„Wir feiern unser zentrales Reformationsfest im Zentrum der Stadt, denn dort gehören wir als Kirche hin: Mitten in die Stadt, mitten in die Gesellschaft. Sichtbar und ansprechbar“, so Landesbischof July. Mit Blick auf das Motto des Reformationsjubiläums „… da ist Freiheit“ rief der Landesbischof alle Besucherinnen und Besucher des Festivals dazu auf, vor dem Festivalbesuch am Sonntag von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. „Der Geist Gottes macht Freiheit zu einer wertegebundenen Freiheit. Diese Freiheit gibt uns die Freiheit, anderen zu helfen, die bedürftig sind. Andere zu achten. Und diese Freiheit lässt keine Toleranz gegenüber Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu. Deshalb rufe ich dazu auf, erst wählen und dann feiern zu gehen“, so July.
Pfarrerin Anna Feuersänger, Referentin beim DWW, wies auf das „TV noir Special“ am Samstagabend hin. „Menschen mit verschiedenen, kirchlichen und nicht-kirchlichen Hintergründen zusammen auf dem berühmten ‚TV noir-Sofa‘, die darüber diskutieren, ob und wie sie frei sind, das hat es so in dieser Form noch nicht gegeben“, so Feuersänger. Gäste sind unter anderem der Journalist Jörg Armbruster, die Gefängnisseelsorgerin Susanne Büttner, die Musiker Philipp Poisel, Moses Pelham und Sorab Jon Asar, musikalischer Newcomer mit afghanischen Wurzeln. Für Bewegung sorgt der Choreograph und Tänzer Eric Gauthier, der ab 16.30 Uhr eigens für das Festival entworfene Freiheitsmoves mit den Besuchern einübt und in den anschließenden Gottesdienst einbringt. „Ihm ist es generell ein wichtiges, man könnte fast sagen, diakonisches Anliegen, dass Menschen tanzen. Deshalb freuen wir uns, dass er bei unserem Reformationsfest mitmacht“, so Feuersänger weiter.
Das Programm am Sonntag ist hauptsächlich auf Jugendliche ausgerichtet, berichtet Robby Höschele, Referent beim EJW. Daher werde um 10 Uhr mit einem DJ der Auftakt gemacht. „Sechs Gottesdienste für junge Leute in der Stiftskirche, der Leonhardskirche, im Kino Gloria und in einer ‚Rundkirche‘ mitten auf der Königstraße gehören zum Programm“, so Höschele. Die Rundkirche sei ein nach afrikanischem Vorbild von jungen Leuten im EJW-Weltdienst entworfener Kirchenort – rundherum offen, aber mit schützendem Dach. Höschele freut sich darüber „wie die ökumenische Zusammenarbeit mit der Katholischen Jugend der Diözese Rottenburg-Stuttgart bisher funktioniert hat und wie jetzt rund 400 ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende dieses Fest auf die Beine stellen.“
Für Musiker Johannes Falk ist Freiheit das höchste Gut in Gesellschaft und Kirche. „Ich finde es wichtig, dass wir uns in den zwei Tagen des Festivals die Freiheit nehmen, die Freiheit zu feiern“, so Falk. Der Musiker ist auch auf der Sampler-CD „Von der Freiheit“ zu hören, die am Freitag, 22. September, erscheint und bei der Pressekonferenz vorgestellt wurde. Diese Doppel-CD ist ein Projekt von Modul Entertainment und Universal Music in Kooperation mit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und enthält 29 Titel von Künstlern wie Udo Lindenberg, Sportfreunde Stiller, Philipp Poisel, Revolverheld, Silbermond, Matthias Schweighöfer, Max Herre und vielen anderen. Die Idee des Samplers sei gewesen, ganz verschiedene Künstler im Reformationsjubiläumsjahr zum Thema Freiheit zusammenzubringen. „Dabei habe ich gerne mitgemacht, weil ich glaube, dass Musik auch den Auftrag hat, politisch zu sein - und sie mit ihren Botschaften sehr viele Menschen erreicht“, so Falk.
Im Vorfeld des ökumenischen Festgottesdienstes am Samstag um 17 Uhr wird Ministerpräsident Winfried Kretschmann ein Grußwort halten. Er erinnert an die besondere Freiheitserfahrung, die die Reformation vor 500 Jahren gebracht habe: die bedingungslose Liebe Gottes. „Aus dieser Erfahrung erwächst für alle Menschen das Recht, frei zu sein, also so zu sein, wie sie sind. Und die Verantwortung, sich in dieser Verschiedenheit gegenseitig anzunehmen. Wir dürfen deshalb nicht nachlassen, in unserer Gesellschaft für das Recht auf Verschiedenheit einzutreten. Möge auch das Festival offen, bunt und fröhlich werden und signalisieren: Da ist Freiheit!“, so Kretschmann.