Tilman Zülch (geb. 1939) war bereits als Jugendlicher und Student in Hamburg politisch engagiert. Seit den 1970er Jahren setzte er sich für die Sinti und Roma ein und beteiligte sich maßgeblich an den Aktionen der damals jungen Bürgerrechtsbewegung, die sich gegen anhaltende Diskriminierung und gesellschaftliche Ausgrenzung richteten. Tilman Zülch tritt bis heute europaweit für die Rechte der Sinti und Roma ein und bezieht gegen jede Form von Diskriminierung und Rassismus Stellung. Es ist Tilman Zülch mit zu verdanken, dass die Sinti und Roma heute eine der vier anerkannten nationalen Minderheiten in Deutschland sind. Die Jury einigte sich auf Tilman Zülch als Preisträger, weil er sich seit der Gründung der Gesellschaft für bedrohte Völker weltweit für die Rechte von Minderheiten stark gemacht habe und sich dabei niemals einer Ideologie verpflichtet gefühlt habe, sondern immer die Menschlichkeit im Mittelpunkt seines Handelns stand.
Amaro Drom, Empfänger des mit 5 000 Euro dotierten Sonderpreises, ist ein interkultureller Jugendverband von Roma und nicht-Roma mit dem Ziel, jungen Menschen durch Empowerment, Mobilisierung, Selbstorganisation und Partizipation Raum zu schaffen, um aktive Bürgerinnen und Bürger zu werden. Als junge Roma und nicht-Roma übernehmen die Mitglieder gemeinsam Verantwortung in der Gesellschaft für Achtung und gegenseitigen Respekt. Die Arbeit des Verbands trägt dazu bei, dass sich die Kinder und Jugendlichen zu kritikfähigen, verantwortungsbewussten, Verantwortung übernehmenden und bewusst handelnden Persönlichkeiten entwickeln können. Voraussetzung dafür ist eine Erziehungsarbeit, die den Menschen in seiner Würde und Freiheit in den Mittelpunkt stellt.
Der 2007 ins Leben gerufene Europäische Bürgerrechtspreis soll einen Beitrag zur Wahrung der Bürgerrechte und der Chancengleichheit der Angehörigen der Sinti und Roma-Minderheiten in ihren jeweiligen Heimatländern in Europa leisten. Darüber hinaus soll er gleichzeitig ein Signal an politisch verantwortliche Stellen, Medien und gesellschaftliche Gruppen in Europa sein, gegen überkommene Klischees, Vorurteilsstrukturen und jede Form der Ausgrenzung vorzugehen.
Weitere Informationen unter www.buergerrechtspreis.de und www.civilrightsprize.com