Hermann Abmayr vom SWR Fernsehen wird ausgezeichnet für seine Reportage „Harte Arbeit – schlechter Lohn. Wie Menschen abgehängt werden“. Ein gelungener Überblick über das System der Leiharbeit und die Funktionsweise der Leiharbeitsfirmen. Eindrucksvoll wird das Thema über Protagonisten geschildert. Dem Autor gelingt, die Menschen und ihre Schicksale dem Zuschauer nahzubringen. Beeindruckt hat die Jury die filmische und grafische Aufbereitung des Beitrags.
Johanna Bentz von SWR 2 erhält die Auszeichnung für ihren Hörfunkbeitrag „Freiwillige Abschiebung – ein Feature über Balkanflüchtlinge und ihre erzwungene Rückkehr“. Der Autorin hat eine schlüssige Reportage über Flüchtlinge gefertigt, die freiwillig in Ihre Heimat zurückgehen. Dabei begleitet sie die Menschen nicht nur in Deutschland, sondern auch auf dem Flug und beim Ankommen in der alten Heimat, die so keine mehr ist. Johanna Benz gelingt es, die Rolle des beobachtenden Journalisten zu wahren, obwohl sie zunehmend persönlich in die Geschichte der Protagonisten verstrickt wird.
Der Preis für den Hörfunk-Kurzbeitrag geht an Sebastian Krämer für seine Hörfunkreportage „Vom Rollstuhl in den Beiwagen“, die auf SWR 4, Stuttgart, lief. In einem kurzen Format gelingt es ihm, dem Zuhörer Einblick in das Seelenleben behinderter Menschen zu geben. Der Beitrag lebt von unglaublichen Emotionen der behinderten Menschen, die von Motoradfahrern im Beiwagen ihrer Maschinen mitgenommen werden. Ein ergreifender und mitreißender Beitrag zugleich.
Ausgezeichnet wurde auch die vierteilige Zeitungsserie „Wie funktioniert Inklusion?“, die in der Waiblinger Kreiszeitung erschien. Autorin Dr. Pia Eckstein hat Dimitrios begleitet, der trotz einer schweren körperlichen Behinderung in eine allgemeine Grundschule in Backnang geht. Er ist das erste Kind mit einer so starken Einschränkung, das in Baden-Württemberg inklusiv beschult wird. Als Dimitrios in die erste Klasse kam, waren noch nicht einmal alle Gesetze zur Inklusion geschrieben. Pia Eckstein erzählt einfühlsam von schönen Erlebnissen, der Freundschaft mit Tin, benennt aber auch klar diverse Hindernissen bei der Umsetzung von Inklusion in der Schule.
Den Preis Online-Publikation erhält Christin Hartard für ihren Beitrag „Letzte Chance – Jugendliche im freien Strafvollzug“ im Internetauftritt der Schwäbischen Zeitung. Sie zeigt an der Biografie von Sven, wie im Seehaus Leonberg junge Männer ihre Haft im freien Vollzug verbringen. In Texten, Fotos und Videos wird gut nachvollziehbar der Tagesablauf der Männer dargestellt und das Konzept des Seehauses auf christlicher Basis erklärt. Die Auswirkungen strenger Regeln wie das morgendliche Joggen um 5.45 Uhr, aber auch sinnerfüllte Arbeit und familiäre Gemeinschaft werden erlebbar und authentisch gezeigt.
Der Sonderpreis „Kinderarmut“ geht an Kai Diezemann. Im SWR Fernsehen lief sein Beitrag „Abgehängt! Diezemanns Reisen ins arme Deutschland“. Der Autor stellt die entscheidenden Fragen zu Thema Armut. Sein Film ist deshalb außerordentlich facettenreich und ganz nah an den Betroffenen dran. Trotz der Nähe ist der Beitrag nicht voyeuristisch und begegnet den Menschen respektvoll auf Augenhöhe. Kai Diezemann arbeitet heraus, wo die größten Armutsrisiken in Deutschland liegen und wie vor allem Familien immer weniger von ihrem eigenen Einkommen ohne zusätzliche Sozialleistungen leben können.
Die Jury des Diakonie Journalistenpreises besteht aus Redakteuren von Zeitung, Funk und Fernsehen, Wissenschaftlern sowie Vertretern der Diakonie. 119 Beiträge wurden in diesem Jahr eingereicht. Die Verleihung findet am 20. September 2017 in Stuttgart statt. Es werden Preisgelder von insgesamt 13.500 Euro vergeben. Der Preis wird auch 2018 wieder ausgeschrieben.