Er wisse um den Schmerz und das Leid von Eltern, die möglicherweise kein eigenes Kind bekommen könnten, sagte Bischof Fürst. Gleichzeitig mahnte er eine kritische Haltung gegenüber einer Reproduktionsmedizin an, die mehr und mehr „vom Glauben an eine Machbarkeit“ dominiert werde. Dieser Glaube führe zur weit verbreiteten Annahme, Kinderlosigkeit sei heute vermeidbar. In der Konsequenz setze dies Paare unter einen immensen Druck. Die Auseinandersetzung mit den Zahlen und Fakten belege jedoch, dass eine Behandlung nur in rund 20 Prozent zum Erfolg führe.
Dieser Umstand zeige, so der Rottenburg-Stuttgarter Bischof, dass es zu wenig Raum für einen offenen gesellschaftlichen Austausch über das sensible Thema der Kinderlosigkeit gebe. Die Begleitung von Paaren, deren Kinderwunsch nicht erfüllbar sei und die gemeinsame Suche nach einer alternativen, sinnstiftenden Lebensform müsse einen höheren Stellenwert einnehmen.
Bischof Gebhard Fürst bezeichnete die Methoden der Reproduktionsmedizin als „ethisch hoch bedenklich“. „Zeugung und Geburt eines Kindes werden immer mehr zum technischen Prozess degradiert, das Kind wird zum Labor-Produkt.“ Den Umstand der „Leihmutterschaft“ kritisierte er als eine „neue Art der Adoption“, die zur „Entrechtung und Diskriminierung“ von Leihmüttern führe und gleichzeitig eine nicht verantwortbare Selektion und Verwerfung von Embryonen mit sich bringe. Er appellierte in diesem Zusammenhang an die Verantwortung kinderloser Ehepaare. Der Rottenburger Bischof, der auch Vorsitzender der Unterkommission Bioethik der Deutschen Bischofskonferenz ist, unterstrich: „In Deutschland muss Leihmutterschaft oder Eizellspende ausnahmslos verboten bleiben“.
"Als Kirchen drängen wir auf eine umfassende ethische und gesellschaftspolitische Debatte über die Frage, ob wir alles medizintechnisch Machbare möglich machen sollen, eine Debatte darüber, ob es den Menschen, der Gesellschaft dient“, ergänzte der evangelische Landesbischof Frank Otfried July und fragte nach dem Maßstab, der angelegt werden solle. „Entspricht es unserer Vorstellung von Menschenwürde, wenn der Eintritt ins Leben geprägt ist von einem warenmäßigen Vorgang, wenn am Lebensanfang erst eine Prüfung auf bestimmte Krankheiten oder Behinderungen steht?“
„Wir glauben: Leben ist nicht verfügbar“, sagte Landesbischof July weiter. Es könne und dürfe nicht zur Verfügungsmasse in einem vielfältigen Interessengebilde werden. Die Kirche bejahe Lebensgestaltung, medizinische Fürsorge und Hilfe, aber kein Lebensdesign. „Kinder sind keine Produkte oder das Ergebnis eines noch so ausgeklügelten Hightech-Designprozesses.“ Sie dürften nicht Spielball ökonomischer Interessen sein.
Das Wissen um Gott als Schöpfer befreie vom Designwahn. „Wir sind keine Selbstproduzenten des Lebens, können es gar nicht sein, wir sind und bleiben Empfangende. Gott sei Dank für seine guten Gaben! Designerbabys – nein danke!", betonte der württembergische evangelische Landesbischof.
Die ökumenische Aktion, „Woche für das Leben“ dauert bis zum 6. Mai und steht unter dem Motto „Kinderwunsch, Wunschkind, Designerbaby“.
Seit mehr als 20 Jahren steht die „Woche für das Leben“ für den Wert und die Würde des menschlichen Lebens und seinen Schutz in allen Lebensphasen. Sie will auf die vielfältigen Gefährdungen des menschlichen Lebens hinweisen und Menschen in Kirche und Gesellschaft für die Schutzwürdigkeit des Lebens in allen seinen Phasen sensibilisieren. Die „Woche für das Leben“ ist eine gemeinsame Aktion der Katholischen und Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie wird bundesweit am 29. April in Kassel eröffnet.