Preisträger, Angehörige und Protagonisten der Beiträge begleiteten die rund dreistündige Veranstaltung. Viele von Ihnen betonten, wie wichtig es sei, auf soziale Missstände hinzuweisen. Das aber erfordere Mut und Rückgrat. Einem der Protagonisten war sogar gekündigt worden, weil er sich vor der Kamera kritisch zum Thema Leiharbeit geäußert hatte.
Autor des Films ist Hermann Abmayr vom SWR Fernsehen. Er wurde ausgezeichnet für seine Reportage „Harte Arbeit – schlechter Lohn. Wie Menschen abgehängt werden“. Sie gibt einen gelungenen Einblick in das System der Leiharbeit und die Funktionsweise von Leiharbeitsfirmen. Eindrucksvoll wird das Thema über Protagonisten geschildert. Dem Autor gelingt, die Menschen und ihre Schicksale dem Zuschauer nahzubringen. Beeindruckt hat die Jury die filmische und grafische Aufbereitung des Beitrags.
Johanna Bentz von SWR 2 erhielt die Auszeichnung für ihren Hörfunkbeitrag „Freiwillige Abschiebung – ein Feature über Balkanflüchtlinge und ihre erzwungene Rückkehr“. Die Autorin hat eine schlüssige Reportage über Flüchtlinge gefertigt, die freiwillig in Ihre Heimat zurückgehen. Dabei begleitet sie die Menschen nicht nur in Deutschland, sondern auch auf dem Flug und beim Ankommen in der alten Heimat, die so keine mehr ist. Johanna Benz gelingt es, die Rolle des beobachtenden Journalisten zu wahren, obwohl sie zunehmend persönlich in die Geschichte der Protagonisten verstrickt wird.
Der Preis für den Hörfunk-Kurzbeitrag ging an Sebastian Krämer für seine Hörfunkreportage „Vom Rollstuhl in den Beiwagen“, die auf SWR 4, Stuttgart, lief. In einem kurzen Format gelingt es ihm, dem Zuhörer Einblick in das Seelenleben behinderter Menschen zu geben. Der Beitrag lebt von unglaublichen Emotionen der behinderten Menschen, die von Motoradfahrern im Beiwagen ihrer Maschinen mitgenommen werden. Ein ergreifender und mitreißender Beitrag zugleich.
Ausgezeichnet wurde auch die vierteilige Zeitungsserie „Wie funktioniert Inklusion?“, die in der Waiblinger Kreiszeitung erschien. Autorin Dr. Pia Eckstein hat Dimitrios begleitet, der trotz einer schweren körperlichen Behinderung in eine allgemeine Grundschule in Backnang geht. Er ist das erste Kind mit einer so starken Einschränkung, das in Baden-Württemberg inklusiv beschult wird. Als Dimitrios in die erste Klasse kam, waren noch nicht einmal alle Gesetze zur Inklusion geschrieben. Pia Eckstein erzählt einfühlsam von schönen Erlebnissen, der Freundschaft mit Tin, benennt aber auch klar diverse Hindernissen bei der Umsetzung von Inklusion in der Schule.
Den Preis Online-Publikation erhielt Christin Hartard für ihren Beitrag „Letzte Chance – Jugendliche im freien Strafvollzug“ im Internetauftritt der Schwäbischen Zeitung. Sie zeigt an der Biografie von Sven, wie im Seehaus Leonberg junge Männer ihre Haft im freien Vollzug verbringen. In Texten, Fotos und Videos wird gut nachvollziehbar der Tagesablauf der Männer dargestellt und das Konzept des Seehauses auf christlicher Basis erklärt. Die Auswirkungen strenger Regeln wie das morgendliche Joggen um 5.45 Uhr, aber auch sinnerfüllte Arbeit und familiäre Gemeinschaft werden erlebbar und authentisch gezeigt.
Der Sonderpreis „Kinderarmut“ ging an Kai Diezemann. Im SWR Fernsehen lief sein Beitrag „Abgehängt! Diezemanns Reisen ins arme Deutschland“. Der Autor stellt die entscheidenden Fragen zum Thema Armut. Sein Film ist deshalb außerordentlich facettenreich und ganz nah an den Betroffenen dran. Trotz der Nähe ist der Beitrag nicht voyeuristisch und begegnet den Menschen respektvoll auf Augenhöhe. Kai Diezemann arbeitet heraus, wo die größten Armutsrisiken in Deutschland liegen und wie vor allem Familien immer weniger von ihrem eigenen Einkommen ohne zusätzliche Sozialleistungen leben können.
Die Preisträger dankten der Diakonie für die verliehenen Preise. Sie seien eine Würdigung ihrer Arbeit. Vor allem aber sei der Diakonie Journalistenpreis Ansporn, noch mehr über soziale Themen zu berichten. Durch den Preis steige in den Redaktionen die Bereitschaft, Sendeplätze für sozialpolitische Berichterstattung zu vergeben – allen Budget- und Quotensorgen zum Trotz. Einen Preis für diese Form der Berichterstattung zu bekommen zeige, dass es sich lohne, die Ressourcen und den Mut dafür aufzubringen.
Die Vorstandvorsitzenden der Diakonischen Werke Baden und Württemberg, Urs Keller und Dieter Kaufmann, sind überzeugt, dass der Diakonie Journalistenpreis selten so hohe Bedeutung gehabt habe wie heute. Dieter Kaufmann sagte: „Die Berichterstattung über soziale Themen ist wichtig und wir wollen sie würdigen. Mit Ihnen als Journalisten, als Redaktion haben wir gemeinsam, dass wir genau hinschauen und aufmerksam machen: wenn Menschen ungerecht behandelt werden oder chancenlos sind – aber auch, wenn sich Menschen für Gerechtigkeit und Inklusion einsetzen, mithelfen und Gutes tun.“
Urs Keller sagte: „Guter Journalismus ist in Zeiten, wo Medien als Lügenpresse beschimpft werden, unendlich wichtig. Er ist wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft, wenn mit Vorurteilen argumentiert und gegenüber benachteiligten Personengruppen Stimmung gemacht wird. Wir tun also gut daran, guten Journalismus mit dem Diakonie Journalistenpreis zu würdigen.“
Die Jury des Diakonie Journalistenpreises besteht aus namhaften Journalisten, Wissenschaftlern sowie Vertretern von Kirche und Diakonie. 119 Beiträge wurden in diesem Jahr eingereicht. Der Preis ist damit eine der großen Ehrungen für sozialpolitische Berichterstattung im deutschsprachigen Raum und mit insgesamt 13.500 Euro dotiert. Der Preis wird auch 2018 wieder ausgeschrieben.
Alle Gewinnerbeiträge finden Sie unter www.journalistenpreis-diakonie.de