Für Nordlichter wirkt er manchmal heimtückisch. Der Apfelsaft soll vitaminreich und gesund sein, aber warum ist der „Moscht“ hinterhältig? Die Einheimischen lachen schelmisch, sie sind mit dem zu Alkohol gegorenen Apfelsaft groß geworden. Wer das Geheimnis lüften will, sollte in den nächsten Wochen in den Linzgau fahren. Hier pressen die Apfelbauern ihr Obst zu Saft, und lassen ihn dann in den Fässern im Keller zu alkoholhaltigem Most gären.
Im Linzgau gehen die Uhren anders. Während mit den ersten Nebeln im September am Bodensee Ruhe einkehrt, arbeiten die Bauern im Hinterland des Linzgaus bis in die Wintermonate auf Hochtouren. Die Ernte wird eingebracht, alte Mostapfelsorten bis spät im November. Von morgens früh, bis abends spät, haben die Obstbauern zu tun. „Ich habe einen Saftladen“, lacht Michael Baader und lässt die rotwangigen Äpfel in seine Presse kullern. Herzhafter, nuturtrüber Apfelsaft füllt er ab. Die Gäste der Ferienregion Linzgau sind gekommen, um bei der Ernte selbst Hand anzulegen, über die Wirkung des Mosts werden sie sich bald wundern.
Im Linzgau dreht sich immer und zu jeder Jahreszeit alles um Äpfel. Ob Erd-Äpfel, sprich Kartoffeln, oder Obst-Äpfel, sprich Apfel-Kuchen oder Apfel-Schnaps. Äpfel aller Art und in allen Formen waren und sind die Lebensgrundlage der Linzgauer. Kein Wunder, dass sie auch eine eigene Apfelkönigin verehren, wie in anderen Regionen die Winzer ihre Weinkönigin.
Das Klima im Hinterland des Bodensees ist ideal für den Obstanbau. Eine lange Tradition hat die Kulturlandschaft geprägt. Ab Ende September und im Oktober wollen mehrere Linzgauer Genuss-Handwerker ihre Gäste in ihre Geheimnisse einführen. Denn wer weiß schon genau, wie Apfelsaft hergestellt wird? wie daraus der heimtückische Most mit seinem Alkohol entsteht? Oder wie ein richtiger Obst-Schnaps gebrannt wird?
Vom 25. September bis zum 10. Oktober dieses Jahres dreht sich in den Orten Frickingen und Salem, sowie auf der Insel Mainau und in den Pfahlbauten Unteruhldingen alles um die frisch gereiften Vitaminspender. Ob Hofladen, Besenwirtschaft, Vesperstube, Marktstand, gemütliches Gasthaus, erlesene Restaurants oder Einzelhandel – sie alle präsentieren auf unterhaltsame, manchmal überraschende aber stets wohlschmeckende Weise die ganze Vielfalt des berühmten Bodensee-Apfels. Besonders lecker: die extra günstigen Preise und eine attraktive Apfelwochen-Pauschale.
Der Startschuss fällt am 25. September mit 100 verschiedenen Apfelkuchensorten und einer Führung durch das Bodensee-Obstmuseum in Frickingen sowie einem Rundgang über den Obstlehrpfad. Dazu kommen Apfelverkostung mit der Apfelprinzessin, Bewirtung mit Apfelkuchen und Kaffee durch den Landfrauenverein Salemertal. Die Besucher sehen auch, wie Schnaps gebrannt wird oder Apfel-Schmankerl gekocht werden. Dazu gibt es ein Traktorentreffen historischer landwirtschaftlicher Maschinen und natürlich mit dem Traktor eine Rundfahrt durch die Obstplantagen des Linzgaus.
Es ist auch die Zeit der Wanderer, die gerade im Herbst die toskanaähnliche Landschaft genießen. Morgens ist es noch frisch, die Nebel wallen im Tal, mittags wärmt die Herbstsonne und abends locken die frisch geernteten Früchte der Linzgau-Bauern in die Gaststuben. Früher gab es im Linzgau in dieser Zeit „Erdöpfel-Ferien“ in den Schulen. Die Kinder mussten helfen Kartoffeln (Erd-Äpfel) zu lesen und die Äpfel der Bäume einzusammeln.
Vom Paradies ins Himmelreich
Der Bodensee liegt knapp 400 Meter über dem Meerespiegel. Das Paradies dahinter, auf der Ebene des Salemer Tals, auf rund 500 Meter, und Rosa Störkles Himmelreich, bei Heiligenberg, auf fast 700 Meter. „Die ideale Lage für Kartoffeln“, weiß sie und wurde auch schon längst zur heimlichen Kartoffelkönigin des Linzgaus gewählt. Warum ihre Kartoffeln besonders gut schmecken, schiebt sie auf der Erde und das Klima. „Es darf nicht zu warm sein, so wie am See“, verrät sie, „aber auch nicht zu kalt, so wie im tieferen Hinterland auf der Alb.“
Übrigens, wenn Michael Baader seinen Apfelsaft in ein Fässchen für den Keller abfüllt, dann wissen die Familienmitglieder, was es bald gibt: Für Fremde aus dem hohen Norden geschieht dann in dem Keller unheimliches. Aus dem einst süffigen und süßen Apfelsaft wird über die Wochen ein stark alkoholisiertes Getränk: „Moscht!“ Früher standen Mostfässer in jedem Bauernhaus des Linzgaus. Es war das Getränk für jeden Tag. Bier oder Wein, das war den Linzgauern zu teuer.
Michael Baader erklärt den Gästen den Unterschied zwischen Apfelsaft und Moscht: „Vom Saft können sie beliebig viel trinken. Wenn sie viel Most trinken, ja - dann kommen sie leicht ins Wanken…“.
Nähere Informationen www.bodensee-linzgau.de