„Jeder zehnte Mensch auf dieser Welt hat nicht genug zu essen, mehr als drei Milliarden Menschen sind mangelernährt.“ In ihrer Eröffnungspredigt betonte Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Landesstelle Brot für die Welt: „Allen Menschen steht es zu, sich ausreichend und angemessen ernähren zu können.“
Kriege und bewaffnete Konflikte ebenso wie der menschengemachte Klimawandel hätten zur Folge, dass weltweit Ernten durch anhaltende Dürren, Stürme oder Überschwemmungen zerstört würden. Im Mittelpunkt der diesjährigen Aktion Brot für die Welt steht deshalb die Forderung nach einem Ernährungssystem, das an den Bedürfnissen armer und benachteiligter Gruppen ausgerichtet ist, die natürlichen Ressourcen schont, den Klimawandel nicht weiter antreibt und die Menschenrechte respektiert.
Noller sprach in Bezug auf die Ernährungssituation von einer Gerechtigkeitskrise: „Angesichts der globalen Ernährungskrise müssen wir aber feststellen, dass nicht die Menge von Nahrungsmitteln Hunger verursacht, sondern die ungleiche Verteilung dazu führt, dass gerade Menschen im Globalen Süden nicht genug zu essen haben. Und damit ist die Ernährungskrise im Kern eine Gerechtigkeitskrise“.
Als konkretes Projektbeispiel stellte Peter Nyorsok, leitendes Mitglied des Entwicklungsdienstes der anglikanischen Kirche (ADS) in Kenia, das Projekt „Aus eigener Kraft den Hunger überwinden“ aus dem Westen Kenias vor. ADS ist die Partnerorganisation von Brot für die Welt. Vor Ort wurden die Menschen zu Ernährungssicherheit und Anpassung an den Klimawandel geschult. Dies kam insgesamt 84.000 Menschen, unter ihnen zahlreiche Kleinbauern, in der Region North Rift zugute. Es wurden Bäume zum Spenden von Schatten und Feuchtigkeit gepflanzt, alternative Anbautechniken erlernt und auf traditionelles Saatgut gesetzt. Nyorsok berichtete, es werde das Potenzial der Kleinbauern und Bäuerinnen erkannt und durch Vermittlung von Wissen gefördert. Er appellierte dazu, die Problematik des Klimawandels und der Ernährungssicherung gemeinsam anzugehen, denn: „Wir alle haben eine gemeinsame Verantwortung.“
Als Zeichen der Verbundenheit mit den Partnern pflanzte nach der Eröffnung auch der Kirchenbezirk Schwäbisch Hall einen Apfelbaum. Gemeinsam bedeckten Peter Nyorsok, Oberbürgermeister Daniel Bullinger und Annette Noller den Baum mit Erde. So werde das Apfelbäumchen zu einem Symbol für Ernährungssicherung, eine intakte Umwelt und das Leben zukünftiger Generationen, sagte Noller. Bullinger unterstrich, wie wichtig die Wahl eines besonders insektenfreundlichen- und nutzenbringenden Baums sei.
Brot für die Welt
Brot für die Welt, das weltweit tätige Entwicklungswerk der evangelischen Landes- und Freikirchen in Deutschland, wurde 1959 gegründet. Wirkliche Hilfe muss dem Armen helfen, sich selbst zu helfen, lautete ein entscheidender Grundsatz, der bis heute gilt. Im vergangenen Jahr hat das Hilfswerk weltweit über 500 neue Projekte bewilligt, regionale Schwerpunkte waren Afrika mit 210 Projekten sowie Asien und Pazifik mit 204 Projekten. Traditionell ist die Weihnachtskollekte in den rund 14.000 evangelischen Gemeinden Deutschlands für Brot für die Welt bestimmt. Schon 46 Euro reichen aus, um 2 Kilogramm Silbereichensaatgut zu kaufen – ein Baum, der die Hänge vor Erosion schützt.
Das Diakonische Werk Württemberg ist Landesstelle von Brot für die Welt.