„Die Nachbarschaft, das Quartier, gewinnt als Lebensraum an Bedeutung – auch für die von der Diakonie begleiteten Menschen, die heute seltener in Einrichtungen leben, sondern mitten im Ort“, sagt Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. Die große Stärke von Kirche und Diakonie sei, dass es bis heute gewachsene Strukturen in Kirchengemeinden und in der Diakonie und Ehrenamtliche vor Ort gibt.
Beratung, Begegnung und Teilhabe an einen Ort bringen: Das Projekt geht bis 2024 neue inklusive Wege. Kirchengemeinden sowie kirchlich-diakonische Einrichtungen, Werke und Dienste sollen sich durch das Projekt gut koordiniert in die Gestaltung von inklusiven Nachbarschaften einbringen. Sie sollen sich dafür einsetzen, dass dort eine umfassende und gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen, für einsame und alte Menschen, aber auch für Alleinerziehende, pflegende Angehörige, Menschen in prekären Verhältnissen sowie mit Migrations- und Fluchterfahrung gelingt.
„Das Interesse an Beratung und Begleitung ist groß. In kurzer Zeit haben über 30 kirchlich-diakonische Institutionen ihr Interesse signalisiert“, so Kirchenrätin Eva-Maria Armbruster, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg. Auch Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg seien an der Zusammenarbeit interessiert.
Ein breit aufgestelltes Team aus Kirche und Diakonie wird aktiv, wenn beispielsweise eine Kirchengemeinde Unterstützung braucht bei inklusiver Mitgestaltung der Nachbarschaft. Dabei könnte die Gemeinde zum Beispiel ihr Gemeindehaus zu einem Quartierszentrum entwickeln – mit Begegnungsstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen und einem Mittagstisch für alte, arme oder einsame Menschen. Oder Kirchengemeinden helfen Menschen mit Behinderungen, an das Leben im neuen Wohnort anzudocken. Ehrenamtliche aus der Kirchengemeinde holen sie ab zum Gottesdienst und laden zur Mitgestaltung des Kirchencafés ein. Einmal pro Woche gibt es einen offenen Mittagestisch, zu dem auch Kindergartenkinder und Geflüchtete kommen. Das Projektteam versteht sich als Wegbegleiter und Unterstützer.
Ziel aller Begleitungen und Beratungen vor Ort ist, dass Kirche und Diakonie – Menschen im Quartier durch Vernetzung mit Kommunen, zivilgesellschaftlichen Akteuren und anderen Partnerinnen wirksamer unterstützen können.
Das Projekt „Aufbruch Quartier“ führt den Aktionsplan „Inklusion leben“ inhaltlich fort und zielt auf eine systematische Weiterentwicklung von Inklusion für Kirche und Diakonie im Quartier. In den Jahren 2016 bis 2020 hat der Aktionsplan über 200 Inklusions-Projekte auf den Weg gebracht. Vielfalt in Kirche und Diakonie wurden erlebbar, bauliche und kommunikative Hürden abgebaut und Haltungen hinterfragt. In diese Entwicklung von Teilhabe aller Menschen hat die Landeskirche im Fonds „Inklusion leben“ 2,1 Millionen Euro ausgeschüttet.
Die Federführung des Projekts „Aufbruch Quartier“ in Zusammenarbeit mit Evangelischen Senioren (Lages) und Pädagogisch-Theologischem Zentrum (ptz) hat die Diakonie Württemberg.