- 105.900 mehr Beschäftigte bei nur 12.491 weniger Arbeitslosen als vor einem Jahr
- Zwar haben 70.110 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendet, aber nur 24.140 Personen konnten in eine Erwerbstätigkeit übergehen
- Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten von Hartz IV beträgt 331.702, 20.793 mehr als vor einem Jahr
Auf dem Hintergrund, dass es insgesamt 105.900 Beschäftigte mehr als vor einem Jahr gibt (insgesamt 4.518.600), stellt man fest, dass sich die positive Entwicklung des Arbeitsmarkts nicht im Abbau der Arbeitslosigkeit niederschlägt. Die Arbeitslosenquote sinkt mehr wegen der gestiegenen Beschäftigtenzahl als wegen der gesunkenen Arbeitslosenzahl. Die Arbeitsmarktentwicklung lässt die Arbeitslosen zurück. Das Statistische Landesamt weist darauf hin (www.statistik-bw.de/Presse/Pressemitteilungen/2016351), dass die Zunahme der Beschäftigtenzahl auch darauf zurückzuführen ist, dass die durchschnittliche Arbeitszeit pro Beschäftigtem gesunken ist. Es arbeiten also mehr Menschen – oft ungewollt – in Teilzeitarbeitsverhältnissen. Hinzu kommt, dass die Zahl der Arbeitssuchenden gegenüber dem Vorjahresmonat um 6.200 Personen bzw. 1,5 Prozent auf 413.287 Personen gestiegen ist. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wird größer.
Die Zahl der Unterbeschäftigten – derer, die krank oder in Maßnahmen, aber eigentlich auch arbeitslos sind – fällt mit 307.516 deutlich höher aus als die der registrierten Arbeitslosen. Gerade diese Zahl ist gegenüber dem Vorjahresmonat um 8.996 oder 3,0 Prozent gestiegen.
Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass im April zwar 70.110 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten, aber nur 24.140 Personen aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit übergehen konnten. Nur 16,9 Prozent derjenigen, die aus dem SGB II, also dem Bezug von Hartz-IV-Leistungen, heraus ihre Arbeitslosigkeit beendeten, konnten eine Erwerbstätigkeit beginnen. Von den SGB-III-Empfängern, die aus der (Kurzzeit-)Arbeitslosigkeit abgingen, waren das immerhin 48,3 Prozent.
Der Bestand an offenen Stellen beträgt 98.461, 2.388 mehr als im Vormonat, aber dennoch kommen auf jede gemeldete offene Stelle immer noch rechnerisch ungefähr 2,2 Arbeitslose.
Die Zahl der Beschäftigung schaffenden Maßnahmen ist gegenüber dem Vormonat um 142 und gegenüber dem Vorjahresmonat um 518 auf jetzt 4.744 Plätze gestiegen. Diese Zahl ist gegenüber einer Gesamtzahl von 63.552 Langzeitarbeitslosen mehr als ungenügend und die Ausrichtung der Arbeitsmarktmaßnahmen auf Qualifizierung anstelle von öffentlich geförderter Beschäftigung ist angesichts der Struktur der Arbeitslosigkeit eine falsche Schwerpunktsetzung. Und so positiv der verstärkte Einsatz der arbeitsmarktpolitischen Instrumente ist, so erklärt er zu einem guten Teil auch den statistischen Rückgang der Arbeitslosigkeit.
Die Zahl der Menschen, die von Hartz-IV-Leistungen leben – die Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II und ihre Angehörigen – ist im Jahresverlauf deutlich um 33.539 auf 469.427 Menschen gestiegen. Allein die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten beträgt 335.600 und damit 20.793 mehr als vor einem Jahr. Diese Entwicklung ist deutlich negativer als die der reinen Arbeitslosenzahlen. Scheinbar gelingt es den Menschen selbst bei Aufnahme einer Arbeit nicht, sich aus der Hilfebedürftigkeit zu befreien. Dieser Trend nimmt zu. Das Phänomen steigender Armut trotz Arbeit weitet sich immer mehr aus und ist ein ernsthaftes Alarmsignal.
Die Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit zeigt sich unverändert an der durchschnittlichen Dauer der Arbeitslosigkeit für Langzeitarbeitslose, die im SGB-II-Bereich jetzt bei 583 Tagen liegt, und sogar 17 Tage mehr gegenüber dem Vorjahresmonat. Demgegenüber beträgt die Dauer der Arbeitslosigkeit im SGB III, der Kurzzeitarbeitslosen, nur durchschnittlich 167 Tage und ist gegenüber dem Vorjahresmonat um 12 Tage gesunken.
Die positive wirtschaftliche Entwicklung sollte jetzt verstärkt genutzt werden, um diesen Menschen durch eine qualifizierte öffentlich geförderte Beschäftigung die Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen und eine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen. Stattdessen wird inzwischen für die Verwaltung der Arbeitslosigkeit doppelt so viel ausgegeben wie für Unterstützungs- und Eingliederungsmaßnahmen. Auch die in dem weitgehend gescheiterten Programm der Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen (FIM) nicht verbrauchten Mittel in Höhe von 240 Millionen Euro pro Jahr sollen in die Verwaltungsetats der Jobcenter und nicht in aktive Unterstützungsmaßnahmen für anerkannte und geduldete Flüchtlinge fließen. Dabei werden nach einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (KB 4/2016) nur noch 14 Prozent aller Stellenbesetzungen über die Agenturen für Arbeit abgewickelt. Was die Agenturen und Jobcenter als ihr Kerngeschäft reklamieren, findet weitestgehend ohne sie statt, und immer mehr Gelder fließen in die Verwaltung der Arbeitslosigkeit statt in ihre Bekämpfung.
Weitere Hinweise unter:
http://www.initiative-pro-arbeit.de/
http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de/