"Der Bundesfreiwilligendienst hat aufgrund der zunächst unklaren Rahmenbedingungen schleppend begonnen, ist aber zu einem beeindruckenden Erfolg geworden", sagt Kirchenrätin Heike Baehrens, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. Die Diakonie habe dieses neue Programm von Anfang an unterstützt und die Einsatzstellen darauf vorbereitet. "Es haben sich mehr Jugendliche und mehr ältere Menschen dafür gewinnen lassen als wir erwartet hatten." Jetzt gehe es darum, die "Webfehler" des Bundesfreiwilligendienstes zu korrigieren. Die Bürokratie müsse reduziert und das Bildungsprogramm optimiert werden. Auch seien die Unterschiede zum Freiwilligen Sozialen Jahr so gering wie möglich zu halten. "Und nicht zuletzt: Die Mittel, die der Bund eingesetzt hat, reichen schon jetzt nicht aus. Sie müssen unbedingt aufgestockt werden, damit niemand abgewiesen werden muss, der sich freiwillig sozial engagieren möchte."
Über 1.200 Bewerbungen junger Menschen bis 27 Jahre (Stand Mitte Juni, im Vorjahr: 628) haben sich bei der württembergischen Diakonie bisher für ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst beworben. Dazu kommen die Bewerber über 27 Jahre und viele spätere Bewerbungen. Im Vorjahr waren bis Herbst nochmals 800 dazu gekommen. Das könnte sich aufgrund des doppelten Abiturjahrgangs deutlich erhöhen. Von den 420 Bufdis sind 70 über 27 Jahre. 70 Prozent der Freiwilligen sind männlichen Geschlechts, 30 Prozent weiblich - umgekehrt wie im FSJ. Rund zwei Drittel der Einsatzstellen waren im unmittelbaren Dienst am Menschen; ein Drittel in Technik, Verwaltung oder Fahrdienst. "Man kann also nicht sagen, dass der Bundesfreiwilligendienst den Zivildienst eins zu eins ersetzen kann, denn dort war der Anteil der Hausmeister und Fahrer sehr viel höher", erläutert Baehrens.
Albert Ebinger, Vorstand des Behindertenzentrums Stuttgart, beobachtet: "Unsere Bufdis sind älter als die Zivildienstleistenden. Mit Ende 20 wollen sich manche beruflich neu orientieren." Anders die Zivildienstleistenden, die meist gleich nach der Schule kamen. Für ihn sind nach wie vor die jungen Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr eine wichtige und verlässliche Größe in der Mitarbeiterschaft. Das bestätigt Dorothee Schad, bei der BruderhausDiakonie in Reutlingen für die Personalentwicklung zuständig. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, etwa der unklaren Kindergeld-Frage, sei die Nachfrage gestiegen. Weil es dann eine Kontingentierung der Plätze gab, konnte die Einrichtung nicht alle Interessenten einstellen. Die Zivis seien eine berechenbarere Größe gewesen. "Sie kamen in planbarer Zahl, mussten nicht geworben werden und haben seltener abgebrochen." Sie plädiert für die Angleichung der Bedingungen von Bundesfreiwilligendienst und Freiwilligem Sozialem Jahr: für die Freiwilligen gerechter und für die Einrichtungen mit weniger bürokratischem Aufwand verbunden.
Michael Hafner, Bufdi bei der Behindertenhilfe Ostalb der Samariterstiftung, hat "unglaublich viel Lebenserfahrung gesammelt". Für ihn war der Bundesfreiwilligendienst "genau das Richtige nach der Schule, wenn man noch nicht genau weiß was man machen will. Oder um erste berufliche Erfahrungen zu sammeln." Nurettin Erdönmez vom Heim Pfingstweid in Friedrichshafen sagt, dass zuvor ein sozialer Beruf für ihn nicht in Frage gekommen sei "und jetzt mache ich nach meinem BFD eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger".