Der amtierende Meister liegt auch zur Saisonhälfte vorn: Hermann Gaßner und sein Co-Pilot Siggi Schrankl (Surheim/Obing) führen im Mitsubishi Lancer Evo 9 das DRM-Feld an. Mit 76 Zählern liegen sie aber nur acht Punkte vor Sandro Wallenwein / Pauli Zeitlhofer (Stuttgart / Österreich) im Subaru Impreza STi. Wahrhaft kein komfortabler Vorsprung, bedenkt man, dass es bei der ADAC Eifel-Rallye bis zu 30 Punkte zu holen gibt. "Unser Ziel ist, vor allen anderen DRM-Teilnehmern zu sein und so möglichst viele DRM-Punkte zu holen", erklärt Hermann Gaßner seine Strategie, "aber das wird sicherlich keine einfach Aufgabe, denn das Starterfeld ist sehr beeindruckend." An die Eifel hat der Tabellenleader gute Erinnerungen: Im vergangenen Jahr belegte er hier den dritten Gesamtrang hinter Mark van Eldik (Subaru Impreza WRC) und Peter van Merksteijn (Ford Focus WRC), die auch diesmal wieder auf den aus der Rallye-WM stammenden Boliden antreten. Aufgrund ihrer technischen Überlegenheit werden die WRC-Fahrzeuge nicht für die DRM-Punktewertung berücksichtigt, wohl aber für die Gesamtwertung der Rallye gezählt. Da neben den beiden Niederländern noch sechs weitere WRC-Teams am Start sind, rechnet sich Gaßner denn auch wenig Chancen auf den Gesamtsieg aus: "Die WRC sind ohnehin kaum oder nur sehr schwer zu schlagen", erklärt der Bayer. "Wir haben deshalb vor allem die DRM-Teams im Blick."
Wallenwein will Boden auf Gaßner gutmachen
Eine etwas andere Herangehensweise wählt Gaßners schärfster Verfolger Sandro Wallenwein: "Ich werde mich nur auf Herman konzentrieren und versuchen, vor ihm im Ziel zu sein", so der Stuttgarter, " nur so können wir von seinem Vorsprung etwas abfeilen. Es wäre fatal, wenn er sein Punktepolster noch weiter ausbauen könnte." Auf den Eifel-Einsatz freut sich der Subaru-Pilot besonders:
"Das ist eine Top-Rallye und die Prüfungen liegen mir auch. Aber im Gegensatz zu Hermann war ich in den vergangenen zwei Jahren dort nicht am Start." Dritter im Bunde der bisherigen Laufsieger und auch Dritter der Zwischenwertung ist der Sachse Peter Corazza im Mitsubishi Lancer Evo 7. Nachdem in Hessen nur die Technik seinen ersten DRM-Erfolg vereitelte, konnte er das Heimspiel in Sachsen gewinnen. Corazza: "Der Ausfall in Hessen hat uns richtig viele Punkte gekostet, aus eigener Kraft können wir wohl nicht mehr in den Titelkampf eingreifen." Der Fahrsicherheitsinstruktor ergänzt aber schmunzelnd, "noch wenigstens ein weiterer Laufsieg würde mir schon gut gefallen."
Starke Porsche-Fraktion und internationale Gaststarter
Nicht nur die drei bisherigen Laufsieger an der DRM-Tabellenspitze sorgen für eine hochkarätige Besetzung der stärksten Division 1. Auch viele internationale Top-Piloten sind am Start. Auf diese Konkurrenten freuen sich vor allem zwei Youngster: Florian Auer (Freilassing), der kurz vor der Rallye seinen 25. Geburtstag feiert und der 19-jährige Hermann Gaßner junior, Sohn des Tabellenleaders.
Beide sind auf Mitsubishis aus der bayerischen Rallye-Schmiede unterwegs. "Vor allem auf den Vergleich mit Jasper van den Heuvel bin ich gespannt", so der Gaßner-Sprößling, "der hat ja schon bei seinen WM und EMEinsätzen gezeigt was er kann." Das Siegen wird den versammelten Turbo- Allradlern außerdem durch vier bärenstarke Hecktriebler schwer gemacht. Vor allem der sechsfache DRM-Champion Matthias Kahle (Köln) brennt auf seinen ersten Sieg im Porsche 911 GT3, den sich allerdings auch die Markenkollegen Olaf Dobberkau (Schleusingen), Toni Werner (Altfraunhofen) und Heinz Walter Schewe (Hagen) gerne gutschreiben lassen würden. "Mit einem neuen Team und einem neuen Auto sind wir jetzt dreimal in die Punkte gefahren, das ist fantastisch", formuliert Kahle, der in seinem zu Jahresbeginn neu formierten Team die erste Saison im Rallye-911er bestreitet. "Und das Ziel ist ganz klar, wir wollen wieder aufs Podest fahren." Auch Olaf Dobberkau reist mit großen Ambitionen in die Eifel, denn hier hat er noch eine Rechnung offen. Im vergangenen Jahr lag er hinter den beiden WRC auf dem dritten Gesamtrang, als ihn kurz vor Schluss die Technik stoppte. Toni Werner verlor 2007 erst auf der allerletzten Prüfung den Kampf mit Gaßner um die Position des besten Nicht- WRC-Piloten. Mindestens mit diesem Trio muss man in der Eifel rechnen - es scheint tatsächlich ein gutes Jagdrevier für die Hecktriebler zu sein.
Starke Konkurrenz mit drei Teams aus der Junior-WM
Auf leisen Sohlen hat sich in der ersten Saisonhälfte ein junger Mann auf den vierten Platz im Gesamtklassement geschlichen, der einen wahren Rallye-Floh pilotiert. Der Sulinger Christian Riedemann tritt mit seinem Suzuki Ignis in der Division 4 an, in der die kleinsten in der DRM zugelassenen Fahrzeuge geführt werden. Und während sich die Teams in den "großen" Divisionen streiten, könnte ihm das Starterfeld eher überschaubare Aufgaben bescheren: Mit einer guten Platzierung in der Division würde der 20jährige damit weitere Zähler sammeln, um die Top-Platzierung weiter festigen. Auf die Teams der Divisionen 2 und 3 dagegen wartet in der Eifel ein heißer Tanz mit internationalen Top-Teams. Allein drei Mannschaften aus der Junior-WM nutzen die Eifel für einen letzten Test vor dem deutschen WM-Lauf bei der Rallye Deutschland. Angeführt wird die WMTruppe vom Junior-WRC-Leader Sébastien Ogier, der in Fachkreisen schon als Nachfolger seines französischen Landsmannes und amtierenden Weltmeisters Sébastien Loeb gehandelt wird. Die deutsche J-WRC-Hoffnung Aaron Burkart liegt auf dem vierten Zwischenrang und testet in einem weiteren Citroën C2 Super 1600. Und dabei werden die WM-Piloten den Herren Mysliwietz, Zehetmaier & Co. wohl kaum freiwillig die wichtigen DRM-Zähler überlassen.