Rosafarbene Flipflops für 1,50 Euro (gesehen gestern in Stuttgart) - wie kann das sein? Damit in den Industrieländern noch mehr Kleidung, noch mehr Lebensmittel und noch mehr Elektronikprodukte für noch weniger Geld zur Verfügung stehen, arbeiten anderswo Menschen unter Bedingungen, die ihre Gesundheit und ihre Umwelt ruinieren. "Das muss und das darf nicht so sein", so Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, Landesstelle Brot für die Welt. "Wenn unser Reichtum und unser Komfort zu Lasten von Lebensqualität und Leben unserer Mitmenschen gehen, ist es höchste Zeit, noch mehr Bewusstsein dafür und Veränderung zu schaffen. Für unsere Geschwister weltweit einzutreten bedeutet, dass wir als Christen und Mitmenschen Einhalt gebieten. Wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen ist eine der schönsten Visionen der Bibel (Psalm 85), mit einer starken Hoffnung, dass die Vision Wirklichkeit wird. Dazu will Diakonie beitragen."
Unterschiedliche Akteure zeigen in der Diskussion mit Oberkirchenrat Kaufmann ihre Perspektiven zu Fairness und Gerechtigkeit sowie praxistaugliche Handlungsoptionen auf:
Yasna Crüsemann ist Prälaturpfarrerin des Dienstes für Mission, Ökumene und Entwicklung in der Prälatur Ulm der württembergischen Landeskirche. Sie arbeitet mit Gemeinden zusammen. Ihr Thema ist das Projekt Faire Gemeinde. Faire Gemeinde will durch Bildungsarbeit und Aufklärung Bewusstsein schaffen und Wissen vermitteln über die Auswirkungen von fair und unfair produzierten Waren und Lebensmitteln. Ziel ist es, private Einkäufe und unternehmerische Beschaffung auf faire und regionale Produkte umzustellen. Denn wenn Lieschen Müller weiterhin alle eineinhalb Jahre ihr funktionierendes Handy tauscht, wird Suzi Mkambo für sie weiterhin Seltene Erden aus der Mine kratzen.
Ottmar Schickle ist Referent für Flüchtlingsarbeit im Diakonischen Werk Württemberg. Sein Thema ist die Flucht aus der Heimat aufgrund globaler Ungerechtigkeit. Was treibt Menschen an, ihre Heimat zu verlassen, das ganze Ersparte zu nutzen und sich in ein wackeliges Boot zu setzen?
Gregersen Labossa György ist Präsident des Diakonie-Ausschusses der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn. Als Arbeitgeber sind ihm Migration und Auswanderung aufgrund von Armut oder der Zuversicht auf ein besseres Leben wohlbekannt. Sein Thema sind die Auswirkungen weltweiter Gerechtigkeit auf die Mitarbeitenden in der Diakonie. Er schildert die Perspektive des Arbeitgebers, dessen Sorge um Abwanderung, den Verlust der Arbeitskräfte und Nachwuchsprobleme als Folge der globalen Ungerechtigkeit.
Die Veranstaltung moderiert Anna Koktsidou, SWR.
Die Teilnahme an den Veranstaltungen der Diakonie während der Kirchentags ist kostenfrei. Weitere Informationen und Programmdetails: http://blog.diakonie-wuerttemberg.de/...
Während des gesamten Kirchentags sammelt die Diakonie Württemberg im Diakonie-Viertel gebrauchte Handys zum Weiterverwenden oder Recyceln. Der Erlös geht zu gleichen Teilen an Entwicklungsprojekte der kirchlichen Träger und an Umwelt- und Naturschutzprojekte der Deutschen Umwelthilfe.