Hintergrund für die Gründung der internationalen Auszeichnung war und ist die weltweit immer noch besorgniserregende Menschenrechtssituation für Sinti und Roma, die mit 10 bis 12 Millionen Angehörigen die größte Minderheit Europas darstellen. Bis in die heutige Zeit sind diese wie keine andere Gruppe von staatlichen Repressionen, gesellschaftlicher Ausgrenzung und offenem Rassismus betroffen. Mit dem Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma soll ein Beitrag zur Wahrung und Durchsetzung der Bürgerrechte und der Chancengleichheit für die Angehörigen der Sinti- und Roma-Minderheiten in ihren jeweiligen Heimatländern in Europa geleistet werden. Der Preis soll gleichzeitig ein Signal an politisch verantwortliche Stellen, Medien und gesellschaftliche Gruppen in Europa sein, gegen überkommene Klischees, Vorurteilsstrukturen und gegen jede Form von Ausgrenzung vorzugehen.
Ausgezeichnet werden Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen, die sich für die Verbesserung der Menschenrechtssituation der Sinti und Roma eingesetzt haben. Dazu zählen sowohl politische Einflussnahme als auch aktives, öffentliches Eintreten gegen diskriminierende Praktiken in Gesellschaft, in Medien, in Bildung oder Beruf. Laureat des im Jahr 2008 erstmalig vergebenen Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und Roma war der ehemalige polnische Außenminister Prof. W³adys³aw Bartoszewski, dem die Ehrung aufgrund seines beispielhaften Engagements für die Anerkennung und Gleichstellung der Sinti und Roma als Opfer des nationalsozialistischen Völkermordes zuteil wurde.
Am 7. Dezember tagt die achtköpfige Jury des Europäischen Bürgerrechtspreis unter dem Vorsitz des Vorsitzenden des Zentralrats und des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, und Stifter des Preises, Manfred Lautenschläger, Gründer der MLP AG und Vorsitzender der Manfred-Lautenberger-Stiftung zum zweiten Mal und wählt aus den Nominierten die Preisträgerin oder den Preisträger für das Jahr 2010.
Zu den Mitgliedern der international besetzen Jury zählen die Sonderbotschafterin der OSZE zur Bekämpfung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung und Vorsitzende des Verwaltungsrates der Europäischen Agentur für Grundrechte, Dr. Anastasia Crickley, die stellvertretende Generalsekretärin des Europarats, Maud de Boer-Buquicchio, der Vorsitzender des Polnischen Roma-Verbandes, Roman Kwiatkowski, der Parlamentsabgeordnete und Vorsitzende des interministeriellen Ausschusses für Roma-Angelegenheiten aus Ungarn, Lázló Teleki, Ministerpräsident a. D. Erwin Teufel sowie der Holocaust-Überlebende und Repräsentant des Niederländischen Sinti- und Roma-Verbandes, Zoni Weisz.
Die Preisverleihung findet voraussichtlich im April 2010 im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Das Datum steht in Zusammenhang mit dem Jahrestag des international viel beachteten Hungerstreikes von zwölf Sinti in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau Ostern 1980, mit dem der maßgebliche Grundstein für den Beginn der Bürgerrechtsarbeit der Sinti und Roma in Deutschland und Europa gelegt wurden.
Carsten Schneider
Dokumentations- und Kulturzentrum
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