Flucht und Vertreibung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bibel. Aus ihrer christlichen Verantwortung heraus engagiert sich die Diakonie in der Flüchtlingshilfe hier und weltweit und wendet sich heimatlosen Menschen und Opfern von Gewalt zu. Von den rund 65 Millionen Flüchtlingen weltweit sind über die Hälfte Kinder und Jugendliche unter 18. „Gerade die jungen Flüchtlinge brauchen unsere Begleitung, doch sie erwartet nach der Betreuung in unseren Wohngruppen ein ungewisses Schicksal“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Obwohl sie sich sprachlich und schulisch qualifiziert, sich kulturell und sozial in Deutschland eingefunden haben, bekämen diese jungen Menschen kaum gezielte Hilfe und Betreuung. „Junge Volljährige werden ohne ausreichende Prüfung des Einzelfalls und trotz guter Integrationschancen in sogenannte sichere Herkunftsländer und in Krisengebiete abgeschoben, auch wenn dort kein familiärer Anschluss mehr möglich ist“, beklagt Kaufmann. Nach Auffassung der Diakonie verstößt Deutschland damit gegen den Geist der UN Kinderrechtskonvention, die einen Schutz junger Menschen vorsieht, auch wenn sie volljährig sind.
Eva-Maria Armbruster, Stellvertreterin des Vorstandsvorsitzenden des Diakonischen Werks Württemberg, hält eine gute Bildung und Ausbildung dieser jungen Menschen für unerlässlich. „Junge Geflüchtete haben es nach dem Schulabschluss schwer, einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeit zu finden. Wer stellt sie ein, wenn ihr Asylantrag voraussichtlich abgelehnt wird? Diese Situation verwehrt den jungen Flüchtlingen Perspektiven auf eine gute und selbstbestimmte Zukunft. Das ist christlich nicht vertretbar und volkswirtschaftlich nicht nachvollziehbar. Gerade Baden-Württemberg sucht dringend junge Fachkräfte, und die Wirtschaft unternimmt dankenswerterweise viele Anstrengungen zur beruflichen Integration.“
Die Diakonie Württemberg erwartet sowohl von der Bundes- als auch von der Landesregierung klare Bekenntnisse zur uneingeschränkten Integration junger Flüchtlinge. Dazu sind qualifizierte und bedarfsgerechte Angebote für die Unterbringung und Betreuung junger Flüchtlinge nach den Standards der Jugendhilfe nötig. Sprachkurse und Vorbereitungsklassen gehören dazu, ebenso die sozialpädagogische Begleitung, damit die Integration in der Schule und im sozialen und kulturellen Umfeld gelingt. Gute Erfahrungen hat die Diakonie mit dem Landesprogramm der assistierten Ausbildung gemacht. Betriebe und Bildungsträger begleiten gemeinsam Auszubildende, die sich auf sich allein gestellt schwer tun. Diese Form würde es auch den jungen Flüchtlingen erleichtern, einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeit zu finden und zu behalten. Oberkirchenrat Dieter Kaufmann: „Wir plädieren dringend dafür, jungen Flüchtlingen mit guten Chancen zur Integration einen sicheren Aufenthaltsstatus zu gewähren – unabhängig vom Herkunftsland.“
Die Diakonie in Württemberg setzt sich mit vielen Angeboten für junge Flüchtlinge ein. An der Betreuung unbegleiteter Minderjähriger beteiligen sich 45 diakonische Einrichtungen der Jugendhilfe an über 50 Standorten in 26 Stadt- und Landkreisen. Die Angebote umfassen Plätze zur vorläufigen oder dauernden Inobhutnahme, Hilfen zur Erziehung und Hilfen für junge Volljährige in Wohngruppen der Heimerziehung, des Betreuten Jugendwohnens, in Jugendwohnheimen, Internaten und Gastfamilien. Neben den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen unterstützt die Diakonische Jugendhilfe Kinder und Jugendliche, die gemeinsam mit Familienangehörigen gekommen sind, sowie junge Erwachsene, die alleine geflüchtet sind. Die Einrichtungen der Diakonie in Württemberg erreichen rund 7.000 junge Flüchtlinge und Familien mit Unterbringung und Betreuung unbegleiteter Minderjähriger und junger Volljähriger; in evangelischen Kindergärten und Schulen; in der Schulsozialarbeit, der Mobilen Jugendarbeit, in Familienzentren und bei der sozialen Betreuung in Gemeinschaftsunterkünften.
Den Internationalen Tag der Jugend am 12. August haben die Vereinten Nationen im Jahr 2000 eingeführt. Er macht auf die besondere Verantwortung aufmerksam, die Regierungen in der ganzen Welt für junge Menschen haben. Im Mittelpunkt stehen die Themen Bildung, Gesundheit, Armutsbekämpfung, Drogen und Jugendkriminalität. In Baden-Württemberg leben rund 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18.
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