Die Idee hatte Museumdirektor Tobias Engelsing. Er zeigt zurzeit mit seinem Team in einer Sonderausstellung die Kulturgeschichte der Bodensee-Küche. Dabei gibt es viel zu sehen, zu lesen und zu erfahren. Am 24. Juli aber gibt es dazu nun auch noch etwas zu schmecken. Sechs "Konzil-Köche" wollen die Bodensee-Küche schmackhaft servieren. So können die Besucher während des Museumsfests nicht nur die Geschichte der Bodenseeküche theoretisch erfahren, sondern sie auch gleichzeitig praktisch riechen, schmecken und vor allem auch mit den Fachmännern in weiß zur Geschichte der Küche diskutieren.
Die Bodensee-Küche hat einen guten Ruf, dafür sorgen Köche, wie die Vereinigung der "Konzil-Köche". Ihr Anliegen ist die Förderung des kulturellen Brauchtums und Handwerks in regionalen Küchen, sowie die Förderung der Gastlichkeit in der See-Gastronomie. Die "Konzil-Köche" setzen sich für die Erzeugung von Lebensmitteln in den Regionen nach Kriterien einer umweltschonenden Landwirtschaft ein, die sich am Prinzip der Nachhaltigkeit orientiert, um die natürlichen Lebensgrundlagen (Boden, Wasser, Luft), die Artenvielfalt (Tiere und Pflanzen) dauerhaft zu erhalten.
Von der Bülle bis zur Bodensee-Apfel
Im Angebot der "Konzil-Köche" während des Museumsfest stehen ausschließlich regionale Gerichte, die am Bodensee schon von den Vorfahren gekocht wurden, oder aber Gerichte, die zeigen, wie aktuell und modern die Bodenseeküche sich immer und ständig weiterentwickelt.
Manfred Hözl, Chefkoch der "Konzil-Gaststätten", Konstanz, will zum Museumsfest am Samstagmorgen die traditionelle Marktwurst braten. Allerdings wird er natürlich nicht einfach eine Rote in einen Wecken legen, sondern stellt das Brät selbst her. Eine "Konstanzer Art" der legendären "St. Galler Bratwurst", sowie eine Kräuter-Bratwurst mit Bärlauch und Petersilie. Das Brot backt er mit alten Getreidesorten, aus Roggen, Gerste und einem Hauch Haferflocken.
Klaus Neidhart, Silencehotel Gottfried, Moos, kommt von der Höri mit einem Strauß Höri-Gemüse und natürlich der legendären Bülle, der Höri-Zwiebel. Bülle, Gurke, Apfel und Dill wird er auf einem Häppchen Felchenfilet in einem Weckglas servieren. Das Felchen war und ist der Brotfisch am See, die Bülle wurde auf der Höri für die Reichenauer Mönche schon im 8. Jahrhundert angebaut.
Michael Noll, Blauer Affe, Ludwigshafen, erinnert an die einfache Bodensee-Küche und setzt einen Bodensee-Apfel auf eine gegrillte Kalbsleber mit Most-Vinaigrette. "Die Leber war das Fleisch der armen Bauern", weiß er, "die Filets und Steaks wurden an die Herrschaften geliefert."
Jürgen Veeser, Zum Adler, Wahlwies, serviert den alten Streit: Ravioli oder Maultaschen? "Ich mach Maultaschen", sagt er bestimmt und füllt sie mit einer Kräutermischung an einer Pfifferling-Speck-Soße.
Maurizio Canestrini, Pinocchio, Konstanz, kann darüber nur lachen. "Vielleicht mögen die Maultaschen tatsächlich in einem Kloster im Ländle erfunden worden sein", gibt er nach, "aber wir in Italien haben sie verfeinert." Er belegt mit seiner Eier-Pasta und breiten Nudeln, bzw. Tagliatelle, wie international die Bodensee-Küche ist und schon immer war.
Hubert Neidhart, Grüner Baum, Moos, beweist zum süßen Ende des kleinen Gourmet-Reigens, dass die unterschiedlichen politischen Zeiten am See ihre kulinarischen Spuren hinterlassen haben: Sein Kaiserschmarrn - eine typische, habsburgische Köstlichkeit. Neidhart serviert sie mit heimischen, eingelegten Zibaten.