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Heimat ist da, wo man einen Menschen hört

Jahresempfang der Evangelischen Schulwerke Baden und Württemberg

(lifePR) (Stuttgart, )
Beim gestrigen ersten gemeinsamen Jahresempfang der Evangelischen Schulwerke Baden und Württemberg widmete sich Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn, katholische Theologin, Hochschullehrerin und Staatsrätin für interkulturellen und interreligiösen Dialog sowie gesellschaftliche Werteentwicklung, den Begriffen "Heimat und Identität". Untermauert mit Erzählungen aus ihrer eigenen Familiengeschichte verdeutlichte Ammicht Quinn, wie klein die Welt in den vergangenen Jahrzehnten geworden sei: "Damit verändert sich das, was wir als nah und als fern, das, was wir als vertraut und fremd erleben."

Die Tatsache, dass jeder Mensch täglich auf ihm Fremde treffe, sei eine Herausforderung für Herz und Geist. Sie müssten neu ausgestattet werden "mit Ideen, Institutionen, mit Erfahrungen, die es uns erlauben, als neuer, als globaler Stamm, der wir geworden sind, zu leben", so Ammicht Quinn. Auch wenn das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen Konflikte mit sich bringe, könne eine sich selbst bewusste Kultur nur durch Kontakt entstehen, der diese Kultur in ihrer Einmaligkeit und ihrer Überlegenheit in Frage stelle. "Die Frage nach Heimat", erläuterte Ammicht Quinn, "ist immer verbunden mit Fragen nach Identität: Wer bin ich und wo gehöre ich hin? Ist meine Heimat noch meine Heimat, wenn sich alles mit großer Geschwindigkeit ändert? Muss ich, um in Baden-Württemberg als Zugezogener Heimat zu finden, meine Identität vergessen und verlieren?" Als ein Lösungsansatz für diese Fragen sei "Integration" zum Schlagwort geworden, wie Ammicht Quinn ausführte. Doch Integration dürfe nicht einfach "zusammenzählen" bedeuten. "Es heißt vielmehr, Verständigungsmöglichkeiten über Vorurteile, Klischees und Etiketten hinweg zu finden." Heimat, so schloss Ammicht Quinn, sei immer mehr als ein Ort oder eine Landschaft: Es sei ein "da gehöre ich hin", ein "hier gehöre ich dazu". Ammicht Quinn: "Heimat ist Zugehörigkeit. Nicht umsonst ist das Wort hören hier versteckt. Heimat ist da, wo man einen Menschen hört. Wo ein Mensch eine Stimme hat. Wo man ihm zuhört. Wo Dialoge nicht als Monologe geführt werden. Wo wir zusammen hören, um miteinander sprechen zu können. Wo wir, eines Tages, zusammen gehören."

Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg und Vorstandsmitglied des Evangelischen Schulwerks in Württemberg, verwies auf Moses als einen, der seine Heimat und Identität noch nicht gefunden hatte. Gott habe ihm versprochen, seine Güte an ihm vorüberziehen zu lassen. "Er verwandte das Wort Güte", so Dieter Kaufmann, "und gütig sein ist das Grundprinzip der Pädagogik. Aber die Güte zieht nur vorüber und wir müssen sie immer wieder suchen und nach ihr fragen."

Beim Jahresempfang wurde auch der mit 1000 Euro dotierte Schulpreis "Diakonische Praxisprofilierung" verliehen. Er ging in diesem Jahr an den Kurs 48 der Altenpflegeschule Tübingen des Diakonischen Instituts. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich unter dem Thema "Spiritualität im Alltag - Ein Ausflug in Gottes schöne Natur" mit dem Lied "Geh aus, mein Herz und suche Freud" von Paul Gerhardt beschäftigt und das Lied auf vielfältige und kreative Weise in den Alltag der Alten- und Pflegeeinrichtungen integriert: beim Singen, bei der gemeinsamen Gestaltung von Wandteppichen oder Blumengestecken, bei einem Picknick oder beim großen gemeinsamen Abschlussfest aller beteiligten Einrichtungen. "Mit Ihrem Projekt haben Sie alle Sinne der Bewohnerinnen und Bewohner aktiviert", lobte Jurymitglied Gabriele Bartsch die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Ausbilder.
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