"Bei der bisherigen Aufnahmeaktion darf es nicht bleiben", betont der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Oberkirchenrat Dieter Kaufmann. "Die hier lebenden Flüchtlinge sind dankbar für ihre Aufnahme in Deutschland, berichten aber von ihren Sorgen über das Schicksal von Verwandten oder Bekannten, die sie zurücklassen mussten und die sich immer noch in einer schutz- und perspektivlosen Situation befinden." Fast zwei Millionen irakische Flüchtlinge leben in den Nachbarregionen des Irak, unter ihnen zahlreiche allein-stehende Frauen, Kinder und kranke Menschen, die kaum ihr Überleben sichern können. Viele Flüchtlinge sind als Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten besonders ge-fährdet.
Nach wie vor tragen die Nachbarländer von Kriegs- und Krisenregionen die Hauptlast bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Mit dem Resettlement-Programm versucht das Flüchtlingshoch-kommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) diese Länder zu entlasten. Zahlreiche west-liche Industriestaaten beteiligen sich an dieser Form der Solidarität gegenüber den meist sehr armen Erstaufnahmeländern. Inzwischen sind nahezu 2.500 irakische Flüchtlinge aus einer desolaten und ausweglosen Situation in Syrien und Jordanien heraus auch in Deutschland angekommen. Sie machen hier mit Sprach- und Orientierungskursen ihre ersten Schritte zur Integration in ein Gemeinwesen, das ihnen Schutz und eine dauerhafte Lebensperspektive bietet.
Kirche und Diakonie haben frühzeitig signalisiert, sich bei der Aufnahme, Unterbringung und Begleitung dieser Menschen zu engagieren. Kirchengemeinden bieten neben praktischer Hilfe auch eine neue geistliche Heimat "Wir beobachten eine große Anteilnahme der Bevölkerung bei der Aufnahme der irakischen Flüchtlinge. Bürger helfen bei Behördengängen, bei der Einschulung von Kindern oder bei der Betreuung kranker Menschen. Es entsteht eine neue Willkommenskultur, die wir uns auch bei der Aufnahme von Asylbewerbern wünschen würden", so Ottmar Schickle, Flüchtlingsreferent der Diakonie. Flüchtlingsinitiativen und Ko-operationspartner seien aufgerufen worden, die Aktion von Pro Asyl zu unterstützen.
"Unser Land hat die Mittel und Möglichkeiten, das Flüchtlingsaufnahmeprogramm weiterzu-führen. Mit der vorbehaltlosen Aufnahme von Schutzbedürftigen würde Deutschland ein Zei-chen setzen und innerhalb Europas wieder eine aktive Rolle beim Flüchtlingsschutz einneh-men", resümiert Dieter Kaufmann. Er weist daraufhin, dass die württembergische Kirche zu-sätzlich mit eignen Mitteln Projekte in Nordirak finanziert, damit Christen innerhalb ihres Heimatlandes eine Zukunft finden können.