Kuratorin Annelies Schwarz brachte die Ausstellung auf Initiative unseres Referatsleiters Reinhold Lagrene nach Heidelberg, der sich in seiner Begrüßung vor allem von dem Kontrast zwischen den schwierigen Lebenssituationen der Kinder und deren lebensfrohen Bildern beeindruckt zeigte.
Die Bilder sind alle im Unterricht des slowakischen Kunsterziehers Jan Sajko in dem Dorf Jarovnice entstanden. Dort befindet sich eine der größten Romasiedlungen der Ostslowakei. Die Gemälde zeigen in der Regel die Lebensumwelt der Schüler. Die meisten der dargestellten Personen kennen die jungen Künstler persönlich und haben eine Beziehung zu ihnen. Man sieht sie bei der Verrichtung alltäglicher Arbeiten oder beim Sport, man sieht ihre Familien sowie Portraits und Selbstportraits. Es ist erstaunlich, mit welcher Liebe zum Detail Jungen wie Mädchen ihre Bilder gestalten.
Jan Sajko gibt seinen Schülern die Gelegenheit, ihre Gefühle auszudrücken und ihre Erlebnisse künstlerisch zu verarbeiten. Die Ergebnisse sind beeindruckend: "Wo sie wohnen, ist alles trist und grau. Sie sehen nur Dreck und Staub und waren noch nie in einer Galerie. Und dann kommen sie in die Schule und malen in den schrillsten Farben - für mich ist das ein Wunder", sagt Jan Sajko. Die Kinder aus der Siedlung besuchen die Gemeindeschule, 2005/06 waren 775 Schüler Roma. 40 Lehrer und zwei Roma- Assistenten unterrichteten die Kinder in zwei Schichten in mit je 16 Schulklassen. Auf zahlreichen Ausstellungen unter anderem in Deutschland, Schweden und den USA waren die Bilder der jungen Künstler schon zu sehen. Die Tatsache, dass ihre Bilder in der ganzen Welt zu sehen sind, erfüllt die Schüler mit Stolz und sorgt dafür ihr Selbstbewusstsein entscheidend zu steigern.
Zum Hintergrund: Die Gemeinde Jarovnice liegt im Šarišské-Bergland in einem Tal, durch das der kleine Fluss Mala Svinka fließt. Heute ist die Gemeinde Heimat von 4600 Menschen, darunter ungefähr 3600 Roma. 1998 wurde die Ostslowakei von einer verheerenden Flutkatastrophe heimgesucht - die größten Schäden richtete eine Schlammlawine des zum reißenden Strom angeschwollenen Mala Svinka in Jarovnice an. Dabei starben 53 Menschen, unter den Opfern befanden sich viele Kinder. Die Bilder gingen um die Welt.
Nach der Wende Anfang der 1990er Jahre waren es vor allem Angehörige der Roma, die als erste ihre Arbeitsplätze verloren und einen Großteil der Slums an den Rändern der Städte bewohnten. Auch in der Gemeinde Jarovnice lebten viele Roma in ärmlichen Verhältnissen in einfachen Holzhäusern oder Lehmhütten, die von der Flut weggespült wurden. Auch die stabileren Steinhäuser, in denen ein Teil der Roma- Familien lebten, wurden zum Teil schwer zerstört. Über 700 Roma wurden obdachlos und mussten in Notunterkünften untergebracht werden.
Auch heute, 16 Jahre nach der Flut, leben die Roma in Jarovnice unter katastrophalen Bedingungen und sehen sich einer wachsenden Diskriminierung ausgesetzt. Jan Sajko gibt den Kindern, die dort in einer verzweifelten und fast hoffnungslosen Situation aufwachsen, die Gelegenheit, sich künstlerisch auszudrücken und so ihre Lebenslagen zu verarbeiten.
Weitere Informationen finden Sie unter www.sintiundroma.de