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Von Öpfel und Erdöpfel im Linzgau

Unten am Bodensee wallen die Nebel - oben im Linzgau lacht die Herbstsonne

(lifePR) (Heiligenberg, )
Im Linzgau gehen die Uhren anders. Während mit den ersten Nebeln im Spätherbst am Bodensee Ruhe einkehrt, arbeiten die Bauern im Hinterland bis in die Wintermonate auf Hochtouren. Die Ernte wird eingebracht, alte Mostapfelsorten bis spät im Novem-ber. Von morgens früh, bis abends spät, haben die Obstbauern zu tun. "Ich habe einen Saftladen", lacht Michael Baader und lässt die rotwangigen Äpfel in die Presse kullern.

Hier riecht man den Herbst. Das Obst an den Bäumen ist reif, die Erde der Äcker ist frisch gepflügt, die abgefallenen, bunten Blätter der Bäume beginnen zu modern. Die frische Luft des Linzgaus ist in dieser Jahreszeit mit einer ganz besonderen Würze angereichert. Es riecht nach Erntedank, frisch gepresstem Apfelsaft, Most und dem ersten gerauchten Speck der Bauern. Es ist auch die Zeit der Wanderer, die gerade jetzt die toskanaähnliche Land-schaft besonders genießen können. Morgens ist es noch frisch, die Nebel wallen im Tal, mit-tags wärmt die Herbstsonne und abends locken die frisch geernteten Früchte der Linzgau-Bauern in die Gaststuben.

Früher gab es im Linzgau in dieser Zeit "Erdöpfel-Ferien" in den Schulen. Die Kinder muss-ten helfen Kartoffeln (Erd-Äpfel) zu lesen und die Äpfel der Bäume einzusammeln. Heute gibt es auf dem Kartoffelacker die raffinierte Kartoffelerntemaschinen und in den Obstplantagen eifrige Erntehelfer. Denn Äpfel müssen noch immer sorgsam behandelt und mit der Hand eingesammelt werden. Trotzdem verspricht ein Gasthaus, mitten in den Obstplantagen gele-gen, ein Leben wie im Paradies, und nennt sich auch gleich so, während tatsächlich der Himmel hier voller Äpfel hängt.

Vom Paradies ins Himmelreich

Der Bodensee liegt knapp 400 Meter über dem Meeresspiegel. Das Paradies dahinter, auf der Ebene des Salemer Tals, auf rund 500 Meter, und Rosa Störkles Himmelreich, bei Heili-genberg, auf fast 700 Meter. "Die ideale Lage für Kartoffeln", weiß sie und wurde auch schon längst zur heimlichen Kartoffelkönigin des Linzgaus gewählt. Warum ihre Kartoffeln beson-ders gut schmecken, schiebt sie auf der Erde und das Klima. "Es darf nicht zu warm sein, so wie am See", verrät sie, "aber auch nicht zu kalt, so wie im tieferen Hinterland auf der Alb."

Rosa Störkle ist durch und durch Linzgauer Landfrau. Sie wohnt in einem herrlichen, alten Bauerngehöft in Moos bei Heiligenberg und kocht mit Linzgauer Lebensmittel himmlisch gut. Sie will nichts von exotischen Gewürzen und Speisen hören, sondern ist überzeugt: "Alles was gut ist und schmeckt wächst bei uns!" Ihr raffinierter Beweis: "Moschtbraten mit Er-döpfel". - Wer davon probiert, erinnert sich an ein ausgezeichnetes Böfflamott, den Sauer-braten mit einem besonderen Schuss Linzgau. Dieser würzige Geruch, der im Herbst in der Luft des Landstrichs liegt, den zaubert der Mostbraten auf den Teller.

Übrigens, wenn Michael Baader seinen Apfelsaft in ein Fässchen für den Keller abfüllt, dann wissen die Familienmitglieder, was es bald gibt: Für Fremde aus dem hohen Norden ge-schieht dann in dem Keller unheimliches. Aus dem einst süffigen und süßen Apfelsaft wird über die Wochen ein stark alkoholisiertes Getränk: "Moscht!" Früher standen Mostfässer in jedem Bauernhaus des Linzgaus. Es war das Getränk für jeden Tag. Bier oder Wein, das war den Linzgauern zu teuer.

Michael Baader erklärt den Gästen den Unterschied zwischen Apfelsaft und Moscht: "Vom Saft können sie beliebig viel trinken. Wenn sie viel Most trinken, ja - dann kommen sie leicht ins Wanken...".
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