Welches persönliche Schicksal hinter den im KZ Dachau am 1. August 1942 und am 2. März 1944 vergebenen Häftlingsnummern 32800 und 64949 stand, recherchierten 2009 zwei Schülergruppen der Mannheimer Humboldt Realschule unter der Anleitung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma und ihrer Lehrerin Dororthea Müller für das Gedächtnisbuch der Häftlinge des KZs.
Jaqueline Kasparek, Michaela Pasini und Simona Piazza erarbeiteten die Biographie des deutschen Sinto Karl Pasquali, Jessica Bero da Silva, Marvin Heinz und Riccardo Passaniti zeichneten den Lebensweg des Luxemburgers Ernest Gillen, ehemaliger politischer Gefangener, nach. Archivunterlagen des Dokumentationszentrums und verschiedener KZ-Gedenkstätten, aber auch Zeitzeugen- und Historikergespräche dienten den Schülerinnen und Schülern als Grundlage ihres Vorhabens, Pasquali und Gillen aus der anonymen Masse von Häftlingen herauszuheben und die Namen hinter ihren Häftlingsnummern sichtbar zu machen. "Namen statt Nummern" lautet auch der Titel der aus dem Dachauer Gedächtnisbuch entstandenen internationalen Wanderausstellung, die 2008 im Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma gezeigt wurde und die Schülergruppe zum Verfassen eigener Beiträge inspirierte.
Das "Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau" ist eine fortlaufend erweiterte Sammlung von Biographien, erstellt von Schülern, Studenten und interessierten Erwachsenen, die sich aktiv mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandersetzen wollen. Seit 1999 wurden mit diesem Projekt über 100 individuelle Verfolgungsschicksale dokumentiert, biographisch zusammengefasst und mit Originaldokumenten hinterlegt.
Träger des Gedächtnisbuchprojektes sind das Dachauer Forum e.V., das Jugendgästehaus Dachau, die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, der Förderverein für internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit sowie die Katholische Seelsorge / Bischöflicher Beauftragte für KZ-Gedenkstättenarbeit der Erzdiözese München und Freising. Im Jahr 2009 wurde das Projekt vom "Bündnis für Demokratie und Toleranz" der Bundesregierung für sein vorbildliches zivilgesellschaftliches Engagement ausgezeichnet.