Das diesjährige Motto der Woche „neue Räume“ lenke den Blick auf eine gemeinsam zu gestaltende Zukunft und zeige die „enormen gesellschaftlichen, internationalen und digitalen Entwicklungen“, bei denen alle Menschen mitgenommen werden müssten, schreiben Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel und Oberkirchenrätin Prof. Dr. Annette Noller, die Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. Räume würden verstanden als Orte, „die Schutz bieten, die jedem Menschen zugestanden sind, in denen Begegnung und Gesehenwerden mit ganz unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten geschieht“.
Nach biblischer Überlieferung sei es Gott selbst, der den Raum zum Leben geschaffen und den Menschen überlassen hat, wenn es heiße: „Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte.“ (1. Mose 2,15) Niemand habe daher das Recht, einem anderen Menschen den Raum zu einem Leben in Würde streitig zu machen. Vielmehr gelte es, genügend Raum für Menschen in Familien und vielfältigen Lebenssituationen zu schaffen. Es müssten in diesen Krisenzeiten gemeinsam große Anstrengungen unternommen werden, damit ausreichend Wohnraum und Räume für Teilhabe, interkulturelle Bildung und Gesundheitsvorsorge für alle bei uns lebenden Menschen zur Verfügung stehen.
In der interkulturellen Woche wird in diesem Jahr besonders an Menschen in Kriegsgebieten dieser Erde gedacht. Kriege zerstörten das Leben, die Hoffnungen und die Perspektiven unzähliger Menschen und nehme ihnen ihren Lebensraum, die Freiheit und Würde, so Heckel und Noller. Dies zeige, „wie zerbrechlich ein friedliches Zusammenleben und das Leben in Freiheit und Menschenwürde ist“, sagt Oberkirchenrat Heckel. Für das friedliche Zusammenleben brauche es immer wieder erneut die Entschlossenheit, für Respekt, Gewaltfreiheit, Wohlwollen und Frieden einzutreten. „Wir alle stehen jeden Tag neu vor der Aufgabe, auf einen fairen Ausgleich der verschiedenen Interessen in unserer Gesellschaft zu achten,“ sagt die Vorstandsvorsitzende der Diakonie.
Noller und Heckel nehmen Signale von Kommunen ernst, dass sie bei der Aufnahme von Geflüchteten an ihre Grenzen kommen oder ihre Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Gleichzeitig setzen sie sich für eine Versachlichung der Diskussion um die Zuwanderung ein. „Viele Schutzsuchende werden zurückkehren, weiterwandern oder müssen Deutschland verlassen.“ Von ‚illegaler‘ bzw. ‚irregulärer‘ Migration zu reden, sei nicht zielführend. „Vielmehr werden damit Ängste und Sorgen geschürt.“ Menschen, die aus Krieg, Verfolgung und Not flüchten, benötigen Unterstützung, wenn sie in Deutschland ankommen.“ Daher fordern Diakonie und Kirche gemeinsam, die aktuellen haushaltsplanerischen Überlegungen, in den Migrations- und Integrationsdiensten im Bundeshaushalt stark zu kürzen, zurückzunehmen.
Die Integration von einwandernden Menschen gelinge nur über Offenheit und die Bereitschaft zu deren Aufnahme in die Gesellschaft. „Dabei helfen ganz entscheidend Räume der Begegnung – in Betrieben, Schulen, Vereinen und Gemeinden. Als christliche Kirchen möchten wir mit der interkulturellen Woche dazu beitragen, dass solche Begegnungsräume entstehen und gestaltet werden.“ Das gehe nur gemeinsam mit der öffentlichen Verwaltung, mit Menschen im Ehrenamt, mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und mit den Vertreterinnen und Vertretern der Politik.
„Viele Entwicklungen und Probleme unserer Tage sind bedrückend und belastend. Gerade deshalb will die Interkulturelle Woche Räume für Information, Diskussion und Austausch, Räume für Begegnung und Kultur und nicht zuletzt Räume für gemeinsames Essen und Feiern schaffen“, schreiben Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, Präses Annette Kurschus, Vorsitzende des Rates der EKD und Metropolit Dr. h.c. Augoustinos von Deutschland, Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, im bundesweiten Wort zur Interkulturellen Woche.
Herzlich bedanken sich die beiden Mitglieder der württembergischen Kirchenleitung, Heckel und Noller, bei allen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden, die mit großem Engagement im Rahmen der Interkulturellen Woche und über das ganze Jahr in Gesellschaft, Kirche und Diakonie neue Räume eröffnen und gestalten.