Ein Jahr sind sie nun aktiv - die beiden Flüchtlingsdiakone in Heilbronn und Ulm. "Das Engagement von Ehrenamtlichen in Kirchengemeinden und Flüchtlingsinitiativen war von Anfang an überwältigend groß," so Annette Walter (Prälatur Heilbronn) und Dietmar Oppermann (Prälatur Ulm). "Ein Jahr Flüchtlingsdiakonat hat aber auch gezeigt, dass wir als Gesellschaft für die Integration von Flüchtlingen noch mehr tun müssen."
Die Diakonie fordert den Ausbau unterstützender strukturelle Rahmenbedingungen, die es Flüchtlingen ermöglichen, sich von Anfang an in die Gesellschaft einzubringen. Das Programm der Landesregierung, das Sprachkursangebot für Flüchtlinge auszubauen und frühzeitig einen Anschluss an den Arbeitsmarkt zu ermöglichen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Steigende Flüchtlingszahlen dürfen bei der Umsetzung des Flüchtlingsaufnahmegesetzes Baden-Württemberg keinesfalls zu Verwässerungen führen, so die beiden Flüchtlingsdiakone, auch hier müsse der bundesverfassungsrechtlich bestätigte Grundsatz gelten, dass die Menschenwürde nicht migrationspolitisch relativiert werden darf.
"Wir stellen nach wie vor eine Unterversorgung in der Beratung und Begleitung von Flüchtlingen in den Unterkünften fest", betont Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. "Darüberhinaus brauchen wir eine nachhaltige Stadtentwicklungsplanung, integrative Wohnkonzepte und umfassende Investitionen für den sozialen Wohnungsbau. Gemeinsam leben und arbeiten, gemeinsam Feste feiern und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, statt ausgrenzen und stigmatisieren. Das stärkt den Zusammenhalt innerhalb unserer Gesellschaft. So gelingt Integration."
Der Arbeitsschwerpunkt der Flüchtlingsdiakone liegt in der fachlichen Beratung und Begleitung der Freundeskreise und Ehrenamtsinitiativen. Beide Diakone sind zu Gast in vielen Gemeindegruppen und Gremien und tragen zur Förderung einer Willkommenskultur im Gemeinwesen bei. Sie vermitteln Fachwissen, schulen in psychosozialen Themen und bieten kollegiale Beratung für ehrenamtlich Engagierte. Dies ist vor allem deshalb wichtig, da die Lebensschicksale von Flüchtlingen emotional belastend sein können oder Ehrenamtliche mit ihren Handlungsmöglichkeiten an Grenzen stoßen. Persönliche Begegnung sowie Sachinformationen zu Fluchtgründen und zu der Lebenssituation von Flüchtlingen können nach der Erfahrung der Flüchtlingsdiakonate beitragen, Vorurteile zu überwinden und Vorbehalte gegen die Aufnahme von Flüchtlingen abzubauen.
"Die Flüchtlingsdiakonate sind genau zur richtigen Zeit gekommen," unterstreicht Kaufmann. "Es besteht eine große Bereitschaft in der Bevölkerung, sich ehrenamtlich für Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Hunger fliehen, zu engagieren. Kirchengemeinden, Freundeskreise und Flüchtlingsinitiativen leben den Appell des Apostels Paulus - nehmt einander an, wie Christus Euch angenommen hat zu Gottes Lob (Römer 15, 7)."
Die beiden Flüchtlingsdiakonate ergänzen die Asylpfarrämter in Stuttgart und Reutlingen. Finanziert werden die beiden Stellen sowie zwölf Koordinierungsstellen für die Flüchtlingsarbeit aus landeskirchlichen Mitteln. Mit ihrem Beitrag von insgesamt 3,55 Millionen Euro hat die Evangelische Landeskirche ein sichtbares Zeichen des Engagements für Flüchtlinge gesetzt. 50 Prozent des Betrages sind für Unterstützungsmaßnahmen der Diakonie Katastrophenhilfe für die Betroffenen vor Ort, etwa im Irak, in Syrien und umliegenden Ländern, bestimmt.