Die Verabschiedung mit Gottesdienst und Festprogramm verfolgten rund 280 Menschen aus Diakonie, Kirche und Verbänden an ihren Bildschirmen. Sozialminister Manfred Lucha lobte Kaufmann als „Vollblutpolitiker im besten Sinn und wichtige Persönlichkeit fürs Soziale in Baden-Württemberg“. Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July würdigte den scheidenden Vorstandsvorsitzenden als einen, der immer wieder auf die diakonischen Arbeitsfelder und die Zusammengehörigkeit von Kirche und Diakonie hingewiesen habe. Als Erfolge von Kaufmanns Wirken erwähnte July beispielhaft den Aktionsplan Inklusion, die Teilhabegutscheine und den Fonds Mutmacher, eine Soforthilfe für Menschen, die durch die Corona-Krise in Not geraten sind.
In seiner Predigt sagte Kaufmann, dass er in den elf Jahren seiner Amtszeit auch Schweres erlebt hat. Armut habe sich nicht reduziert, Europa habe nach wie vor kein Aufnahmekonzept für Flüchtlinge. Heimkinderschicksale, die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs oder der Widerstand einer Nachbarschaft gegen eine geplante Wohngruppe von Menschen mit Behinderung seien weitere Beispiele. So wie die Jünger Jesu enttäuscht über das leere Netz beim Fischfang waren, gehe es auch vielen Mitmenschen. Da sei es Aufgabe von Diakonie und Kirche, dazwischen zu gehen, Teilhabe zu ermöglichen. „Für die da zu sein, die das Leere kennen, einen ablehnenden Bescheid, Ausweisung. Das ist unser alltägliches Geschäft als Kirche des Auferstandenen.“ Dabei zeige sich auch viel Hoffnungsvolles: die Energie, die ein Mensch mit Behinderung für sein Leben aufbringe. Die Gaben von Flüchtlingen. „Manche, die wir bis an das Ende ihres Lebens pflegen, lehren uns Auferstehungshoffnung.“ Er selber habe sein Engagement oft empfunden wie eine Fahrt aufs offene Meer, es habe Rücken- und Gegenwind gegeben. Die Erkenntnis der Jünger Jesu helfe: „Es geht weiter, denn sie wussten, dass es der Herr war.“ Alle Menschen hätten es nötig, sich von Gottes Geist bewegen zu lassen, er sei Mut-Macher. Das zu wissen, sei vor allem in der Corona-Krise wichtig .
Staatsekretärin i. e. R. Dr. Gisela Meister-Scheufelen, Vorsitzende des Präsidiums des Diakonischen Werks Württemberg, sagte, Dieter Kaufmann habe den Diskurs nicht gescheut, sei seinem Gegenüber aber immer mit Wertschätzung begegnet. Die Diakonie verdanke ihm wesentliche Impulse.
Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland, dankte Kaufmann für sein Engagement in der Diakonie Deutschland. Jan Gasper von der Diakonie in der Slowakei erkannte ihm virtuell das Goldabzeichen seiner Kirche zu, die seit über 30 Jahren mit der württembergischen Kirche und Diakonie zusammenarbeitet. Grußworte kamen auch per Video-Einspieler.
Dieter Kaufmann zeigte sich “bewegt, gerührt, beeindruckt“. Er bedankte sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Diakonie in Württemberg für ihren großen Einsatz. Er selbst habe „die wunderbare Vielfalt in diesem Amt genossen“.
Der in Aalen geborene Kaufmann (65) schlug zunächst die Laufbahn als Notar ein, ehe er Theologie studierte und zunächst Gemeindepfarrer der Diakoniewerksgemeinde Karlshöhe Ludwigsburg und Dozent in der Diakonenausbildung wurde. Ab 1990 war er Landesjugendpfarrer. Im Jahr 1999 wurde er Dekan des Evangelischen Kirchenbezirks Esslingen. Im Ehrenamt ist Kaufmann unter anderem Mitglied im Verwaltungsrat Stiftung Karlshöhe Ludwigsburg und Vorsitzender des Ausschusses Diakonie der Diakonie Deutschland. en. 2015 wurde Kaufmann von der EKD-Synode in den Rat der EKD gewählt.
Als Kaufmanns Nachfolgerin tritt Pfarrerin Prof. Dr. Annette Noller, seither Professorin für „Theologie und Ethik in sozialen Handlungsfeldern/Diakoniewissenschaft“ an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg, am 1. Dezember ihr Amt an.