste sind pädagogisch begleitet. Sie unterstützen die Teilnehmenden vor allem in der Orientierungsphase zwischen Schule und weiterer Ausbildung und fördern soziale Kompetenzen. Über 90 Prozent der Freiwilligen bewerten diese Erfahrung positiv.