Der erste Jahrgang des Kosovo-Ausbildungsprojektes des Diakonischen Werk Württembergs hat seine Ausbildung beendet. Rund 145 weitere junge Menschen aus dem Kosovo sind noch in Ausbildung, dazu zehn im Freiwilligen Sozialen Jahr in der Altenpflege, im Herbst 2019 beginnen rund hundert Kosovaren ihre Ausbildung in Baden-Württemberg. „Wir freuen uns, dass das Projekt so gut läuft. Es ist unser biblisch begründeter Auftrag, auch für das Wohl der Pflegekräfte zu sorgen. Es geht uns um die Gestaltung fairer Arbeitsmigration“, so Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg.
Ziel des Projekts ist auch die partnerschaftliche und entwicklungspolitisch sensible Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland und langfristig gesehen die Unterstützung beim Aufbau von Strukturen und Einrichtungen der Behinderten- und Altenhilfe in Kosovo. Auch der kosovarische Arbeits- und Sozialminister Skender Reçica, der extra für die Abschlussfeier angereist war, begrüßt das Projekt: „Trotz Ausbildung oder Studienabschluss finden viele junge Menschen im Kosovo keinen Arbeitsplatz. Allein 12.000 Krankenschwestern und -pfleger befinden sich zur Zeit im Kosovo auf Arbeitssuche und wir sind froh, dass sie in Deutschland gebraucht werden.“, so Reçica auf der Pressekonferenz.
Für die jungen Kosovaren bedeutet die Ausbildung eine große Chance. Valmira Krasniqi ist seit kurzem Fachkraft im Seniorenzentrum am Markwasen der BruderhausDiakonie Reutlingen: „Die drei Jahre Ausbildung waren hart. Eine neue Sprache, ein neues Land und eine neue Kultur. Aber ich würde sie immer wieder machen, denn ich habe so viel gelernt.“ Auch Qendresa Ptqaj, Auszubildende im zweiten Lehrjahr im Martin-Haug-Stift in Freudenstadt, weiß den Ausbildungsplatz zu schätzen: „Ich habe zwar Heimweh, aber für mich ist die Ausbildung eine große Chance. Mit meiner Erstausbildung als Physiotherapeutin war ich im Kosovo arbeitslos.“ Auch die Einrichtungen sind dankbar für die motivierten Mitarbeiter: „Als BruderhausDiakonie sind wir seit Anfang an bei dem Projekt dabei. Es ist toll, dass junge Leute zu uns kommen und hier ausgebildet werden. Die Praxis ist zwar ähnlich, aber die gesetzlichen Regelungen sind in Deutschland anders gestaltet.“, sagt Gabriele Hönes, von der BruderhausDiakonie Reutlingen. „Wir können so auf seriöse, faire und legale Weise Fachkräfte gewinnen und hoffen, dass wir sie auch nach der Ausbildung in unseren Einrichtungen halten können.“, so Johannes Miller, Hausdirektor im Martin-Haug-Stift.
Ein großes Problem sind allerdings die Wartezeiten: Benötigt eine Zeugnisbeglaubigung beispielsweise in Stuttgart momentan 14 Monate, braucht die Visumsanerkennung in der deutschen Botschaft im Kosovo sogar 16 Monate.
Hintergrund:
Das Diakonische Werk Württemberg ermöglicht jungen Menschen aus dem Kosovo, die dort bereits einen Schulabschluss an einer medizinischen Mittelschule erworben haben, in Deutschland eine dreijährige Ausbildung zur Altenpflegefachkraft zu absolvieren.
Vorbereitend erlernen die Auszubildenden im Kosovo zunächst Deutsch bis zum Niveau B1 sowie die erforderlichen interkulturellen Kompetenzen. Im Anschluss daran beginnt die Ausbildung zur Altenpflegefachkraft in Deutschland. Mit dem erworbenen Abschluss können die jungen Menschen dann in Deutschland auf Dauer als Fachkräfte arbeiten und so dem stark wachsenden Bedarf an Fachkräften in der Alten- und Krankenpflege entgegenwirken.
Das Projekt wächst ständig: Inzwischen nehmen neun diakonische Träger mit über 30 Einrichtungen an dem Projekt teil. Hatten sich im Jahr 2014 150 junge Menschen aus dem Kosovo auf 27 Ausbildungsplätze beworben, haben für das Jahr 2019 über 100 Bewerberinnen und Bewerbern eine Ausbildungszusage bekommen – unter der Voraussetzung, entsprechende Deutschkenntnisse vorzuweisen.
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