Zunehmend mehr Kommunen ermöglichen es Kindern und Jugendlichen, sich vor Ort einzubringen. Diese Entwicklung ist unter anderem auf eine geänderte Gemeindeordnung für Baden-Württemberg zurückzuführen. Das Wahlalter bei Kommunalwahlen wurde auf 16 Jahre gesenkt, Kinder und Jugendliche in Planungsprozesse mit der Einführung des § 41a – „Beteiligung von Kindern und Jugendlichen“ – stärker eingebunden. „Dass auch junge Menschen in benachteiligenden Lebenslagen hiervon profitieren, ist kein Selbstläufer“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann. „Jeder hat Gaben, jeder ist geliebtes Geschöpf Gottes und soll so sich ins Leben einbringen. Unser diakonischer Auftrag ist es, dass wir gezielt denen nachgehen, die nicht ohne Weiteres Gehör finden. Ihnen genau zuhören, um gemeinsam Wege zu einer neuen Lebensperspektive zu finden.“
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass junge Menschen mit niedrigem Bildungsstatus sowie neu zugewanderte Kinder und Jugendliche nur sehr begrenzt politisch beteiligt und in Initiativen zur Gestaltung des Gemeinwesens engagiert sind. „Wir wissen aus Erfahrung, dass das nicht an der Motivation der jungen Menschen liegt“, sagt Eva-Maria Armbruster, Stellvertreterin des Vorstandsvorsitzenden im Diakonischen Werk Württemberg. Vielmehr seien die Erwachsenen gefordert, Prozesse der Beteiligung und Formen des Engagements so zu gestalten, dass auch Kinder und Jugendliche mit niedrigem Bildungsstatus dort ihren Platz finden. „Die Jugendhilfe der Diakonie legt deshalb mit vielen Projekten einen Schwerpunkt darauf, gezielt chancenarme junge Menschen im Gemeinwesen zu beteiligen – mit Erfolg.“ So sind Jugendliche und junge Erwachsene, die selbst nach Deutschland zugewandert sind, für junge Geflüchtete aktiv. Junge Menschen aus Stadtteilen, die den Ruf eines „Brennpunkts“ haben, engagieren sich für ihren Stadtteil, indem sie Kulturveranstaltungen organisieren. Jugendliche wirken an Planungsprozessen im öffentlichen Raum mit, weil es um ihre Treffpunkte oder ihre Leidenschaften geht, zum Beispiel HipHop oder Basketball. „Diese Beteiligung ist für die jungen Menschen eine wichtige Quelle, die ihr Selbstbewusstsein stärkt.“
Dass in Gremien oder Foren der Kinder- und Jugendbeteiligung in Städten und Gemeinden nicht nur bereits vielfach Engagierte aktiv werden, sondern auch „junge Menschen, die noch keine Routine darin haben, sich politisch zu Wort zu melden“, gelingt immer dann, wenn möglichst viele Menschen gemeinsam Beteiligung organisieren, ist Armbruster überzeugt. Die Mitarbeitenden der Diakonie wirken als Kontaktpersonen und Brückenbauer, damit bildungsbenachteiligte oder neu zugewanderte Jugendliche beispielsweise in städtischen Jugendforen ihre Interessen vertreten.
In ihrer Herbstsammlung stellt die Diakonie in Württemberg die Situation von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt. „Voll krass“ – nicht alle Kinder und Jugendlichen haben gute Bedingungen für ihren Lebensweg. Die Diakonie hilft und bittet um Unterstützung für spendenfinanzierte Angebote.
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