Auch Staatssekretär Dieter Hillebrand MdL vom Sozialministerium Baden-Württemberg wies auf die Notwendigkeit sozialer Hilfen hin: "Wir brauchen die Unterstützung der Wohlfahrtsverbände mehr denn je." Angesichts von Langzeitarbeitslosigkeit, Armutsgefährdung und der Veränderung der Altersstruktur "nehmen wir dankbar die konstruktiven und kritischen Anmerkungen der Diakonie auf", sagte der Politiker.
"Sozial schwache Menschen nicht zu verurteilen und zu beschämen, dazu fordert die Bergpredigt auf", sagte Oberkirchenrat Johannes Stockmeier, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes Baden und Sprecher der Diakonie Baden-Württemberg GmbH, in seiner Predigt. Stockmeier: "Ohne die Armen sind wir nicht Kirche in der Nähe Gottes." Arme Menschen dürften nicht nur "Objekte von Haushaltsentscheidungen" sein. In Deutschland wachse die Zahl der Menschen in "prekären Lebensverhältnissen". Stockmeier: "Es ist nicht gut, wenn das unterste Auffangnetz als Hängematte denunziert wird."
"Das Unternehmen Welt ist überschuldet", brachte der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Dirk Solte vom Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung in Ulm in seinem Vortrag seine Einschätzung auf den Punkt. Nur verbindliche Umwelt- und Sozialstandards für die globalen Märkte könnten die hoch verschuldete Weltwirtschaft retten. Die Welthandelskonferenz müsse Regeln festsetzen, die als Grundlage die Achtung der Würde von Mensch und Umwelt auf der Grundlage der Gottesliebe hätten, "damit wir sanft wieder runter kommen". Wenn spekulative Verschuldung gedämpft und ein Weltstrukturfonds zur Kofinanzierung strukturschwacher Gegenden eingerichtet seien, könne die unendliche Schuldenspirale beendet werden. "Im Moment bräuchten wir 1,35 Planeten an notwendiger Fläche", verdeutlichte der Wissenschaftler den Ernst der Lage.
Der diesjährige Jahresempfang der Diakonie Baden-Württemberg war der erste seit der Gründung der Diakonie Baden-Württemberg GmbH im vergangenen Jahr. Ihr Ziel ist, die Kräfte der beiden Diakonischen Werke in Baden und Württemberg zu bündeln und diakonische Positionen gemeinsam zu vertreten. Insgesamt fast 70.000 diakonische Haupt- und viele Ehrenamtliche erreichen täglich über 190.000 Menschen in Baden-Württemberg.