Doris Lessing: Mit ihrem jüngsten Kind, wenig Geld, dem Mitgliedausweis der Kommunistischen Partei und einem Romanmanuskript schiffte sich Doris Lessing 1949 im südrhodesischen Salisbury nach London ein. Was sie zurückließ, waren zwei Kinder aus der ersten Ehe mit einem Kolonialoffizier, ihren zweiten Ehemann, den deutschen Kommunisten Gottfried Lessing, vor allem aber ihre Illusionen über Afrika und über die Ehe. In ihren Büchern rechnete die Tochter englischer Tabakfarmer gnadenlos ab: mit dem Kolonialismus und der Situation der Frau. Als 1956 die Russen in Budapest einmarschierten, war der Kommunismus an der Reihe. Das Verhältnis zwischen Herrschaft und Unterwerfung, besonders zwischen den Geschlechtern, wurde zum Grundthema von Doris Lessing.
Ihre Geschichten – auch ausgezeichnet mit dem Somerset-Maugham-Preis – berichten pointiert und psychologisch von den leisen Katastrophen und dem lärmigen Dahinleben der Schwarzen und Weißen. Aus der Perspektive einer Betroffenen kommt das brüchige Selbstbewusstsein einer Schicht ins Bild, die das schlechte Erbe des Kolonialismus schlecht verwaltet. Bei Diogenes sind seit 1976 die folgenden Titel von Doris Lessing lieferbar:
Der Zauber ist nicht verkäuflich (detebe 20886): Afrikanische Geschichten von Frauen und Männern, Schwarzen und Weißen, Liebe und Hass, Leidenschaft und Langeweile.
Hunger nach dem großen Leben (detebe 21536): Was sonst als weltpolitische Schlagzeile aus der Dritten Welt zu uns kommt, wird in dieser Geschichte konkret, sinnfällig und eindringlich am Schicksal eines afrikanischen Jungen erfahrbar.