Ab dem kommenden Jahr sollen die Mittel für das Bundesprogramm gestrichen werden. Mit diesen Mitteln wurden in den vergangenen Jahren über das Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ bundesweit zusätzliche Sprachförderfachkräfte und Fachberatungen an Standorten finanziert, an denen besonders viele Kinder mit hohem Förderbedarf betreut werden.
Die Entscheidung des Bundeskabinetts vom Juli, das Programm zur Förderung der Sprach-Kitas nicht fortzuführen, ist für pädagogische Fachkräfte, Träger und Verbände nicht nachvollziehbar. „Die Absicht, das Bundesprogramm Sprach-Kita zu beenden, ist sehr bedauerlich. In einer Zeit, in der wir die Folgen der Pandemie bewältigen müssen und die Familien dringend eine qualitativ hochwertige Sprachförderung brauchen, ist das ein falsches Signal“, sagt Pfarrer Albrecht Fischer-Braun, Geschäftsführer des Evangelischen Landesverbandes Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg e.V. „Erste Träger überlegen schon, wie sie es auch ohne die finanzielle Förderung selbst stemmen können. Aber das kann nur im Einzelfall gelingen.“ Wenn es kein Bundesprogramm mehr gibt, muss nach Ansicht Fischer-Brauns die Sprachförderung und -bildung in den Kindertageseinrichtungen innerhalb von Baden-Württemberg beispielsweise über das Kita-Qualitätsgesetz fortgesetzt werden.
„Mit dem Programm Sprach-Kitas liegt ein sehr gutes Konzept vor, das in die richtige Richtung weist und dazu erfolgreich ist“, sagt Manuela Schüle, zuständige Referentin für Sprache im Landesverband. Schwerpunkte seien neben der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung integrative Pädagogik und Zusammenarbeit mit den Familien. In den vergangenen zwei Jahren sei das Thema Digitalisierung hinzugekommen. „Hier geht es um mehr als Sprachförderung, es geht letztendlich um Inklusion und soziale Gerechtigkeit, denn Sprache ist eine wesentliche Grundlage für die Teilhabe an der Gesellschaft.“
Der Evangelische Landesverband Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg e.V. ist Mitglied im Diakonischen Werk Württemberg und unterstützt ebenso wie die Diakonie Deutschland die Kampagne „Sprach-Kitas retten“ (www.sprachkitas-retten.de).
Hintergrund
In Baden-Württemberg ist ca. jede neunte Kita eine Sprach-Kita. Über das Programm werden zusätzliche Fachkräfte mit einem Stellenanteil einer halben Stelle, in sehr großen Kitas auch einer ganzen Stelle finanziert. Sie unterstützen die Fachkräfte, beobachten, leiten an, geben Feedback, beraten. Sie selbst und die Kitaleitungen werden als Tandem von zusätzlichen Fachberatungen regelmäßig geschult sowie in den Kitas vor Ort unterstützt und beraten. Über diese Multiplikatoren gelangt regelmäßig neues Wissen in die Kitas, aus dem durch die Anleitung der zusätzlichen Fachkräfte und die Qualifizierung der zusätzlichen Fachberatungen die Fähigkeiten wachsen, die die Kinder und Familien so dringend benötigen.
Im Juli 2022 hatte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über das Ende des sehr erfolgreichen Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel der Welt ist“ informiert. Hintergrund hierfür ist der von der Bundesregierung verabschiedete Entwurf für den Bundeshaushalt 2023, in dem kein weiteres Geld für das Sprach-Kita-Programm vorgesehen ist.